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Zwei Micheldorfer tauchten acht Monate in Kultur und Natur asiatischer Länder ein

Susanne Winter, MA, 10.01.2024 19:01

MICHELDORF IN OÖ. Ursula Forster und Oskar Lehner reisen seit 2016 mit ihrem umgebauten Geländewagen um die Welt. 2023 waren die Micheldorfer rund acht Monate in Asien unterwegs. Derzeit sind die beiden Weltenbummler wieder in Österreich und Tips nutzte die Gelegenheit für ein Interview.

 (Foto: Forster/Lehner)
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Tips: Wo seid ihr 2023 genau unterwegs gewesen?

Oskar Lehner: Wir sind im März von Österreich aus über den Kaukasus und Süd-Russland nach Zentralasien gefahren und dann durch West-Kasachstan, Turkmenistan (das gerade seine Grenzen geöffnet hatte), Usbekistan, Tadschikistan bis nach Kirgisistan gereist. Im Herbst waren wir dann noch knapp zwei Monate in Nepal zum Trekking.

Tips: Was waren die eindrucksvollsten Erlebnisse?

Ursula Forster: Es war ein Feuerwerk von bunten Eindrücken. Neben den alten historischen Wüsten-Städten Kiva, Buchara und Samarkand beeindruckte mich besonders die imposante Landschaft des Pamir Gebirges in Tadschikistan. Wir befuhren den berühmten Pamir Highway und uns trennte lange Zeit nur ein Fluss von Afghanistan. Ein besonderes Highlight war eine sechstägige Wanderung mit lokalen Führern und Packeseln quer durch das Pamir Gebirge. Und in Kirgisistan ritten wir zehn Tage lang durch den fast unbewohnten äußersten Osten des Landes, entlang der chinesischen Grenze und konnten am Leben der Halb-Nomaden teilhaben. Nepal war für mich landschaftlich und kulturell sensationell und der lange Marsch in großer Höhe (5.000 Meter) zum Everest Basis Lager war körperlich und mental enorm herausfordernd.

Oskar: Für mich war die Fahrt durch diese Länder ein bisschen wie ein Heimkommen, da ich während meiner UN-Tätigkeit insgesamt zehn Jahre in Tadschikistan, Kirgisistan, Afghanistan und Pakistan gearbeitet habe. Ich konnte tatsächlich einige frühere einheimische Mitarbeiter treffen. Es wurden viele alte Erinnerungen an dramatische aber auch schöne und lustige Erlebnisse wach.

Tips: Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, eine Weltreise zu machen? Was ist eure Motivation?

Oskar: Ich habe 23 Jahre für die UNO, EU und OSZE im Ausland gearbeitet und dadurch viele Länder gesehen. Durch diese mehrjährige Reise will ich den Rest der Welt kennenlernen und mehr über die verschiedenen Kulturen lernen. Gerade in Hinblick auf die drohende weltweite Klimakatastrophe und die Migrationsprobleme ist es wichtig, mehr und besser über andere Länder Bescheid zu wissen und so besser die globalen und geopolitischen Zusammenhänge verstehen zu können. Durch unsere Vorträge und über unsere Webseite www.oskarlehnertravel.news, wo wir über unsere Reisetätigkeit berichten, wollen wir unsere Erfahrungen mit anderen teilen. Darüber hinaus gehen wir in den Ländern, die wir bereisen, auch unseren sportlichen Hobbies nach, insbesondere Wandern, Tauchen, Reiten, Paragleiten und Paddeln. Wir sind uns bewusst, dass das Erleben der Vielfalt von Landschaften, Kulturen, Religionen und Ethnien ein großes Privileg ist.

Ursula: Ich packte 2018 all meinen Mut und bin aus meinem herkömmlichen Leben, dem Alltag, ausgestiegen. Und es war gut so! Diese Art zu Reisen ist ein phantastisches Erlebnis und es ist toll, dass ich es gemeinsam mit meinem Partner Oskar erleben kann. Es ist wirklich ein Geschenk und eine Horizonterweiterung, die Begegnung mit so vielen fremden Kulturen und Lebensformen zu erfahren.

Tips: Wie anstrengend ist die Art wie ihr reist?

Oskar: Ein Urlaub ist es jedenfalls kaum. Wir kommen von den längeren Reisen oft ganz schön erschöpft zurück. Die Art wie wir reisen – in einem zu einem Wohnmobil umgebauten Geländewagen mit Hub Dach – kann körperlich ziemlich anstrengend sein. Wir sind fast täglich am „Lager Auf- und Abbauen“, wir fahren meist über sehr schlechte Straßen und sind oft dem rauen Klima ausgesetzt. Statt einer warmen Dusche waschen wir uns häufig nur im Bach oder Fluss. Komfort gibt es nur gelegentlich, wenn wir uns in ein Hotel einmieten. Wir versuchen die größeren Städte zu meiden und sind daher meist draußen in der freien Natur. Ich bin jetzt 68 Jahre alt und ein paar Jahre möchte ich noch auf diese Art mit dem Wohnmobil unterwegs sein. Natürlich wäre es schöner, so eine anspruchsvolle Reise um die Welt in jungen Jahren machen zu können.

Tips: Ursula, wie ist es für dich als Frau, so eine ungewöhnliche Reise zu unternehmen?

Ursula: Als Camping-Neueinsteigerin absolvierte ich auf unserer Reise in Südamerika ein steiles Lernprogramm. Ich musste alles reduzieren – Klamotten, Kosmetik, Schuhe, einfach alles. Auf drei Quadratmeter Wohnfläche haben wir wenig Platz. Mittlerweile komme ich damit klar, dass ich mich mit kaltem Wasser wasche und habe mich an den Minimalismus gewöhnt. Eine wunderbare Bereicherung für mich sind die Begegnungen mit den einheimischen Frauen und Mädchen während unserer Reise. Ich konnte bislang sehr viel Herzlichkeit und Achtsamkeit mir gegenüber erfahren und es wurde viel gelacht und mit einigen Frauen bin ich jetzt noch in Kontakt.

Tips: In eurem relativ kleinen Wohnmobil seid ihr monatelang auf engstem Raum zusammen. Wie hält das die Paarbeziehung aus? Wie löst ihr Konflikte?

Ursula: Es ist eine große Herausforderung, monatelang auf so engem Raum 24/7 zusammenzuleben und sich immer gegenseitig abzustimmen. Wir sind zwei sehr starke Charaktere und haben oft unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen. So würde ich zum Beispiel öfter länger an einem Platz bleiben, während Oskar den gesamten Reiseplan vor Augen hat und systematisch unser „Reise-Programm“ abzuarbeiten versucht. Und dennoch gelingt es uns nach einer Diskussion, die auch heftig sein kann, dass wir uns über alles einigen, weil wir ja gemeinsam reisen wollen. Und manchmal hilft es auch, einfach einige Zeit zu Schweigen.

Tips: Wie kann man sich so eine Reise überhaupt finanzieren, was kostet das Reisen?

Oskar: Wenn das Fahrzeug einmal angeschafft ist, ist es möglich relativ kostengünstig unterwegs zu sein. Außerhalb der Städte schlafen wir immer im Wohnmobil, sodass eigentlich nur Kosten für Diesel und Essen anfallen. Wir wissen auch von anderen Reisenden, die zu zweit für die laufenden Kosten mit 1.500 bis 2.000 Euro im Monat auskommen. Ins Geld gehen die gelegentlichen Flüge und die zusätzlichen Unternehmungen, zum Beispiel wenn wir eine Reittour unternehmen, Tauchen gehen oder eine Exkursion über lokale Reisebüros machen. Ich bekomme eine Pension und habe während meiner Berufstätigkeit für diese Reise gespart. Meine Partnerin Ursula erhält eine Witwenpension.

Tips: Wie könnt ihr euch in diesen Ländern sprachlich verständigen?

