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PASCHING. Wer in den letzten Wochen in der Thurnhartinger Straße oder der Westzeile unterwegs war, dem ist sicher schon ein großer Bagger aufgefallen, der hier mit Humusabschubarbeiten beschäftigt ist. Die vermeintlichen Bauarbeiter, die sich auf diesem fast 6000 Quadratmeter großen Grundstück fast verlieren, sind in Wirklichkeit Archäologen.

Frühbronzezeitliche Hockerbestattung, Fotos: Archeonova
  1 / 7   Frühbronzezeitliche Hockerbestattung, Fotos: Archeonova

Der Plan der Gemeinde sieht vor, auf diesem Areal eine neue Volksschule samt Kinderbetreuungseinrichtung zu errichten. „Mit den Rohbauarbeiten für den Kindergarten soll im Herbst begonnen werden. Die Errichtung der Volksschule hängt neben den Förderzusagen des Landes auch von den zur Verfügung stehenden budgetären Mitteln ab, der Bau sollte aber spätestens im Sommer 2019 beginnen“, sagt Bürgermeister Peter Mair. Die Arbeiten der Archäologen sollen zeitgerecht vor Baubeginn fertiggestellt werden.

Funde aus der Steinzeit

Bisher wurden auf dem Areal etliche steinzeitliche Befunde geborgen. „Dennoch sind wir jeden Tag aufs Neue gespannt, was die Paschinger Erde bis zum Grabungsende in ein paar Wochen noch an Überraschungen für uns bereithält“, sagt der zuständige Archäologe Wolfgang Klimesch aus Traun, der sich mit seiner Firma Archeonova auf baubegleitende Archäologie spezialisiert hat.

Seit fünf Jahren gräbt Pasching historisch tiefer

Bis vor wenigen Jahren war wenig bekannt über die Ursprünge menschlicher Besiedlung in Pasching. Die rege Bautätigkeit um das historische Zentrum hat aber Überraschendes und geschichtlich Bedeutendes ans Tageslicht gebracht. Seit nunmehr fünf Jahren begleiten Archäologen die Aushubarbeiten für Bauvorhaben und sind begeistert von den Funden unterschiedlichster Epochen.

Siedlung aus dem sechsten Jahrtausend vor Christus

2013 begann alles am sogenannten „Südhang“ mit einer LEWOG Baustelle. Hier kam eine frühneolithische Siedlung (sechstes Jahrtausend vor Christus!) zum Vorschein: ein Geschichtszeugnis am Übergang vom Nomadentum zu den Ackerbauern und Viehzüchtern, welche die sanften Hügel rund um den Ortskern gerne als Siedlungsareal angenommen haben. Als im gleichen Jahr die Verbindungsstraße zwischen der Thurnhartingerstraße und der Hörschinger Straße errichtet wurde, kam eine weitere neolithische Siedlung zutage, ein Zeugnis für die unglaubliche Dichte an archäologischen Fundstellen in diesem Raum.

Zu guter Letzt wurde 2013 auch die Baufläche für einen Parkplatz östlich der Westzeile untersucht. „Die erwartete jungsteinzeitliche Siedlung war in Form von Lehmentnahmegruben nachweisbar, die sekundär mit verschiedensten Materialien wiederverfüllt worden waren. Die darin befindlichen Keramikscherben und Steinartefakte gehören zu den ältesten Zeugnissen bäuerlicher Kultur im oberösterreichischen Zentralraum“, so Klimesch.

Gräber aus der Bronzezeit

Völlig unerwartet sei aber die Entdeckung von vier frühbronzezeitlichen Gräbern im Nordosten der Grabungsfläche gewesen. „Zwei Erwachsene und zwei Kinder fanden hier ihre letzte Ruhestätte, ausgestattet mit den für diese Zeit typischen Grabbeigaben“, berichtet der Archäologe. Die letzte nachweisbare Geschichtsepoche markiert laut Klimesch ein römerzeitliches Gefäßfragment (sog. Terra Sigillata) aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert.

Funde nehmen kein Ende

2016 wurde neuerlich, auf einem LEWOG-Baufeld an der westlichen Siedlungsgrenze, eine neolithische Siedlung gefunden. Auch ein angrenzendes Grundstück, auf dem derzeit ein privater Wohnbau errichtet wird, wurde untersucht. Insgesamt haben die Archäologen dort 18 neolithische Befunde ausgemacht. Daher gibt es nun in Pasching kaum mehr eine Baustelle, auf der sich nicht vor Baubeginn die Archäologen genauer umsehen.


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