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275 Jahre im Dienst am Menschen: Die Elisabethinen feiern Jubiläum

Nora Heindl, 28.07.2020 16:05

LINZ. Mit 19. November 2019, dem Gedenktag der hl. Elisabeth, startete offiziell das Jubiläumsjahr anlässlich 275 Jahre Elisabethinen Linz. Das Credo der “Liesln“: Die aktuellen Bedürfnisse der Menschen erkennen und Antworten darauf geben.

Ein Krankensaal im öffentlichen Krankenhaus der Elisabethinen um 1900 (Foto: Elisabethinen)
  1 / 5   Ein Krankensaal im öffentlichen Krankenhaus der Elisabethinen um 1900 (Foto: Elisabethinen)

„Das 275-jährige Jubiläum erfüllt uns gleichermaßen mit Demut und Dankbarkeit. Dankbarkeit im Hinblick auf die Gründerin, ihren Auftrag, der uns tagtäglich erfüllt und auf all das, was die Generationen von Elisabethinen bisher geschaffen haben. Und mit Demut gehen wir an alle zukünftigen Herausforderungen heran und freuen uns was daraus entstehen wird“, so Schwester Barbara Lehner, Generaloberin und Geschäftsführerin der Elisabethinen Linz-Wien.

Die hl. Elisabeth von Thüringen (1207-1231), die Namenspatronin des Ordens der Elisabethinen, hinterließ in ihrem kurzen Leben deutliche Spuren und einen klaren Auftrag: „Wir müssen die Menschen froh machen“. Diesen Auftrag, der aktueller ist denn je, setzen die Elisabethinen in Linz seit nunmehr 275 Jahren in die Tat um, immer an die Bedürfnisse der Menschen in der jeweiligen Zeit angepasst.

Die Elisabethinen im 21. Jahrhundert

Vorausdenken und die Bedürfnisse der Menschen rechtzeitig erkennen, um die richtigen Antworten zu haben. Das steht für die Elisabethinen immer schon im Vordergrund. „Wir sind als Orden seit jeher dazu verpflichtet, mit dem was wir haben sinnvolles zu ermöglichen“, erklärt die Generaloberin. „Und wir sind überzeugt davon, dass gute Qualität sich langfristig bezahlt macht und gleichzeitig eine Atmosphäre schafft, die für Menschen das Frohsein erleichtert. Egal ob es unsere Mitarbeiter sind, unsere Patienten, Kunden oder Besucher.“

Neben der modernsten Akutmedizin, die die Elisabethinen im Ordensklinikum Linz anbieten, stehen aktuell die Prävention und Erhaltung der Gesundheit bis ins Alter im Vordergrund aller Bemühungen. „Deshalb gehen die Angebote der Elisabethinen seit einigen Jahren weit über die Mauern unserer Krankenhäuser und des Gesundheitssystems hinaus“, so Sr. Barbara Lehner. In Linz betreiben die Elisabethinen beispielsweise das medizinische Fitnessstudio „health“, in dem sich Menschen bis ins hohe Alter unter medizinscher Betreuung fit halten können. Oder das Zentrum für ganzheitliche Medizin „elisana“, in dem Menschen zur Prävention oder ergänzend zu schulmedizinischen Behandlungen unterschiedliche Therapie- und Kursangebote in Anspruch nehmen können.

Auch dem Bereich Wohnen wird eine immer größere Bedeutung zugemessen. Im neuen Wohnprojekt in der Linzer Elisabethstraße, das im Herbst 2020 eröffnet wird, werden bewusst Wohnformen für verschiedene Generationen geschaffen. „Aufgrund der Veränderungen der Gesellschaft und der demografischen Entwicklung in unserem Land haben wir einen Schwerpunkt unserer Tätigkeiten auch auf den Bereich des Wohnens gelegt“, erklärt die Generaloberin. Dabei geht es den Elisabethinen vor allem um Wohnmöglichkeiten, in denen ältere Menschen möglichst lange selbständig leben können und nicht den Anschluss an eine Gemeinschaft verlieren. „Wir sehen es als unseren Auftrag, der drohenden Einsamkeit älterer Menschen wirksam zu begegnen. Denn Einsamkeit macht krank“, ist Sr. Barbara Lehner überzeugt. „Wir werden uns daher in Zukunft noch stärker in diesem Bereich engagieren.“

Spiritualität und Wirtschaft - eine wirksame Organisationsform

Lange Zeit waren es ausschließlich die Ordensfrauen, die die Geschicke der elisabethinischen Einrichtungen in Linz gelenkt haben. „Wir haben rechtzeitig erkannt, dass es alleine nicht mehr geht, aber wir wollen auch weiterhin aktiv in unseren Einrichtungen sein“, so Sr. Barbara Lehner.

