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JULBACH. Aufgeschmissen... Mitten im Nirgendwo, weit hinter Exenschlag steh“ ich und suche nach einem kleinen Bauernhof. Nicht mal das Navi kennt den richtigen Weg. Aber wie sich schnell herausstellt, macht das nix. Denn man muss nur nachfragen, nach den Seufferleins. Die kennen alle. Sind ja schließlich Zuag“roaste. Und a bisserl spinnen tun sie auch – im wahrsten Sinne des Wortes!

Foto: Seufferlein
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Da hängen sie schon überall, die Stoffe und Garne, die Christiane Seufferlein (43) frisch gefärbt hat. Denn seit drei Jahren ist das ihre große Leidenschaft: das Färben mit Pflanzen. Und spinnen tut die Frau des Hauses auch – nämlich Wolle von den hauseigenen „Rasenmäher-Schafen“, wie Christiane sie mit einem Augenzwinkern nennt.

Wie eine Sucht

„So hat alles angefangen“, blickt sie zurück. Die Seufferleins wohnen nämlich im Ortsteil Leithen und – wie der Name schon sagt – in einer gewaltigen Leiten. Keine ebene Fläche rundherum. Weil das Gras mähen dort so mühselig war, wurden Schafe gekauft. Und weil Schafe eben Wolle geben, war die Frage geboren: Was damit anstellen? Als Kräuterpädagogin war der Weg kurz zum Experimentieren mit Naturfarben aus Pflanzen. Als Christiane Seufferlein dann ihre erste selbstgefärbte Wolle aus dem Topf holte, war er ausgebrochen, der Färbe-Virus. „Ich kann die Finger nicht davon lassen. Es ist wie eine Sucht!“, leuchten ihre Augen, und sie erzählt von vielen Experimenten mit verschiedensten Pflanzen, die Stoffe und Wolle in den schönsten Farben erstrahlen lassen. Lernen kann man dieses Handwerk schon lange nirgends mehr. Synthetische Farben haben schon vor mehr als 100 Jahren die Naturfarben verdrängt und so muss Christiane in mittelalterlichen Büchern nachlesen oder einfach selber ausprobieren, was sie wissen will. „Mein Mann Ulrich und meine vierjährige Tochter Rie helfen mir tatkräftig“, freut sich die Bio-Bäuerin, die keinesfalls dem klassischen Klischee dieser Zunft entspricht.

Von Himbeeren zum Biohof

Den kleinen Hof in der Einschicht haben sie vor vier Jahren gekauft, zuerst mit dem Gedanken, eine Himbeer-Plantage zu pflanzen. Im Salzkammergut hatten sie so eine schon erfolgreich betrieben. „Aber leider rückt ein Himbeerschädling immer näher, deshalb haben wir uns da nicht mehr drübergetraut. Also suchten wir nach Alternativen und da kam uns das Färbe- und Spinn-Handwerk sehr gelegen – auch, weil ich mir die Arbeit daheim selber einteilen kann und das besser mit der Familie vereinbar ist. Außerdem gibt mein Mann Kurse im Sensenmähen und Dengeln und macht auch Sensen-Service und Verkauf.“

Textilien mehr schätzen

In Kursen, die Christiane Seufferlein auf Märkten, aber auch bei namhaften Unternehmen wie GEA Waldviertler veranstaltet, gibt sie ihr mittlerweile umfangreiches Wissen weiter. „Mir geht es aber nicht darum, die Menschen bekehren zu wollen, keine synthetisch gefärbten Produkte mehr zu kaufen. Das geht ja nicht, da bin ich Realistin. Aber vielleicht denken manche um und lernen, Textilien wieder mehr zu schätzen und nicht mehr als Wegwerfprodukte anzusehen.“

Alte Färberei soll zum Leben erweckt werden

Dass die rührige Mama damit einen Nerv der Zeit getroffen hat, zeigt auch die aktuelle Kooperation mit der Manufaktur Haslach, für die sie Stoffe einfärbt. Doch damit nicht genug: Am Areal der Manufaktur steht eine alte, schon lange stillgelegte Färberei, von der keiner mehr weiß, wie dort das Färben im größeren Stil funktioniert hat. „Wir tüfteln da grad gemeinsam, das Manufaktur-Team und ich, und wir probieren, diese Färberei zu reaktivieren. Wenn das Ganze wirklich groß werden sollte, kann ich mir auch vorstellen, hier auf meinem Hof eine große Färberei zu bauen“, schaut sie schon in die Zukunft.

Neue Chance für alte Pflanzen

Dafür kann sie sicherlich jene Pflanzen gut brauchen, die sie ab dem nächsten Jahr vor ihrer Haustüre anbauen will: „Ich möchte unter anderem die Färber-Waid wieder anpflanzen. Bis ins 16. Jahrhundert war das die einzige heimische Pflanze, mit der man blau färben konnte. Dann wurde sie von Indigo aus Fernost verdrängt und verschwand quasi von der Bildfläche“, erklärt Seufferlein. Viel Arbeit also für die Seufferleins – und so nostalgisch das alles auch klingen mag, so wenig tun sie es rein der Nostalgie wegen: „Alles, was wir hier machen, hat auch einen deutlichen Bezug zum Heute. Nur der Nostalgie wegen – das würde ja keinem nützen!“

Infos zum Kursangebot:

www.biohof-seufferlein.at


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