
BEZIRK KIRCHDORF UND REGION STEYR. Eine Umfrage der „Aktion kritischer Schüler_innen“ (AKS) Oberösterreich zeigt, dass es den Schülern mit der aktuellen Situation nicht gut geht. Jonathan Grüner, ReGru (Regional Gruppe) Leiter der AKS in Kirchdorf und Steyr und Schüler der Berufsbildenden Schulen (BBS) Kirchdorf gibt einen Einblick.
Im Rahmen der Kampagne „Alle Stimmen hörbar machen“ führte die AKS Oberösterreich eine Umfrage zur psychischen Gesundheit von Schülern in der Pandemie durch. 3.369 Schüler aus ganz Oberösterreich haben daran teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass es den Schülern mit der aktuellen Situation nicht gut geht und mentale Probleme immer häufiger werden. Leistungsdruck, Ungewissheit, Aussichtslosigkeit und Frustration prägen den Alltag der Schüler.
Ungewissheit über die Zukunft ist belastend
„Ich persönlich empfinde die Situation als sehr belastend und kräftezehrend“, sagt Jonathan Grüner, ReGru (Regional Gruppe) Leiter der AKS in Kirchdorf und Steyr: „Besonders Jugendliche klagen über die derzeitige Situation, da sie mitunter die Gruppe sind, die am meisten Einschränkungen in vielen Lebensbereichen spürt.“ Zudem sei die Ungewissheit über die Zukunft belastend: „Wir wissen nicht, wie die Matura oder Abschlussprüfung dieses Jahr stattfinden wird. Wir wissen nicht, ob wir morgen noch sicher in der Schule sind. Wir tragen das Risiko, unsere Familien zu gefährden, wenn wir den Präsenzunterricht besuchen.“
Krisenteam in der Schule bezieht Schüler mit ein
Jonathan Grüner ist Schüler der Berufsbildenden Schulen (BBS) Kirchdorf und auch in der Schülervertretung aktiv. Ein Krisenteam bestehend aus Lehrkräften, Schulärztin und Direktion berät sich regelmäßig über die aktuelle Lage an der Schule und setzt die nötigen Reglementierungen. Die Schüler werden regelmäßig mit in Entscheidungen eingebunden, dies geschieht über die Schülervertretung oder über das Schuldemokratieteam.
Aufklärung über die Impfung
In der AKS-Umfrage bewerteten die Befragten die Aufklärung über die Impfung sehr schlecht. „In den BBS Kirchdorf besteht jederzeit die Möglichkeit, mit der Schulärztin über die Impfung zu sprechen, außerdem wird in gewissen Fächern immer wieder darüber gesprochen und diskutiert“, beschreibt Jonathan Grüner die Situation in Kirchdorf. Auch das Testen funktioniere sehr gut, da sich bereits eine gewisse Routine entwickelt habe und die Lehrkräfte sehr gut eingeschult wurden.
Strenge Maßnahmen
Die Maßnahmen in den BBS beschreibt Jonathan Grüner zwar als sehr streng, „jedoch werden diese teilweise nicht befolgt. Ich persönlich finde das dauerhafte Tragen einer FFP2-Maske grenzwertig, besonders in Fächern wie Küchen- und Restaurantmanagement und Sport ist es schwierig, sich an die Regelungen zu halten. Es fehlt eine klare und direkte Kommunikation zwischen Ministerium und den Schülern. Es werden keine Schüler bei Entscheidungen miteinbezogen und auf die psychische Gesundheit wird nicht eingegangen.“
Mündliche Matura
Eine deutliche Mehrheit der Befragten in der AKS-Umfrage bevorzugt die mündliche Matura auf freiwilliger Basis. Diesem Ergebnis schließt sich auch der ReGru-Leiter der AKS in Kirchdorf und Steyr an: „Ich stimme diesem Ergebnis zu 100 Prozent zu, eine ,normale' Matura ist eine enorme Belastung, die vielen Schülern nicht zumutbar ist. Der heurige Maturajahrgang hat wichtige Jahre nicht immer in der Schule verbringen können, dies hat besonders bei sozial- und lernschwächeren Personen große Lernlücken gerissen. Durch die Freiwilligkeit kann die mündliche Matura trotzdem absolviert werden, wenn dies von einer Person erwünscht ist.“
Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeit beziehungsweise Diplomarbeit
Weiters bevorzugt eine deutliche Mehrheit in der AKS-Studie die Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) beziehungsweise Diplomarbeit (DA) auf freiwilliger Basis. „Ich kann auch diesem Ergebnis nur zustimmen, denn diese Präsentation ist mitten in der Prüfungsphase des zweiten Semesters und auch hier haben viele Schüler viel Druck und Stress, der durch die Freiwilligkeit um einiges gesenkt werden könnte. Außerdem bietet die Arbeit alleine schon genug Leistung, um auf eine Note zu kommen“, sagt Jonathan Grüner.
AKS führte Gespräche mit der Bildungsdirektion
Die Ergebnisse der Umfrage hat die AKS-Landesschülervertretung gemeinsam mit dem Bildungsdirektor besprochen und nach Lösungsansätzen gesucht. Die Schülervertreter hoffen, dass Maßnahmen wie nachhaltige Veränderungen, Anpassungen der Matura-Prüfungen und die intensive Thematisierung mentaler Gesundheit im Unterricht seitens der Bildungsdirektion bald umgesetzt werden.