Seit einigen Jahren hat sich ein Miteinander von Ordensfrauen und weltlichen Mitarbeitern bei den Elisabethinen etabliert, das sich bestens bewährt. So gehört beispielsweise der Geschäftsführung der Elisabethinen-Holding neben der Generaloberin auch ein weltlicher Geschäftsführer an. Durch die aktive Mitgestaltung seitens der Ordensleitung gerät der ursprüngliche Auftrag der Elisabethinen nie in Vergessenheit.

Die Bedeutung der Ordensgemeinschaft

Dem Orden an sich kam im Laufe der Geschichte der Linzer Elisabethinen immer eine besondere Bedeutung zu. Den Ordensschwestern oblag die Wahrung des Gründungs-auftrages, der auf die Haltung der heiligen Elisabeth von Thüringen zurückgeht. Sie waren es, die auch in wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten an der Idee festhielten und ihr Wirken immer im Hinblick auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Menschen und der jeweiligen Zeit ausrichteten. Deshalb galten die Elisabethinen immer schon als innovativ im Linzer Gesundheitswesen: das erste Krankenhaus der Stadt, die frühe Einführung der Chirurgie, die erste Dialyse im Land oder die Vorreiterrolle in der Nieren- und Stammzelltransplantation sind nur einige geschichtliche Beispiele dafür.

Die Elisabethinen im 20. Jahrhundert

An der Schwelle zum 20. Jahrhundert setzte im Elisabethinenspital in Linz ein Modernisierungsschub ein, der das Gesicht des Krankenhauses nachhaltig verändern sollte. Durch das tatkräftige Engagement des damaligen Primars Dr. Friedrich Ehrl und der Oberin Sr. Johanna Vögerl, fand das Werk der Linzer „Liesln“ Anschluss an die moderne Chirurgie und den damals aktuellen Stand der Hygiene.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die wirtschaftlich prekäre Nachkriegszeit stellten den Orden und sein Krankenhaus in der Folge vor große Probleme. Erst durch den mutigen Schritt in Richtung Erlangung des Öffentlichkeitsrecht setzte eine Phase der monetären Entspannung und umfangreicher Baumaßnahmen ein. Mit Dekret der OÖ. Landesregierung vom 13. Juli 1926 wurde dem Krankenhaus das Öffentlichkeitsrecht und der Titel „Öffentliches Krankenhaus der Elisabethinen“ verliehen. Es blieb eine Privatanstalt, verfügte von nun an jedoch über das Recht, von Bemittelten die zu jener Zeit üblichen Verpflegungsbeiträge einzuheben.

Mit dem „Anschluss“ vom März 1938 machte sich hinter den Klostermauern der Elisabethinen Sorge und Ungewissheit breit. Zum Glück für die Elisabethinen blieb ihr Krankenhaus von jeder gesundheitspolitischen Vereinnahmung verschont. Dennoch nahm der Krieg allmählich Einfluss auf das tägliche Leben. Neben der Knappheit der Mittel waren es vor allem die hohen Aufwände für den Luftschutz, die Krankenhaus und Konvent belasteten. Das Kriegsende wurde von den Elisabethinen dann auch mit großer Erleichterung herbeigesehnt und begrüßt.

Im Laufe der Geschichte gab es auch immer wieder großangelegte Umbaumaßnahmen im Krankenhaus der Elisabethinen. Einerseits, um den steigenden Ansprüchen der Patienten gerecht zu werden, andererseits um die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten.

Die Elisabethinen im 19. Jahrhundert

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Ordenskrankenhaus der Elisabethinen eine verlässliche Konstante für sozial schwächere Frauen in der Landeshauptstadt. War es im Klostersturm darum gegangen, seine Existenz zu behaupten, so begann ab 1800 eine Phase, in der es immer mehr galt, sich den zunehmenden Anforderungen der Sanitäts-Bürokratie zu stellen. Auch die Idee des weltlichen, allgemeinen Krankenhauses gewann an Bedeutung. Konvent und Krankenhaus der Elisabethinen versuchten in diesen Jahrzehnten ihre Autonomie zu wahren und waren zugleich um den Konsens mit den staatlichen und städtischen Behörden bemüht.

Was einst so sicher schien, unterlag in dieser Zeit auch einem Wandel: Die Bereitschaft den Elisabethinen Vermächtnisse zu hinterlassen, nahm ab. So manches Jahr wirtschafteten die Schwestern von der Hand in den Mund und versuchten, im Dickicht verschiedenster Interessen durchzufinden. Das triumphale Kirchenfest anlässlich des hundertjährigen Jubiläums im Jahr 1846 markierte gegen Mitte des 19. Jahrhunderts nach vielen Bewährungsproben die unverrückbare Position der Elisabethinen.

Sanitätspolitisch kam es im Jahr 1850 zu einem Paukenschlag. Durch einen Vorstoß der Stadt Linz durch den ersten konstitutionell gewählten Bürgermeister, Reinhold Körner, wurde die Idee eines Allgemeinen Krankenhauses in Linz mit Chirurgie als neuer Leitdisziplin der modernen Medizin rasch populär. Das im Jahr 1865 neu eröffnete Allgemeine Krankenhaus der Stadt Linz war bald ein enormer Taktgeber für die Entwicklung des Spitalsstandortes Linz.

Die Entstehung der Elisabethinen in Linz im 18. Jahrhundert

Die Initiative für die Klostergründung war von der jungen Elisabethinerin Maria Innocentia – geborene Ernestine von Sternegg - ausgegangen. Die Tochter einer alteingesessenen Wiener Apothekersfamilie begab sich im Alter von 27 Jahren in das Wiener Elisabethinenkloster. Beindruckt von der hingebungsvollen Krankenpflege ihrer Mitschwester Maria Viktoria vom heiligen Joseph, reifte in Innocentia der Plan, ihr von ihrem Vater geerbtes Vermögen für die Stiftung eines Klosters und Krankenhauses zu verwenden. Als mögliche Standorte kamen die Städte Brünn, Ölmütz und Linz in Frage. Das Los entschied, das schließlich auf Linz fiel.

Die Idee, ein neues Kloster mit angeschlossenem Krankenhaus zu errichten, wurde zu Beginn, aus Angst vor einer Belastung der öffentlichen Hand, seitens der Stadt Linz abgelehnt. Trotz dieser Vorbehalte erteilte der Passauer Bischof völlig überraschend am 6. Jänner 1745, in Einverständnis mit dem Linzer Klerus, doch den Konsens zur Klostergründung. Dieser Stimmungsumschwung war wohl durch mehr oder weniger starken Druck des Wiener Kaiserhofes zustande gekommen.

Am 26. April 1745 erfolgte schließlich die landesfürstliche Zustimmung für das Bauvorhaben, mit dem am 1. September 1745 bereits gestartet wurde. Bis zur Fertigstellung wurden die Schwestern im Kirchstetterhaus im Kapuzinerfeld (heute Herrenstraße 35) untergebracht. Im April 1749 wurde das Kloster feierlich eröffnet und seiner tatsächlichen Bestimmung übergeben.

Am 29. April 1762 starb die Stifterin des Linzer Konvents Ernestine von Sternegg im Alter von nur 51 Jahren. Zum Zeitpunkt ihres Todes waren Konvent und Krankenhaus der Elisabethinen bereits in so klaren Strukturen, dass das traurige Ereignis zwar viele persönlich berührte, aber der weiteren Entwicklung dadurch nichts im Wege stand. Die Geschichte der Ernestine von Sternegg ist bis heute in der Erinnerungskultur der Elisabethinen präsent, und bis heute wurde nicht vergessen, dass alles, was seither folgte, auf ihrer einsamen Entscheidung ein Kloster zu gründen, fußte.

Nach dem Tod der Ernestine von Sternegg war die Präsenz der zweiten Stifterin Maria Anna von Baumbach sowohl finanziell wie auch moralisch eine wichtige Stütze der Ordensgemeinschaft. Dank dem von ihr gestifteten Vermögen konnte ein weiteres wichtiges Bauprojekt realisiert werden – die Errichtung der Klosterkirche. 1762 wurde mit dem Bau des Gotteshauses, nach dem Vorbild der Karlskirche in Wien, gestartet. Knapp vier Jahre später war der Kirchenbau fertiggestellt und wurde am 25. Oktober 1768 gesegnet und in Betrieb genommen.

Die josephinischen Reformen, der sogenannte „Klostersturm“, im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts lösten auch bei den Elisabethinen große Ängste aus. Die Aufhebung blieb dem wohltätigen Orden erspart, Konvent und Kloster gingen aus dem Klostersturm sogar gestärkt hervor. Die neue Bezeichnung als das „Allgemeine weibliche Krankenhaus“ der Stadt Linz, war Auftrag und Bestätigung zugleich, und wies dem Krankenhaus eine bedeutendere Rolle zu als je zuvor.

Die Geschichte des Ordens

Das Entstehen verdankt die Ordensgemeinschaft der Elisabethinen der Aachenerin Apollonia Radermecher (1571-1626), die sich Zeit ihres Lebens für das Wohl der Kranken aufopferte. Gemeinsam mit zwei Wegbegleiterinnen, entstand daraus 1622 die Gemeinschaft der Hospitalschwestern der heiligen Elisabeth nach der Regel des regulierten Dritten Ordens des hl. Franziskus. Die heutige Ordensgemeinschaft der Elisabethinen.


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