Fünf Erstfunde für Österreich: Seltene Pilzarten im Nationalpark Kalkalpen entdeckt
MOLLN. Im Zuge eines aktuellen Pilz-Kartierungsprojekts wurden von den Spezialisten der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft zahlreiche seltene Pilzarten im Nationalpark Kalkalpen nachgewiesen. Die Kartierung ist die erste umfassende Aufnahme von Pilzvorkommen im Nationalpark.
Der Nationalpark Kalkalpen ist mit seinen alten Buchenwäldern und Urwaldinseln eines der interessantesten Pilzgebiete in Österreich. Durch den großen und steigenden Totholzanteil in den naturnahen Wäldern breiten sich seltene Pilzarten wieder aus, die lange ums Überleben kämpften. Um diesen Artenreichtum angemessen zu kartieren, läuft seit diesem Jahr ein Forschungsprojekt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Pilzvorkommen im Nationalpark erstmals systematisch aufzunehmen.
Dabei sind den Spezialisten der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft bereits zu Beginn der Kartierungsarbeiten einige spektakuläre Funde gelungen: So wurden bislang 24 Urwaldzeigerarten nachgewiesen, sowie fünf Erstfunde für Österreich.
24 Urwaldzeigerarten nachgewiesen
Die Urwaldzeigerpilze sind oftmals auf dicke, abgestorbene Stämme angewiesen, die im Wirtschaftswald normalerweise nicht vorkommen. Die Voraussetzungen in der sich entwickelnden Waldwildnis im Nationalpark Kalkalpen sind daher für die Ausbreitung dieser Arten ideal. Besonders bemerkenswert ist sowohl die hohe Anzahl an Urwaldzeigerarten sowie die Dichte ihres Vorkommens.
„Wie groß das Potential für Neuentdeckungen ist, zeigte sich während einer mehrtägigen Untersuchung im September dieses Jahres. Gleich drei Großpilze konnten erstmals für Österreich nachgewiesen werden: ein Lamellenpilz namens lignomyces vetlinianus, ein Porling namens junghuhnia collabens und ein Schichtpilz namens phlebia jurassica. Alle drei Arten wachsen auf morschem Totholz, womit uns wieder einmal vor Augen geführt wird, wie wichtig dieses Substrat für die Artenvielfalt der Pilze ist“, so Gernot Friebes vom Joanneum Graz.
Seltener Samtritterling auf der Ebenforstalm entdeckt
Neben den Urwaldarten liegt ein Schwerpunkt der Forscher auf der Erhebung von Wiesenpilzen. Auch für diese Pilzgruppe bildet der Nationalpark Kalkalpen hervorragende Habitate, da extensiv beweidete Almen und Wiesenflächen außerhalb des Schutzgebiets nur noch selten zu finden sind. Besonders hervorzuheben ist der Fund von dermoloma magicum, eines seltenen Samtritterlings, welcher erst von wenigen Fundorten weltweit bekannt ist und auf der Ebenforstalm erstmals in Österreich nachgewiesen werden konnte. Wiesenpilze dienen als Bioindikator für die Bodengesundheit der Freiflächen und erlauben Rückschlüsse auf die Entwicklung der Flächen.
„Die Funde unterstreichen einmal mehr die Bedeutung des Nationalpark Kalkalpen als internationales Schutzgebiet. Erst das Vorkommen unterschiedlichster Pilze, wie vor allem Holz abbauende Arten, macht das Ökosystem in unserem Waldnationalpark komplett“, so Nationalpark Direktor Josef Forstinger.
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