Natur als Klassenzimmer - Erster Waldkindergarten des Landes feierte 20-jähriges Bestehen
WILHERING/LEONDING. Vor 20 Jahren gründeten Gregor und Judith Bayer den ersten Waldkindergarten in OÖ, zwischen Wilhering und Leonding. Die Idee, Kinder in freier Natur zu unterrichten, kam ihnen während ihrer Ausbildung, und der Gedanke ließ sie nicht mehr los.

Anfang der 2000er-Jahre wagten Gregor und Judith Bayer einen mutigen Schritt: Sie gründeten den ersten Waldkindergarten des Landes. Die Inspiration dazu kam während ihrer Ausbildung zur Kindergartenpädagogik. „Wir haben von einer Professorin von Waldkindergärten in Skandinavien und Deutschland gehört, und das hat uns nicht mehr losgelassen“, erinnert sich Gregor Bayer. Die Idee, Kinder in der Natur zu betreuen und zu fördern, sollte ihr Leben verändern.
Sie beschlossen, ein ähnliches Konzept in ihrer Heimat umzusetzen. Damals war der Gedanke eines Waldkindergartens noch ein Nischenprojekt. „In Österreich gab es zu der Zeit erst zwei oder drei Waldkindergärten, in OÖ noch gar keinen“, erzählt Judith Bayer. Gemeinsam entwickelten sie ein Konzept, das sich an den Vorbildern aus Skandinavien orientierte, aber eigene pädagogische Ansätze miteinfließen ließ. Heute profitieren Kinder von einem Umfeld, das ihre Kreativität, Sozialkompetenz und körperliche Entwicklung stärkt – fernab von konventionellen Bildungseinrichtungen.
Herausfordernde Anfänge
Die ersten Schritte waren jedoch mühsam: Sie mussten ein geeignetes Waldstück finden, das sowohl sicher als auch abwechslungsreich genug für die Kinder war. Auch die Eltern mussten von der Idee überzeugt werden. „Wir haben mit kleinen Waldspielgruppen angefangen, einmal die Woche am Nachmittag“, erklärt Gregor. „So konnten die Eltern uns kennenlernen und wir haben erste Erfahrungen gesammelt.“ Ein Spendenhut war damals das einzige Finanzierungsmodell, doch der Enthusiasmus der Gründer wuchs mit jeder Woche.
Vergleich macht sicher
„Kinder, die in geschlossenen Räumen als hyperaktiv galten, hatten im Wald plötzlich die Ruhe und den Raum, sich auszuleben. Sie konnten ihre überschüssige Energie abbauen, indem sie zum Beispiel mit Stöcken spielten oder einfach frei durch den Wald liefen“, erzählt Judith. Diese Erfahrungen zeigten den beiden, dass die Natur eine besondere Wirkung auf die Entwicklung der Kinder hatte. Und auch die Vorbereitung auf die Schule ist gegeben, wie eine Vergleichsstudie aus Deutschland nahelegt: Kinder aus Waldkindergärten zeigten in Bereichen wie Kreativität, Sozialkompetenz und sprachlicher Entwicklung sogar bessere Ergebnisse als ihre Altersgenossen aus konventionellen Kindergärten.
Weniger oft krank
„Mit maximal 15 Kindern pro Gruppe und zwei ausgebildeten Pädagogen haben wir eine Gruppengröße, die es uns ermöglicht, sehr intensiv auf die Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen. Das ist ein Luxus“, so Judith. Heute, über zwei Jahrzehnte nach der Gründung, ist der Waldkindergarten zwischen Wilhering und Leonding eine etablierte Institution. Die Kinder sind das ganze Jahr über draußen und werden, unabhängig von Wind und Wetter, auch widerstandsfähiger. „Die Kinder sind durch die regelmäßige Zeit im Freien deutlich seltener krank“, betont Judith Bayer.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden