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Vom Heuboden zur Pilzfarm: Ein Züchter tüftelt sich zum Erfolg

David Ramaseder, 21.09.2024 14:08

WILHERING. Georg Schöllhuber von Schölli's Biohof aus Wilhering hat eine ungewöhnliche Leidenschaft: Pilzzucht. Was als Kindheitserinnerung mit der Großmutter begann, hat sich für den 31-jährigen IT-Spezialisten zu einer echten Berufung entwickelt. Mit Tüftlergeist und ökologischer Überzeugung experimentiert er seit Jahren an der perfekten Substratmischung – mit großem Erfolg.

Saubere, sterile Arbeit ist bei der Substratherstellung ungemein wichtig. (Foto: Tips/Ramaseder)
  1 / 4   Saubere, sterile Arbeit ist bei der Substratherstellung ungemein wichtig. (Foto: Tips/Ramaseder)

Georg erinnert sich noch gut an seine ersten Erfahrungen mit Pilzen: „Als Kind war ich mit meiner Oma oft im Wald Schwammerl suchen. Besonders die panierten Parasole, die sie dann gebraten hat, waren für mich ein Highlight.“ Dass man Pilze auch selbst züchten kann, war ihm damals noch fremd. Erst viel später, während seiner Ausbildung in der Landwirtschaftsabendschule Waizenkirchen, wurde die Idee der eigenen Pilzzucht geboren. „In einem Kurs haben sie über die Möglichkeit gesprochen, Pilze und sogar Insekten zu züchten. Da dachte ich mir, das probiere ich mal aus“, erzählt er.

Mit leeren Marmeladengläsern und Stroh aus dem Heuboden startete Schöllhuber seine ersten Versuche. Der Badezimmerboden diente als Brutstätte, denn dort sei es schön warm und dunkel. „Zu meiner Überraschung hat es schnell funktioniert und ich konnte die ersten Pilze ernten. Da wusste ich: Das ist mein Ding“, so Georg.

Tüfteln für den perfekten Zuchtprozess

Heute ist aus den Marmeladengläsern ein durchdachtes System geworden. Schöllhuber hat viel experimentiert, um die besten Methoden für die Pilzzucht zu finden. Er sterilisiert sein Pilzsubstrat nicht mehr mit Löschkalk, sondern mit Wasserdampf: „Das hat einfach besser funktioniert und ist zuverlässiger.“ Verschiedene Prototypen hat er entwickelt, darunter Blechfässer mit Isoliermaterialien, die er selbst gebaut hat. „Manchmal stand ich bis ein Uhr in der Früh da, weil das Sterilisieren so lange gedauert hat“, schmunzelt er.

Inzwischen hat er ein Verfahren entwickelt, das nach drei Tagen ein optimales Substrat liefert. „Das Wichtigste ist, dass es komplett abgekühlt ist, bevor ich es impfen kann“, erklärt er. Der Weg bis zur perfekten Rezeptur war jedoch nicht einfach. „Ich habe zwei Jahre gebraucht, um eine Mischung zu finden, die nicht schimmelt und die Pilze gut wachsen lässt.“

Nachhaltigkeit und Vielfalt

Heute züchtet Schöllhuber auf dem Biohof Schölli vier verschiedene Pilzsorten: Austernpilze, Kräuterseitlinge, Shiitake und Igelstachelbart. Jede Sorte hat ihre eigenen gesundheitlichen Vorteile, aber der Geschmack steht für den Züchter im Vordergrund. „Austernpilze erinnern vom Geschmack her an Kalbfleisch, besonders wenn man sie paniert und brät“, schwärmt er. Neben der Produktion von Frischpilzen, die er an lokale Abnehmer liefert, plant er auch, Zuchtsets für Hobbygärtner anzubieten: „Die Leute können dann selbst Pilze im Wohnzimmer züchten. Frischer geht es ja gar nicht!“

Nachhaltigkeit spielt bei Schöllhuber eine zentrale Rolle. „Pilze sind unglaublich ressourcenschonend“, erklärt er. Während man für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch etwa 15.000 Liter Wasser benötigt, reichen für die gleiche Menge Pilze gerade einmal fünf bis acht Liter. „Und das bei minimalem Flächenbedarf. Auf 20 Quadratmetern kann man problemlos 40 Kilogramm Pilze pro Woche produzieren.“

Der Traum vom Haupterwerb

Obwohl Schöllhuber als Programmierer arbeitet, hat er seine Arbeitsstunden reduziert, um mehr Zeit in die Pilzzucht zu investieren. „Mein Ziel ist es, die Zucht irgendwann als Haupterwerb betreiben zu können“, sagt er optimistisch. In der Zwischenzeit baut er seine Kapazitäten weiter aus und optimiert seine Prozesse. Der kreative Landwirt hat noch viele Pläne für die Zukunft, wie den Bau weiterer Zuchtanlagen oder das Angebot von Pilzzucht-Kursen. Für ihn steht fest: Pilze sind nicht nur ein spannendes Hobby, sondern auch ein wertvoller Beitrag zu einer nachhaltigeren Ernährung. „Pilze sind gesund, vielfältig und extrem ressourcenschonend. Es wäre schade, wenn diese wertvolle Nahrungsquelle nicht mehr Menschen erreichen würde.“

Voller Tatendrang

Georg Schöllhuber denkt aber bereits an weitere tolle Ideen. So hat er bereits erste Sudversuche unternommen: „Das nächste wird ein Weizenbier. Wenn das gut funktioniert, kann ich mir auch hier vorstellen, dass es in Richtung Bio-Bier gehen könnte.“ Weitere Infos und Kontakt unter: www.schöllihof.at


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