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Offensive in der Pflegeausbildung soll dem Personalmangel entgegenwirken

Susanne Winter, MA, 09.07.2019 19:44

BEZIRK KIRCHDORF. Der oberösterreichische Sozial- und Gesundheitsbereich sucht händeringend nach Pflegekräften – auch im Bezirk Kirchdorf. Oberösterreich startet nun eine landesweite Offensive in der Pflegeausbildung.

Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt, hingegen ist die Zahl an Absolventen einer Altenpflegeausbildung rückläufig. Foto: Dmytro Zinkevych/Shutterstock.com
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt, hingegen ist die Zahl an Absolventen einer Altenpflegeausbildung rückläufig. Foto: Dmytro Zinkevych/Shutterstock.com

In den sechs Alten- und Pflegeheimen des Bezirkes Kirchdorf gibt es 580 Plätze, 442 davon befinden sich in den vier Altenheimen des Sozialhilfeverbandes (SHV), der dort rund 400 Bedienstete beschäftigt. In Windischgarsten und Micheldorf sowie in den beiden Gemeinde­altenheimen Ried und Grünburg sind alle Plätze belegt. In Kremsmünster sind 26 Plätze frei, die nach Vereinbarung mit dem SHV Gmunden für die Bewohner des Seniorenheimes Vorch­dorf, das am selben Standort neu gebaut wird, freigehalten werden.

24 Plätze in Kirchdorf frei

In Kirchdorf sind 24 Plätze frei (Stand: Mai 2019), obwohl rund 20 Personen Bedarf an einem Pflegeplatz in einem der Altenheime des Sozialhilfeverbandes im Bezirk Kirchdorf hätten. „Derzeit sind nicht alle Plätze belegt, weil Pflegepersonal benötigt wird. Aber den vorgegebenen Mindestpersonalschlüssel können wir im Bezirk erfüllen“, berichtet Bezirkshauptmann Dieter Goppold, der als SHV-Obmann für die Altenheime des Bezirkes zuständig ist.

Suche nach Pflegekräften

„Wir versuchen alles, damit wir Personal bekommen“, berichtet Dieter Goppold, der ein Potenzial in den Wiedereinsteigerinnen nach der Babypause sowie in persönlichen Gesprächen sieht. Es gibt auch Schnupper- und Projekttage mit Schulen. „Wenn Leute den Beruf erleben, gefällt er ihnen meistens“, erzählt Goppold und hebt auch einen Vorteil hervor: „Ein Großteil der Mitarbeiter arbeitet Teilzeit. Der Beruf ist gut mit der Familie zu vereinbaren.“ Eine Möglichkeit, an zukünftiges Pflegepersonal zu kommen, sei auch der Zivildienst, doch „leider sind auch die Zivildiener weniger geworden, es kommen geburtsschwache Jahrgänge“.

Herausfordernder Beruf

Die Arbeit in einem Sozial- und Gesundheitsberuf ist nicht irgendein Job. Im Pflegebereich tätig zu sein, bedeutet große Verantwortung. Es geht ums Verstehen und Eingehen auf ältere Menschen oder Menschen mit Handicap, um Vertrauen zu schenken und zu bekommen. ÖGB-Regionalsekretär Andreas Hubauer weiß, dass die Pflege ein psychisch und physisch fordernder Beruf ist: „Die Pflegestufen der Pflegebedürftigen haben sich erhöht. Der Pflegeschlüssel hat sich jedoch seit 1996 nicht verändert.“

Gewerkschaft hat spezielle Arbeitsgruppe eingerichtet

Eine vom ÖGB speziell zu diesem Thema eingerichtete Arbeitsgruppe sieht mehrere Faktoren als Ursache für den Personalmangel im Pflegebereich. „Im stationären Bereich ist eine Überarbeitung des Mindestpersonaleinsatzes mit besonderer Berücksichtigung auf Demenz und psychische Krankheiten, die eine zeitintensivere Betreuung erfordern, unumgänglich. Wenn man diese Situation entschärfen will, ist ein durchgehender Einsatz von diplomierten Pflegekräften in der Nacht notwendig“, so der ÖGB-Vorsitzende der Region Kirchdorf, Rudolf Diensthuber. „Realistische Fehlzeitenberechnungen für die Personalplanung in der Finanzierung existieren in der Regel nicht. Um Arbeitsverdichtung auf Kosten des Personals zu vermeiden, muss hier realitätsnahe und gesundheitsbewusst geplant werden. Mehr Zeit für die Pflege am Menschen muss im Vordergrund stehen und ein Rechtsanspruch auf Altersteilzeit, um die Arbeitsbelastung im Alter abzufedern“, fordert Diensthuber.

Ausbildungsformen ausbauen

„Der Pflegeberuf muss insgesamt attraktiver werden, um auch junge Menschen begeistern zu können. Im Bereich der Ausbildung wäre ein zeitlicher Lückenschluss von der Pflichtschulausbildung direkt in eine Ausbildung der Pflege notwendig,“ so Diensthuber. Ein erster wichtiger Schritt in der Ausbildung konnte bereits realisiert werden. Eine Ausbildung zur Heimhilfe kann seit heuer bereits ab 15 Jahren begonnen werden. „Das ist eine dreijährige Schule ohne Matura und die erste Möglichkeit für die Betreuung. Weiterführend kann man dann die Ausbildung zum Pflegeassistenten und zum Fachsozialbetreuer Altenarbeit dranhängen“, erklärt Cornelia Pöttinger, Betriebsratsvorsitzende des OÖ Hilfswerks, die einen weiteren Ausbau der Ausbildungsformen fordert.

Landesweite Offensive

Um den landesweit steigenden Bedarf an Pflegekräften zu decken, startet Oberösterreich eine Offensive in der Pflegeausbildung, die als neuer Schwerpunkt auch Migranten ansprechen soll. Denn während die Anzahl der pflegebedürftigen Oberösterreicher steigt, ist die Zahl der Absolventen, die eine Ausbildung zum Fachsozialbetreuer Altenarbeit abschließen, rückläufig. „Unser Ziel ist es, ein Maximum an kompetenten und engagierten Frauen und Männern anzusprechen und für eine qualifizierte Ausbildung in der Altenbetreuung zu gewinnen“, betont Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer, die gemeinsam mit Integrations-Landesrat Rudi Anschober das neue Modell vorgestellt hat.

Telefonsprechstunde mit Landesrätin Gerstorfer

Am Dienstag, 23. Juli, steht Landesrätin Birgit Gerstorfer für Auskünfte rund um die Pflege zur Verfügung: Ab 16.30 Uhr ist sie in der Kirchdorfer Tips-Geschäftsstelle zu Gast und beantwortet Fragen am Telefon. Erreichbar ist die SP-Politikerin unter der Telefonnummer 07582/51923-16.


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