Ursula: Es ist mir gelungen, während der Reise mein Englisch zu verbessern. Oskar spricht fünf Sprachen und übernimmt daher meist die Kommunikation, wenn wir mit Englisch nicht durchkommen.

Tips: Gab es auf eurer Reise gesundheitliche Probleme?

Ursula: Bisher hatten wir glücklicherweise außer Durchfall und Erkältungen keine gröberen Probleme. Natürlich schließen wir immer eine Auslandskranken- und Rückholversicherung ab. Man soll die Gesundheitsproblematik nicht überbewerten: In jedem Land arbeiten – gegen entsprechendes Geld natürlich – gutausgebildete Ärzte. Darüber hinaus gibt es immer die Möglichkeit, bei medizinischen Problemen heimzufliegen oder sich heimfliegen zu lassen. Wir führen natürlich auch eine umfangreich Reiseapotheke mit.

Tips: Die Länder, die ihr bereist, sind nicht immer die sichersten. Wie stellt ihr es an, dass euch nichts passiert?

Oskar: Ich habe viele Jahre für die UNO in gefährlichen Ländern gearbeitet und bin während der Vorbereitung auf die Einsätze in einem entsprechenden Sicherheitsbewusstsein und Umgang mit Gefahren geschult worden. Am wichtigsten ist es, sich rechtzeitig über Gefahren zu informieren und diese so weit wie möglich zu vermeiden. Notwendig ist auch ein kulturell angepasstes Auftreten, was am besten gelingt, je besser wir die Kultur und die Umgangsformen des Gastlandes verstehen. Ein Restrisiko besteht immer, wenn wir uns aus der Komfortzone herausbegeben – aber dadurch wird diese Form des Reisens ja erst spannend.

Tips: Wie plant ihr eure Reisen, woher bezieht ihr die nötigen Informationen?

Oskar: Tatsächlich ist viel zeitaufwendige Vorbereitungsarbeit notwendig. Neben den klassischen Reiseführern und Karten sind natürlich das Internet und diverse Navigationsprogramme extrem hilfreich. Zu fast jedem Land gibt es mittlerweile Facebook Gruppen, wo wir uns austauschen können. Für die Tag-zu-Tag Reise-Entscheidungen verwenden wir meist die sehr hilfreiche App ioverlander.

Tips: Was sind eure Pläne für 2024?

Ursula und Oskar: Wir haben unser Auto in Kirgisistan untergestellt und wollen Anfang April von dort aus quer durch Kasachstan nach Sibirien fahren und bis zur Halbinsel Kamtschatka reisen. Im August wollen wir dann in die Mongolei und von dort über China weiter nach Südost Asien fahren. Neben den großen Distanzen erwarten wir vor allem administrative Herausforderungen, wie zum Beispiel den Erhalt der notwendigen Visa und die Genehmigungen für das Fahrzeug. Um durch China zu fahren werden wir mit anderen Overlandern einen Konvoi formieren, der von einem lokalen Reiseführer geleitet wird. Anders dürfen wir mit unserem Privatfahrzeug nicht durch China reisen.

Tips: Das hört sich spannend an. Wir wünschen euch jedenfalls eine schöne und sichere Reise.

Reisevorträge Asien von Oskar Lehner und Ursula Forster im Kino Kirchdorf
Kasachstan, Turkmenistan und Kirgisistan (Auf den Spuren der Seidenstraße, Teil 1) am Mittwoch, 31. Jänner, 17 und 20 Uhr
Usbekistan und Tajikistan (Auf den Spuren der Seidenstraße, Teil 2) am Donnerstag, 15. Februar, 17 und 20 Uhr
Trekking in Nepal (Everest Basis Lager, Annapurna Runde, Upper Mustang) am Mittwoch, 20. März, 17 und 20 Uhr
Alle Vorträge finden in Zusammenarbeit mit dem Kulturinstitut der Johannes Kepler Universität Linz statt.
Der Eintritt ist frei, aber es sind Karten über die Kino-Webseite zu reservieren unter https://reservierung.kinokirchdorf.at/

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