Zirkusfamilie in Traun vom Lockdown überrascht
TRAUN. Der Zirkus Penelli - eine Zirkusdynastie in der siebten Generation - besteht schon seit rund 300 Jahren. Seit 35 Jahren in Europa unterwegs, musste er noch nie so schwere Zeiten wie heuer mitmachen. Aktuell ist die Familie in Traun „gestrandet“.
Wegen großer Nachfrage wurde das Gastspiel in Traun bis 16. November verlängert, als der zweite Lockdown Anfang des Monats alles änderte. Chef Reinhard Tosca erzählt im Gespräch mit Tips, wie herausfordernd bereits die Situation im Frühjahr war, als man in Waidhofen an der Ybbs ausharren musste. „Damals haben uns der Bürgermeister und die Bevölkerung sehr geholfen“, sagt er dankbar. „Aber wir konnten ja nicht ahnen, dass es noch einmal zu einem Lockdown kommen würde. Wir haben gemeint es geht jetzt aufwärts und wir können alles wieder aufholen.“
Schwierige Situation
Auch die Sommermonate, in denen die Artisten wieder in der Manege auftreten durften, brachte nur eine leichte Verbesserung der Situation. „Wir konnten nur einen Teil unserer Schulden abbezahlen, dann war wieder alles zu“, so Tosca verzweifelt. Nach der Station in Traun war eigentlich geplant gewesen einen Weihnachtszirkus zu machen, der wurde jedoch in der vergangenen Woche ebenfalls abgesagt. Die akuteste Herausforderung ist aktuell, die Zeit finanziell zu überbrücken. „Wir benötigen auch Futter und Heu für die Tiere, damit wir einfach irgendwie über die Runden kommen“, sagt Tosca, der hofft, dass sich die Situation spätestens um Weihnachten herum wieder entspannt. „Dann hätten wir wieder einen Lichtblick und könnten zumindest planen – was derzeit überhaupt nicht möglich ist.“
Enormer Zusammenhalt
Dass der Zirkus die Situation überhaupt bisher so überstehen konnte, liege daran, dass sie eine Familie seien, so Tosca. Die Ungewissheit macht ihm aber schwer zu schaffen: „Ich habe eine 13-köpfige Familie mit vielen Kindern, ich kann da nicht einfach ins Blaue meine Sachen machen.“ Im Jänner sind zudem die Versicherungen fällig, ohne die der Zirkus natürlich nicht weitermachen kann. „Wenn sich das hinzieht, sieht es schlecht aus“, sieht Reinhard Tosca eine beinahe ausweglose Situation. „Das ist für alle schlimm, aber bei uns ist es eben unsere einzige Einnahmequelle - davon leben wir. Wir sind auf unsere Vorstellungen angewiesen“. Die Familie hatte viele Pläne, wollte neue Nummern einstudieren. Das ist jetzt alles hinfällig.
Traun hilft
Die prekäre Situation des Zirkus Penelli ist auch Bürgermeister Rudolf Scharinger zu Ohren gekommen. Ab Donnerstag, 12. November, kann der Zirkus nun kostenlos beim Trauner Sportzentrum sein Zelt aufschlagen und wird zudem während des gesamten Aufenthaltes mit Strom und Wasser versorgt. Weitere Unterstützung erhält der Zirkus Penelli auch vom Lions Club Traun.
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