Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Bergführer Felix Steinmassl (28): "Ich verkaufe keinen Gipfelsieg"

Sophie Kepplinger, BA, 24.12.2024 17:44

SPITAL AM PYHRN. Abschlussprüfung geschafft: Seit wenigen Wochen ist Felix Steinmassl aus Spital am Pyhrn staatlich geprüfter Berg- und Skiführer. An insgesamt 97 Ausbildungstagen lernte der Alpinist vor allem eines: Am Berg hat das Ego nichts zu suchen.

  1 / 13   Felix Steinmassl, Industriekletterer mit einer eigenen Firma in Linz, hat sich mit der Ausbildung zum Berg- und Skiführer ein zweites Standbein geschaffen. (Foto: privat)

Wenn Felix Steinmassl in den Bergen unterwegs ist, fühlt sich alles vertraut an. Beim Klettern an schroffen Felsen sitzt jeder Griff, die Kurzschwünge im Schnee sind gekonnt gesetzt. „Schon als Kind war ich oft in den Bergen unterwegs. Diese Vertrautheit und das Gefühl von daheim in der Natur, das man als Kind in den Bergen entwickelt – das bleibt für immer“, erzählt Felix Steinmassl. Gemeinsam mit Vater und Bergführer Helmut Steinmassl stand Felix schon früh auf den unterschiedlichsten Gipfeln und bekam ganz nebenbei Sicherungstechniken und das Verhalten in alpinem Gelände gezeigt. Trotz allem – oder vielleicht auch gerade deswegen – stand die Bergführerausbildung lange Zeit nicht auf Felix Steinmassls Wunschliste. „Tatsächlich hatte ich die Ausbildung nie am Schirm. Erst als ein Freund sich dafür interessierte, habe ich begonnen, zu überlegen“, erzählt der Spitaler.

Ausbildung für „komplette Allroundalpinisten“

Als Ausbildung für „komplette Allroundalpinisten“, wie sie seitens des Verbands der Österreichischen Berg- und Skiführer beworben wird, ist schon die Eignungsprüfung ein Thema für sich. An fünf Tagen müssen die Bewerber ihr Können in den Bereichen Skitechnik, Eisklettern, Sportklettern und alpines Klettern unter Beweis stellen. Ebenso ist ein umfassender Tourenbericht vorzulegen. Allein für die Vorbereitung auf den Eignungstest werden eigene Kurse angeboten. „Du musst zwar kein Spitzensportler sein, aber überall die Grundlagen mitbringen“, erzählt Steinmassl und ergänzt: „Die Prüfer sehen sofort, ob du dich im Gelände auskennst, die Techniken beherrscht und die Ausbildung zu dir passt.“

14 Module, vom Eisklettern bis zur Skihochtour

Ist die erste Hürde geschafft, stehen 14 Ausbildungskurse mit insgesamt 97 Ausbildungstagen am Programm. Und: ganz viel Bergzeit. „In der Kursgruppe ging es auf Hochtouren, Skitouren, zum Klettern auf Fels und Eis. Die Ausbildung umfasst die ganze Palette des alpinen Bergsteigens“, so Steinmassl. Dazwischen: Theorie zu Führungstechnik, Orientierung im Gelände und vieles mehr. Die Teilnahme eines jeden Kurses wird benotet; auch Hausübungen sind Teil der Ausbildung. „Ich bin nicht nur einmal an meine Grenzen gekommen. Und trotzdem: In Summe war es eine geniale Zeit mit einer Gruppe Bergsportlern, die durch die gemeinsamen Erlebnisse – und das gemeinsame Leiden – zu richtigen Freunden geworden sind“, erzählt der 28-Jährige.

Den eigenen Führungsstil finden

Neben den Kurstagen und Zwischenprüfungen sind im letzten Drittel der Ausbildung auch Praktikumstage zu absolvieren. Gemeinsam mit bereits ausgebildeten Berg- und Skiführern werden Gäste in die Berge geführt – und der eigene Führungsstil entwickelt. Für Felix Steinmassl ein wichtiges Thema. „Einen eigenen Stil zu entwickeln, wenn man jahrelang seinen Vater beim Bergführen begleitet hat, war gar nicht so einfach“, erzählt er, „aber mir war immer klar, was ich meinen Gästen vermitteln will: das Erlebnis am Berg. Einen Gipfelsieg verkaufe ich nicht.“ Denn im alpinen Gelände, da zähle kein Ego. „Am Berg bist du so, wie du bist. In Extremsituationen fallen alle Masken. Da zählt nur, was du hier und jetzt leisten kannst“, so Steinmassl. Dass das im Falle des Spitalers richtig viel ist, zeigt unter anderem das Ergebnis seiner Abschlussprüfung: Diese hat er mit Auszeichnung bestanden.

Rund 50 Touren will Felix Steinmassl im Jahr anbieten. Und dabei seinen Gästen immer eines vermitteln: „Bergsport ist so viel mehr, als ein Gipfelsieg.“

Felix Steinmassl kennenlernen: Am 4. Jänner berichtet er bei der „Nacht der Berge“ in Windischgarsten von einem Rettungseinsatz am Warscheneck. Mehr dazu hier: 25 Jahre Nacht der Berge: Von schwierigen Rettungseinsätzen und steilen Abenteuern

Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden