Lentos-Ausstellung "Wolfgang Gurlitt. Zauberprinz" - von Egon Schiele bis Walt Disney
LINZ. Mit der Ausstellung „Wolfgang Gurlitt. Zauberprinz“ widmet das Lentos einer der schillerndsten und bedeutendsten Figuren der Linzer Kunstszene der Nachkriegszeit eine umfassende Ausstellung. Zu sehen sind in 11 Kapiteln Werke von 120 Künstlern – von Schiele bis Disney.
2014 war der Name Gurlitt in aller Munde: In Cornelius Gurlitts Haus in Salzburg wurden zahlreiche wertvolle Kunstwerke, darunter Werke von Picasso, Renoir und Monet gefunden. Was viele nicht wissen ist, dass die Familie Gurlitt auch in Linz eine wichtige Rolle spielte – genauer gesagt Wolfgang Gurlitt. Er war Mitgründer der Neuen Galerie der Stadt Linz – das heutige Lentos. Dieses widmet dem Sammler und Kunsthändler bis 19. Jänner 2020 eine umfangreiche Ausstellung, mit 550 Werken von 120 Künstlern.
Gurlitt als Netzwerker
Mit der Gründung der Neuen Galerie der Stadt Linz begann 1946 der künstlerische Aufschwung der Landeshauptstadt. Die Leitung übernahm der aus Berlin stammende Wolfgang Gurlitt. Er pflegte hervorragende Kontakte zu verschiedenen Künstlern, deren Werk er schon früh förderte, darunter Eric Isenburger, Jeanne Mammen, Lotte Laserstein, Max Pechstein oder Clara Siewert. Freundschaften verbanden ihn außerdem mit Oskar Kokoschka oder Alfred Kubin. Werke dieser Künstler sind ebenso in der Ausstellung zu sehen wie zum Beispiel Werke Schieles. Dabei illustriert die Auswahl die Gemälde und Graphiken die schillernde Persönlichkeit des Kunsthändlers und seiner Geschichte in Linz. „Er hat über 100 Ausstellungen in den neun Jahren in Linz gezeigt. Das Programm war sehr vielfältig“, erläutert Kuratorin Elisabeth Nowak-Thaller.
Außergewöhnliche Werke
Dementsprechend sind auch in der aktuellen Ausstellung nicht nur Werke namhafter Künstler im herkömmlichen Sinne zu sehen, denn Gurlitt hatte eine Neigung zum Außergewöhnlichen. Dies zeigte sich nicht nur darin, dass seine erste Sonderausstellung in Linz 1947 dem Künstler Alfred Kubin gewidmet war. Dessen Werke wurden noch in den frühen 40er Jahren von den Nationalsozialisten als entartete Kunst diffamiert. So widmete Gurlitt 1959 auch Walt Disney eine Ausstellung. Original Werke aus dieser sind auch in der aktuellen Ausstellung zu sehen.
„Die schöpferische Frau“
„Gurlitt hat auch viele Künstlerinnen in seiner Galerie gezeigt. Das war nicht selbstverständlich“, Nowak-Thaller. Gurlitts zweite Ausstellung in Linz lief dementsprechend unter dem Titel „Die schöpferische Frau“. „Das war schon ein Statement.“
NS-Zeit und Restitution
Doch nicht nur den Ausstellungen und Künstlern aus Gurlitts Linzer Zeit wird in der Ausstellung Aufmerksamkeit gewidmet. Auch die NS-Zeit wird – mit Hilfe des Archives der Stadt Linz – aufgearbeitet. „Was mir besonders wichtig war, war die differenzierte und wissenschaftliche Aufarbeitung“, so Lentos-Direktorin Hemma Schmutz. So versuchte wich Wolfgang Gurlitt als Einkäufer für das Führermuseum und betrieb Devisengeschäfte mit „entarteter Kunst“, trat jedoch auf der anderen Seite auch für seine jüdischen Künstler ein. Ein Raum der Ausstellung ist zudem ausschließlich Bildern gewidmet die restituiert werden mussten. Die Bilder sind eine Dauerleihgabe der Besitzerin. „So konnten wir diese Werke komplett in dieser Ausstellung zeigen.“ Weitere Werke werden durch eine Projektion verbildlicht.
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