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Zwei Kirchberger in Lissabon: „Ein Café im Ausland zu eröffnen ist sicherlich kein Strandurlaub“

Michaela Aichinger, 30.08.2018 20:00

KIRCHBERG/LISSABON. Seit einem Jahrzehnt sorgen zwei Pielachtaler in Lissabon für beste österreichische Kaffeehauskultur. Ihr Lokal – das „Kaffeehaus“ – gilt als besonderer Treffpunkt für Portugiesen und Touristen aus aller Welt. Tips bat Konrad Tretter und Christoph Hubmayer zum Gespräch.

  1 / 4   (v.l.) Christoph Hubmayer und Konrad Tretter haben sich in Lissabon mit dem „Kaffeehaus“ einen Traum erfüllt. Foto: John Wolf

Tips: Wann seid ihr auf die Idee gekommen, ein Lokal im Ausland zu eröffnen?

Christoph Hubmayer: Auf einem unserer Road/Surf-Trips in den Sommerferien von Österreich bis nach Lissabon und retour etwa zwei bis drei Jahre, bevor wir dann endgültig nach Lissabon gezogen sind. Ich war kurz vor dem Abschluss meines Studiums und gemeinsam sind wir auf die Idee gekommen, uns in der Gastro selbstständig zu machen.

Tips: Warum gerade Portugal/Lissabon?

Hubmayer: 2004 habe ich ein mehrmonatiges Praktikum in Lissabon im Zuge meines Studiums absolviert. Konrad war da gerade in Australien, wo er das Surfen für sich als Sport entdeckt hat. Im Jahr darauf, nachdem ich ihn überzeugt habe, dass Portugal ein Surfparadies ist, sind wir mit einigen Freunden zu unserem ersten Surftrip aufgebrochen. Lissabon, unser Umkehrpunkt, hat uns extrem gefallen. In den Folgejahren haben wir die Reise jeden Sommer wiederholt. Danach war es für uns ein logischer Schritt, dort ein Kaffeehaus zu eröffnen.

Tips: Wie schwierig ist es, im Ausland mit einem Lokal Fuß zu fassen? Welche Hürden musstet ihr nehmen?

Konrad Tretter: Am Anfang ist da klarerweise die Sprachbarriere. Vor zehn Jahren war auch die Bürokratie noch sehr schleppend. Das hat sich aber in den letzten Jahren verbessert.

Tips: Was muss man mit sich bringen, um sich als Selbstständiger im Ausland zu behaupten?

Tretter: Eine Idee, Offenheit, viel Geduld und Durchhaltevermögen. Wer glaubt, ein Café im Ausland zu eröffnen wäre ein Strandurlaub, wird es sicherlich schwer haben.

Tips: Wofür steht euer Lokal? Was bietet ihr an?

Hubmayer: Unser Lokal steht für echte österreichische Küche und österreichisches Kaffeehaus-Flair in Lissabon mit hausgemachten Hauptspeisen und Kuchen.

Tips: Musstet ihr die Zutaten/Speisenauswahl dem portugiesischen Geschmack anpassen?

Tretter: Der Erdapfelsalat hat einige Überzeugungsarbeit benötigt, ist aber mittlerweile schon ein Renner. Statt klarer Suppen bevorzugen die Portugiesen lieber Creme-Suppen.

Tips: Welche Gerichte kommen bei den Menschen vor Ort besonders gut an?

Tretter: Unser hausgemachter, ofenfrischer Apfelstrudel wird sehr gern bestellt. Die Klassiker wie Wienerschnitzel, Gebackene Champignons und Würstel sind echte Exoten und sind sehr gefragt.

Tips: Was liebt ihr an der portugiesischen Küche?

Hubmayer: Die Einfachheit – viele Gerichte sind einfach gegrillt – und die Frische der Produkte, insbesondere frischer Fisch direkt an der Küste.

Tips: Ihr seid seit zehn Jahren „im Geschäft“. Was waren in diesem Zeitraum beruflich die schönsten Erlebnisse, was war besonders schwierig?

Hubmayer: Besonders die ersten Jahre, als wir täglich von früh bis spät im Lokal gestanden sind und danach noch auf ein oder zwei „Entspannungs-Bier“ gegangen sind, hab ich schön in Erinnerung. Zum Höhepunkt der Wirtschaftskrise haben uns vor allem die Steuererhöhungen zu schaffen gemacht. Trotz Kaufkraftverlust sind uns aber unsere Kunden treu geblieben. Was uns besonders freut ist, dass es eine Menge Leute gibt, die wir seit den ersten Tagen zu unseren Stammkunden zählen können. Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit.

Tips: Welche Pläne verfolgt ihr für die nächste Zukunft?

Tretter: Weitermachen wie bisher! Seit 1. August haben wir auch unser Angebot erweitert. Ab sofort gibt es die ganze Woche ab 9.30 Uhr Brunch.

Tips: Kommen oft auch österreichische Touristen zu euch?

Tretter: Eigentlich begrüßen wir fast täglich Touristen aus Österreich. Vor allem aus dem Pielachtal schauen im Wochenrhythmus Besucher vorbei. Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert hervorragend!

Tips: Könnt ihr euch vorstellen, irgendwann wieder nach Österreich zurückzukommen und dort ein Lokal zu eröffnen?

Hubmayer: Sicherlich. Aber vorerst fühlen wir uns hier sehr wohl. Es gibt zu viele gute Gründe, um hier noch eine Weile zu bleiben!


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