"Verstorbene empfinden Frieden, Sorglosigkeit und größte Freiheit"
KREMS. Was geschieht, wenn wir sterben? Dieser Frage widmete sich Bernard Jakoby bei seinem ausverkauften Vortrag in der Kremser Musikschule. Anhand von wissenschaftlichen Studien über Nahtoderlebnisse und einer Vielzahl persönlicher Gespräche mit Betroffenen will der Berliner Autor seinen Zuhörern die Angst vor dem Sterben nehmen. Denn der Sterbeforscher ist fest überzeugt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
„Beim Sterben löst sich die Seele langsam vom Körper ab“, erklärt Bernard Jakoby. „Wir machen daraus eine ernste Sache. Aber das ist es eigentlich nicht“, meint der Sterbeforscher. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Literaturwissenschafter bereits mit dem Sterben und hat auch zahlreiche Bücher zu diesem Thema verfasst. Mittlerweile ist er felsenfest davon überzeugt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
In allen Kulturen gleich
„Alle Erkenntnisse der Sterbeforschung legen den Schluss nahe, dass die Existenz nach dem Tod nicht ausgelöscht wird“, erklärt Jakoby. Untersucht wird diese Frage mithilfe von Menschen, die eine Nahtoderfahrung hinter sich haben. „Das Sterben wird in allen Kulturen gleich erlebt“, betont der Autor. Ein Beweis für ein Leben nach dem Tod sei die Tatsache, dass das Bewusstsein unabhängig vom Körper existierte.
„Ewige geistige Wesen“
Jakoby zufolge schildern Betroffene ihre Nahtoderfahrung als einen erweiterten Bewusstseinszustand, in dem Raum und Zeit aufgehoben sind. So konnten sie zum Beispiel reale Geschehnisse wiedergeben, die sich tausende Kilometer entfernt abgespielt haben. Verstorbene könnten sich als „ewige geistige Wesen“ dort aufhalten, wo sie ihre Aufmerksamkeit hinrichten. Laut Jakoby empfinden sie „Frieden, Sorglosigkeit und größte Freiheit“.
„Es geht um Liebe“
Weiters erfahren Sterbende Jakoby zufolge eine Lebensrückschau, in der die Auswirkungen der eigenen Worte und Taten auf andere dargestellt und auch alternative Handlungsmethoden aufgezeigt werden. Im Mittelpunkt stehe das Thema Liebe und die Frage, ob man von ihr genug erhalten und gegeben hat. Jakoby zufolge ist diese Rückschau keine Verurteilung sondern ein „Selbsterkenntnisprozess, der in die Heilung seelischer Wunden mündet“.
Sterbebegleitern rät der Autor, den Patienten dabei zu unterstützen den Tod anzunehmen und mit sich ins Reine zu kommen. Der Zustand des Sterbenden solle nicht beschönigt werden, ab einem gewissen Zeitpunkt wisse der Betroffene, dass er gehen muss. Der Sterbende erlebt laut Jakoby einen „gleitenden Übergang zwischen Angst und Glücksgefühlen“. Angehörige sollten diese Situation durch Verständnis und Akzeptanz erleichtern.
Unerledigtes jetzt angehen
„Der Sterbende bekommt alles mit, was um ihn herum passiert“, betont Jakoby. „Wenn Angehörige nicht loslassen können, dann kann sich der Sterbeprozess durchaus hinziehen“. Jakoby zufolge kommen am Ende des Lebens die unerledigten Dinge an die Oberfläche, so stelle sich bei vielen Sterbenden der Wunsch nach Vergebung oder Versöhnung ein. Der Sterbeforscher appelliert daher an die Zuhörer, unerledigte Dinge jetzt anzugehen: „Dann müssen wir auch das Sterben nicht mehr fürchten“.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden