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LINZ. In Summe sieben spannende neue Ausstellungen warten auf die Kunst- und Kulturfans 2021 in den beiden Linzer Museen Lentos und Nordico. Die „Wilde Kindheit“ oder der „Junge Hitler“ sind nur zwei Themen, die im Mittelpunkt stehen. Trotz herausfordernder Corona-Situation konnte mit einem ausgeglichenem Jahresergebnis bilanziert werden.

Ausstellung "Wilde Kindheit": Alain Laboile "Boudin", 2013, Leihgabe des Künstlers (Foto: Alain Laboile)
photo_library Ausstellung "Wilde Kindheit": Alain Laboile "Boudin", 2013, Leihgabe des Künstlers (Foto: Alain Laboile)

„Die Schwerpunkte 2021 liegen auf der vertieften Auseinandersetzung mit feministischen Künstlerinnen und weiblichen Künstlerinnenbiografien sowie im Bereich Zeitgeschichte“, gibt Direktorin Hemma Schmutz einen Ausblick.

Bevor die neuen Ausstellungen starten, haben Besucher, sobald wieder geöffnet werden kann, die Möglichkeit, die großen Ausstellungen zu Franz Gertsch im Lentos sowie „Graffiti & Bananas“ im Nordico zu sehen. Die Ausstellungen konnten bis Mitte April bzw. 21. März verlängert werden. „Wir haben bei Gertsch die Zustimmung der Leihgeber bekommen. Die Ausstellung war sehr aufwendig und teuer, wir wollen sie dem Publikum zumindest drei Monate zugänglich machen“, erläutert Schmutz.

Von der „wilden Kindheit“ bis zur „gezeichneten Welt“ der Emmy Haesele im Lentos

Die erste neue Schau im Lentos ist die bereits für 2020 geplante und mit Spannung erwartete Schau „Transformation und Wiederkehr“, ab 24. März im Untergeschoss. Die Schau betrachtet faschistoide Mechanismen im Spiegel zeitgenössischer Kunst. „Denkt man an Vorkommnisse in den USA, ist eine Auseinandersetzung mit der Ästhetik und den Inhalten von neuen Rechten ist sehr spannend. Das machen die internationalen Künstler, die hier zusammengefasst werden“, so Schmutz.

Nach Ende der Gertsch-Ausstellung wartet im großen Saal die Schau „Wilde Kindheit“, ab 12. Mai. „Das ist sicher eine Ausstellung, die die breite Bevölkerung ansprechen wird. Wir haben 170 Künstler mit dabei, die verschiedensten Aspekte der Kindheit werden beleuchtet.“ Positionen von 1900 bis heute, kritisch, aber auch mit viel Ironie und Humor dokumentieren kindliches Glück ebenso wie Frustration. Sie machen bewusst, dass es an uns liegt, Kindern eine Kindheit zu ermöglichen, die es wert ist, sich an sie zu erinnern.

Parallel dazu, ab 25. Juni, entführt das Lentos in „Die gezeichnete Welt der Emmy Haesele“. Die Künstlerin (1894 bis 1987), die auch eine enge Beziehung zur Region hatte, schuf expressive, märchenhafte und mystische bisweilen auch verstörend zugespitze Sinnbilder. „Über die Nachlassverwaltung ist es dem Lentos gelungen, Zugriff auf ihr Oevre zu bekommen“, so Schmutz.

Die zweite große Ausstellung im großen Saal ist ab 24. September „Feministische Avantgarde aus der Sammlung Verbund“. 81 Künstlerinnen hinterfragen darin die Konstruktion des Weibichen in den 1970er-Jahren. „Die Schau war bereits in London, Madrid und Brünn zu sehen, 2021 dann in Linz. Der internationale Ansatz wird dabei mit Linz verbunden“, erläutert Schmutz.

Zeitgleich wird im Untergeschoss das Werk der talentierten Malerin Ida Maly (1894–1941), einer österreichischen Künstlerin, die Ende der 1920er-Jahre als „Schizophrene“ in einer psychiatrischen Anstalt institutionalisiert und 1941 in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim ermordet wurde, präsentiert. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Arbeit dieser Künstlerin zu würdigen“, freut sich Schmutz auf die Ausstellung. „Wir können dabei weitere Recherchen und Forschungen präsentieren.“

Nordico: Der „junge Hitler“ und die Kraft sozialistischer Stadtarchitektur

Zwei historisch spannende Ausstellungen sind 2021 im Stadtmuseum Nordico geplant. Mit „Der junge Hitler“ werden die prägenden Jahre des Diktators aufgearbeitet. Die Schau in Kooperation mit dem Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich ab 16. April fragt nach den Anfängen: Woher kamen Militarismus, Rassenhass und Antisemitismus? Wie weit waren sie in der Gesellschaft bereits verankert, ehe der Erste Weltkrieg ausbrach? „Wir fokussieren uns auf die politischen und gesellschaftlichen Strömungen und darauf, wie es eigentlich zu einem Diktator Hitler kommen konnte“, erläutert Nordico-Leiterin Andrea Bina. Neue Forschungsergebnisse werden im Linzer Zimmer zu sehen sein.

