Von Pucking ans „Ende der Welt“ – 3.000 Kilometer in nur 66 Tagen
PUCKING. Er wollte niemandem etwas beweisen – und ging trotzdem los: Bertl Blaimschein aus Pucking legte den Jakobsweg in nur 66 Tagen zurück. 3.000 Kilometer zu Fuß, von der Haustür in der Schnadt bis zum Kap Finisterre in Spanien – mit drei Paar Schuhen, einem leichten Rucksack und viel Dankbarkeit für sein Leben im Gepäck.
„Ich wollte es einfach für mich machen“, sagt Blaimschein. Der gelernte Maurer und Polier ist kein Weitwanderer, kein Leistungssportler. Aber einer, der durchhält – auch bei Regen, Sprachbarrieren und schmerzenden Füßen. Drei Paar Schuhe verbrauchte er auf seinem Weg, täglich legte er im Schnitt 45 Kilometer zurück, manchmal auch mehr. „In Spanien bin ich 18-mal über 50 Kilometer am Tag gegangen – und es war mir fast noch zu wenig“, erzählt der 60-Jährige.
Krise als Motivation
Die Idee zur Reise sei nach der Corona-Krise gereift. „Da ist’s mir richtig schlecht gegangen“, erzählt er. Zwei Jahre habe es gedauert, bis er sich körperlich wieder fit fühlte. Als sich dann seine Pension abzeichnete, war der Plan klar: „Wenn’s mir wieder gut geht, dann mach ich das. Auch als Dankeschön für das Leben. Ich bin gesund, hab drei gesunde Söhne, drei Enkelkinder – da kann man schon mal dankbar sein.“ Sein Weg führte ihn durch Österreich, die Schweiz, Frankreich und schließlich Spanien.
Die größte Herausforderung: das Wetter und die Unterkunftssuche. „Der erste Monat war fast durchgehend Regen. Und in Frankreich und Spanien waren die Herbergen oft voll. Da musst du nach 40 Kilometern manchmal noch fünf weitere gehen.“ Ohne Sprachkenntnisse eine besondere Hürde. „Ich hab einfach den Namen vom Ort aufgeschrieben und den Leuten gezeigt, wo ich hin will. Und sie haben mir geholfen.“
Hilfsbereitschaft, die prägt
Die Begegnungen blieben ihm besonders in Erinnerung. „Du kannst mit jedem reden, egal ob du seine Sprache kannst oder nicht. Am Abend beim Essen – mit Händen und Füßen geht alles.“ Einmal ging ein Mann in Le Puy 45 Minuten mit ihm, nur um ihm den Weg zum Campingplatz zu zeigen. „Diese Hilfsbereitschaft – das prägt.“
Regen und Blasen an den Füßen – und trotzdem weiter
Aufgeben? War nie eine Option. „Nicht eine Sekunde hab ich gedacht, ich hör auf. Auch wenn's geregnet hat und ich gerade in den ersten Tagen immer wieder Blasen an den Füßen bekommen habe.“ Irgendwann kam der „Flow“, wie er sagt. „Ab Mitte Frankreich – du willst nicht mehr aufhören mit dem Gehen.“ Am Ende ging Bertl sogar noch weiter – bis ans Kap Finisterre, ans sogenannte „Ende der Welt“. Sein Rückflug wurde von seinem Schwager organisiert, denn mit Online-Buchungen kennt er sich nicht aus. Gelandet ist er schließlich in Hörsching, wo ihn seine Familie, Freunde, Blasmusik, die Freiwillige Feuerwehr und sogar der Bürgermeister in Empfang nahmen.
Und was hat ihm am meisten gefehlt? „Die Enkelkinder“, sagt er sofort. „Wenn die mir mitten drin Fotos und Videos geschickt haben, das hat mich richtig erwischt.“ Jetzt ist er wieder daheim – mit einem neuen Blick auf die Welt. „Es war ein einzigartiges Erlebnis. Man kann das nicht beschreiben – aber es verändert einen.“ Und wer ihn fragt, was bleibt, bekommt eine einfache Antwort: „Man merkt erst unterwegs, wie wenig man braucht – und wie viel man bekommt.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden
16.07.2025 07:26
Von Pucking ans „Ende der Welt“ – 3.000 Kilometer in nur 66
Top Leistung, sehr mutig. 45km. täglich sind ca. 10Std. Gehzeit. Es bleibt wenig Zeit für Besichtigungen am Weg.