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„Wenn nichts aus dir raus muss, bist du kein Schriftsteller“

David Ramaseder, 13.02.2021 07:23

WILHERING. Der promovierte Jurist Thomas Hartl ist schon lange als Journalist und Autor erfolgreich. Im Tips-Interview erzählt der in Wilhering lebende Schriftsteller, warum es ihn mit „Fauststarker Herzschlag“ erstmals ins Jugendroman-Genre verschlagen hat.

Thomas Hartl (Foto: privat)
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Tips: Sie haben Jus studiert und sogar ein Doktoratsstudium drangehängt. Warum üben Sie keinen – sicher auch finanziell lukrativen – Beruf in diesem Bereich aus?

Thomas Hartl: Meine Dissertation wurde ausgezeichnet und in einem Frankfurter Verlag als Buch herausgebracht. Das war der Beginn der „Faszination Buch“ für mich. Nach dem Studium wollte ich mich sofort selbstständig machen, leider gibt es in Österreich hier kaum Möglichkeiten. Und so „rutschte“ ich ins Schreiben, wurde Journalist und immer mehr auch Autor.

Tips: Was muss man als Schriftsteller mitbringen?

Hartl: Mein ehemaliger Deutschlehrer meinte, ich könne nicht schreiben. Nun, errare humanum est. Umso überraschender stellte ich bei der Dissertation und später bei den Büchern fest, dass das genau mein Ding ist. Der magische, entscheidende Moment war, als ich das erste eigene Buch in Händen hielt. Mich hat das nicht mehr losgelassen. Schriftsteller zu sein heißt, dass man es mögen muss, auch lange allein zu sein und man braucht viel Selbstdisziplin. Das Wichtigste: Du musst was zu sagen haben. Wenn nichts aus dir raus muss, bist du kein Schriftsteller.

Tips: Sie schreiben sowohl Sachbücher als auch Belletristik. Welches Fach bevorzugen Sie?

Hartl: Ich habe immer beides geschrieben, immer jeweils das, was „aus mir rauswollte“. Abwechslung tut gut. Immer dasselbe zu machen wär nicht meins, auch wenn man dann besser in eine „Schublade“ passen würde. Beides fällt mir gleich leicht, beides macht Spaß.

Tips: „Fauststarker Herzschlag“ ist Ihr erster Jugendroman, was hat Sie an diesem Genre fasziniert?

Hartl: Wie jedes meines Bücher entstand es spontan. Mein Sohn war von seiner damaligen Schule wenig begeistert und ich dachte, vielleicht hilft es ihm, wenn ich ein Buch über einen Jungen in seinem Alter schreibe und ihn einbinde. Er hat mir auch Tipps gegeben und gesagt, was passt und mir auch Ideen vermittelt. Ich habe einfach mit meiner eigenen Jugendstimme, die immer noch in mir ist, losgeschrieben und das ging leichter als jedes andere Buch zuvor.

Tips: Sie helfen als Autorencoach auch anderen, Bücher zu schreiben?

Hartl: Ja, nach 20 eigenen Büchern ist es an der Zeit, mein Wissen weiterzugeben. So helfe ich Experten dabei, Sachbücher und Ratgeber zu schreiben und zu veröffentlichen, berate aber auch angehende Autoren, damit sie auf die Beine kommen und sich ihren Traum verwirklichen.

Tips: Sie haben Ihre Dissertation zum Abschiebungsschutz von Flüchtlingen in Österreich und im internationalen Vergleich geschrieben. Wie bewerten Sie den aktuell heiß diskutierten Fall der Abschiebung von gut integrierten Kindern/Jugendlichen aus Österreich?

Hartl: Es ist eine menschliche Tragödie. Gut integrierte Kinder abzuschieben, die de facto Österreicher sind und ihr „Heimatland“ gar nicht kennen, ist unerträglich. Man sollte verfassungsrechtlich prüfen lassen, ob die Abschiebung gegen die Menschenrechtskonvention verstoßen hat.


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