Im Herbst wird tief eingetaucht in die Kraft sozialistischer Stadtarchitektur, bei der Ausstellung „Gebaut für alle. Curt Kühne und Julius Schulte planen das soziale Linz“, zu sehen ab 3. September. Die von den beiden in Linz geschaffenen Bauten im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts - von Schulen bis zu Siedlungen - prägen bis heute das Linzer Stadtbild mit. „Das war eine spannende Zeit, die Stadt ist gewachsen, es hat sich viel getan. Die Bauten gehören einfach bemerkt, gesehen und beschützt, es gehört in das Bewusstsein der Bevölkerung gebracht, dass das etwas besonderses ist in unserer Stadt“, so Bina.

Herausforderndes Jahr 2020

Trotz großer Herausforderungen im letzten Jahr konnte 2020 einiges umgesetzt werden, darunter die Neugestaltung der Cooperate Identity, die Erneuerung des Webauftritts folgt 2021. Der Lentos-Shop wurde neu gestaltet, auch die Sammlungen wurden erweitert, unter anderem mit dem Ankauf des Zamp-Kelp-Archivs durch die Stadt Linz.

„Erstmals ist es auch gelungen, mit „MemAct!“ ein EU-Projekt als Lead zu bekommen, wir koordinieren das gesamte Projekt, dass sich mit der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und die pädagogische Aufbereitung beschäftigt“, so Schmutz. Partner gibt es in Polen, Slowenien, Serbien und Deutschland, „wir positionieren die Museen damit auch international.“

Aufgrund der herausfordernden Covid-Krise wurde auch das Thema Digitalisierung vorangetrieben – so gab es virtuelle Ausstellungsrundgänge, Webinare und auch die Sammlungen wie das Fotoarchiv des Nordico wurden digitalisiert.

40 Prozent Umsatzentfall, nur ein Drittel der Besucher

„2020 war auch für die Museen der Stadt Linz ausgesprochen schwierig. Es war notwendig, rasch und flexibel auf laufende Änderungen der Rahmenbedingungen zu reagieren“, erläutert Gernot Barounig, Kaufmännischer Leiter der Museen. Die Museen waren ein Drittel des Jahres geschlossen, „die verbliebenen Monate hatten wir eine Sondersituation, weil der Städtetourismus eingebrochen ist, die Schulbesuche ausgefallen sind. Dazu kommen Ausfälle beim Vermietungsgeschäft.“ 

In der Jahresbilanz liegt der Publikumsbesuch bei knapp über einem Drittel eines „normalen“ Museumsjahres. Gut 20.000 Besucher kamen ins Lentos, etwa 7.000 ins Nordico. Rund 40 Prozent des Umsatzes, etwa 240.000 Euro, sind entfallen.

Bis auf den Umsatzersatz im November und einzelnen Mitarbeitern in Kurzarbeit seien für die Museen der Stadt Linz die Fördertöpfe des Bundes nicht nutzbar gewesen, weil diese nicht für Unternehmen im öffentlichen Eigentum gelten würden. Dennoch sei es gelungen, die Ausfälle auszugleichen. „Wir haben ein Konsolidierungspaket geschnürt über alle Unternehmensbereiche hinweg. Wir haben ein aus eigener Kraft ausgeglichenes Jahresergebnis, ohne zusätzliche Mittel seitens des Eigentümers“, zeigt sich Barounig stolz.

Auch das Jahr 2021 werde herausfordernd bleiben, „vorausschauend haben wir das Programm etwas reduziert, um mit den budgetären Einschränkungen gut umgehen zu können.“ Von 4,2 bis 4,3 Millionen Euro Gesamtbudget geht der Kaufmännische Leiter aus.

Schmutz wie Barounig hoffen, mit spätestens Ende Februar wieder öffnen und  die Ausstellungen den Besuchern live präsentieren zu können.

 


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