Hubert Hofer ist Brieftaubenzüchter aus Leidenschaft
LAIMBACH. Ratten der Lüfte und Sinnbild für Frieden und Freiheit – das Image der Taube ist ambivalent. Für den Brieftaubenzüchter Hubert Hofer sind die gurrenden Vögel jedenfalls pure Leidenschaft. Er beherbergt seit nunmehr 25 Jahren Brieftauben in seinem selbstgebauten Schlag im Garten. Tips hat Hofer und seine Tauben besucht.
Motorsägenbesitzer im südlichen Waldviertel kennen Hubert Hofer. Der Grund: Hofer ist ein gelernter Landmaschinentechniker, dem der Ruf vorauseilt, ein ganz besonderes Händchen bei der Reparatur von Kettensägen zu haben. Ein Händchen hat der Laimbacher aber auch für etwas ganz anderes: Brieftauben. Seit 25 Jahren züchtet er solche. In seinem Arbeitszimmer finden sich zahlreich Urkunden und Pokale, die ihm seine Tauben „eingeflogen“ haben. „Wenn du einmal mit diesem Virus infiziert bist, kannst du nicht mehr aufhören“, so Hofer.
Auf Haus und Haut verewigt
Seine Leidenschaft, die Brieftaube, hat er mittlerweile auf seinem Haus mit einem Fassaden-Gemälde und auf seiner Haut mit einem Tattoo verewigen lassen. „Man baut eine tiefe Beziehung zu den Tieren auf“, so Hofer, der jede seiner knapp 130 Tauben genau kennt. Die Liebe zu ihnen entdeckte der 60-Jährige vor einem Vierteljahrhundert – sein Bruder machte ihm damals fünf Tauben zum Geschenk. Seither ist er auch Mitglied beim Brieftaubenzüchterverein Melk, der 1994 gegründet wurde. Ende April starten er und seine Vereinskollegen wieder in die Wettflug-Saison. Bei Wettflügen werden die Tauben mit einem Speziallastwagen, einem sogenannten Kabi – Kabi steht für Kabinenexpress – zu einem Auslassplatz transportiert, von wo sie ihren Heimflug antreten. Für das schnellste Tauben-Drittel gibt es Preise. Im Vorjahr konnten Hofers Tauben bei der Österreichischen Kurzstreckenmeisterschaft den neunten Platz holen. „Die Brieftaube fliegt immer zu ihrem Geburtsort zurück, auch wenn dieser über 1.000 Kilometer entfernt ist“, erklärt Hofer.
1.800 Meter pro Minute
Es sei ein ganz besonderes Gefühl, wenn man in den Himmel blicke und seine Tauben beim Nachhausekommen beobachten könne, berichtet der Laimbacher. Warum Brieftauben immer wieder den Weg zum Taubenschlag finden, ist noch nicht restlos geklärt. Sie dürften sich jedenfalls am Sonnenstand und am Magnetfeld der Erde orientieren. Im Vorjahr wurde der letzte Meisterschafts-Flug von Bonn aus gestartet. Rund 600 Kilometer legten die Vögel zurück, um nachhause in den Taubenschlag zu kommen – und das in rund sieben Stunden. „Passt das Wetter, schaffen sie 1.800 Meter pro Minute“, erzählt Huber und macht darauf aufmerksam, dass Flüge nur dann gestartet würden, wenn es die Witterung zulässt. So gebe es etwa keine Flüge, wenn das Thermometer mehr als 30 Grad anzeige oder viel Wind die Vögel zu sehr beanspruchen würde.
Brieftaube G.I. Joe
Ihre ersten Einsätze als Boten hatten Brieftauben bereits in der Antike. Als Überbringer von Nachrichten wurde sie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges genutzt. Manch eine Brieftaube schaffte es sogar zu ganz besonderer Berühmtheit, so etwa G.I. Joe. G.I. Joe, eine Brieftaube der US-Armee, war während des Zweiten Weltkrieges in Italien stationiert. Sie überbrachte rechtzeitig die Nachricht, dass ein bereits geplanter Luftangriff nicht mehr notwendig sei und soll so das Leben von 100 Soldaten und tausenden Zivilisten gerettet haben. Dafür wurde G.I. Joe die britische Kriegsauszeichnung Dickin Medal für Tiere verliehen. Heute sind Brieftauben vorwiegend als Sporttauben im Einsatz. Zweimal täglich trainiert Hofer während der Wettflug-Saison. Dabei werden die Tauben aus dem Schlag gelassen, damit sie die Umgebung kennenlernen. In den Wintermonaten könne er die Tauben leider nicht hinaus lassen – „wegen der Raubvögel“, erklärt er. Immer wieder würden Brieftauben diesen zum Opfer fallen.
Ronaldo und Messi
„Der Schlag ist das Wichtigste“, ist Hofer überzeugt. „Du kannst die teuerste Taube haben, wenn der Schlag nicht passt, hilft dir das nichts.“ Sein Schlag ist natürlich Marke Eigenbau. Zeit- und kostenintensiv sei die Brieftaubenzucht, aber das nimmt Hofer gerne in Kauf. Viel in Kauf nimmt auch so manch „Kollege“ Hofers. „Es gibt chinesische Züchter, die zahlen einen sechsstelligen Betrag für eine gute Taube“, erzählt der Laimbacher. Namen wie Ronaldo und Messi bekämen solche Tiere dann oft. Solche Summen sind beim Brieftaubenzüchterverein Melk klarerweise nicht im Spiel. „Für uns ist das ein Hobby“, so der 60-Jährige und betont: „Wir würden uns über mehr Zuspruch und Nachwuchs sehr freuen.“
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