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Für ein gutes Miteinander: "Winterliches Fair Play in der Natur"

Karin Seyringer, 17.12.2020 13:22

OÖ. Wie schon im Frühjahr und Sommer wird auch für die kommende Wintersaison damit gerechnet, dass viele Freizeitsportler Erholung und Abwechslung auf den heimischen Almen suchen. Um für alle – Wildtiere wie Bewirtschafter und Sportler – ein gutes Miteinander zu ermöglichen, haben das Land OÖ, der Landesjagdverband und der OÖ Almverein den kurzen Leitfaden „Winterliches Fair Play in der Natur“ vorgelegt.

OÖ Almverein Obmann Johann Feßl, Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger und Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner rufen zu Fairness in der winterlichen Natur auf. (Foto: Land OÖ/Tina Gerstmair)

„Wir hatten ein intensives Wanderjahr in Oberösterreich, der Trend wird sich im Winter fortsetzen, mit etwa 20 Prozent mehr Frequenz wird im Winter zu rechnen sein“, so Johann Feßl, Obmann des OÖ Almvereins.

Der Appell daher: Die Erholung in der freien Natur darf sich nicht nachteilig auf Wildtiere auswirken und die Freizeitnutzer sollten aufeinander und auf forstliche Bewirtschafter Rücksicht nehmen. 

Wildtiere ziehen sich in gewisse Lagen zurück, es gibt sehr viele Bestände an Jungwald, „was viele nicht wissen ist, das bei einer Baumhöhe von bis zu drei Metern das Betreten dieser Flächen untersagt ist“, nennt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger ein Beispiel. „Wir wollen niemanden aussperren, aber das dient dazu, dass die Pflanzen schnell anwachsen können. Die Natur in Oberösterreich kann sich aufgrund der Pflege in gutem Zustand zeigen. Wir möchten das nicht gefährden im Winter 2020/21.“

Leider sei es oft so, dass sich die große Mehrheit an die Spielregeln halte, wenige aber eben nicht. Daraus erwachse Konfliktpotential, da Wildtiere im Winter schon durch wenige Störungen erheblich geschwächt werden oder das Eindringen in forstliche Sperrgebiete sehr schnell massive Konsequenzen haben könne.

„Die Menschen sollen raus in die Natur. Gleichzeitig ist aber klar, dass auch Tiere ihre Lebensräume nutzen und Ansprüche haben“, so auch Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner. Die Tiere bräuchten Ruhe, die Menschen müssten dahingehend sensibilisiert werden. Der Landesjagdverband will hier auch Multiplikator in der Gesellschaft sein und aufklären.

Menschen nicht aussperren, aber aufeinander Rücksicht nehmen

Es gehe nicht um Einschränkungen, sondern um ein paar Regeln, versichern Hiegelsberger, Feßl und Sieghartsleitner. „Uns ist es wichtig, aufeinander Rücksicht zu nehmen, es sind nicht nur Jagd und Forst in der Winterzeit intensiv unterwegs, sondern auch die Freizeitnutzer – ob Reiten, wandern, Schneeschuh- oder Tourengeher. Wir wollen jeden einzelnen einladen, aufeinander Rücksicht zu nehmen“, so der Agrar-Landesrat.

Es gehe auch nicht um das Infrage stellen der Wegefreiheit und Einschränkungen der Naturnutzen, sondern mit leicht umsetzbaren Verhaltensregeln ein harmonisches Miteinander zu schaffen.

Anleitung und Hilfestellung für neues Publikum

„Im Frühjahr und Sommer konnten wir beobachten, dass sehr viel neues Publikum auf die Almen gekommen ist. Für diese wollen wir die Informationen hinausgeben“, so Feßl. Er verweist darauf, dass im Frühjahr entscheidend das Verhalten beim Mitführen von Hunden gewesen sei. „Die Anzahl an Menschen mit Hunden aber ohne Almerfahrung ist massiv gestiegen. Wichtig war im Frühjahr, auch entsprechend über die Medien aufzuklären, das hat geholfen. Die Menschen haben sich im Anschluss mehr erkundigt und ihr Verhalten besser angepasst.“

„Mit dem Beachten einiger weniger Regeln ist gesichert, dass man Schäden und Störungen der Natur hintanhält“, so Hiegelsberger. Mit einem kurzen, prägnanten Verhaltenskatalog könnten alle wesentlichen Akteure gemeinsam und miteinander nachhaltig die Wintermonte nutzen.

Leitfaden »Winterliches Fair Play in der Natur«

Neben den ohnehin geltenden Regeln wie das Nichtverlassen der Wege und das Anleinen von Hunden sollen auch folgende sieben Punkte beachtet werden:

  • Zeige Respekt für die Natur und vermeide Lärm.
  • Starte mit einer sorgfältigen Tourenplanung: Wetter- und Lawinenlageberichte ansehen und entsprechend handeln. Informiere dich dazu auf den Webseiten der alpinen Vereine bezüglich der Gefahren im (alpinen) Gelände. Erkundige dich im Vorfeld zu den Parkmöglichkeiten vor Ort. „Die Tourenplanung muss hier bereits bei der Parkplatzsuche starten. Wir sind bemüht, Parkplätze zur Verfügung zu stellen“, so Feßl.
  • Standardausrüstung bei Ski- und Schneeschuhtouren im alpinen Gelände: LVS-Gerät, Schaufel, Sonde und Mobiltelefon.
  • Bleibe auf den in offiziellen Kartendarstellungen ausgewiesen Winter- und Skitouren-Routen. Beachte: Das Betreten und Befahren von Jungwaldflächen bis drei Meter Höhe ist verboten. „Manche Flächen müssen gesperrt werden, wir machen das nicht aus Jux und Tollerei“, so Feßl. „Man kann einfach nicht überall hin. Zaunpflöcke unter Schneedecken etwa können massive Gefahren darstellen. Besonderes Augenmerk sollte auch auf forstliche Verjüngungsflächen gelegt werden. Wälder haben im alpinen Raum eine wichtige Schutzfunktion, die Aufforstung ist enorm aufwändig. Es ist absolut nicht akzeptabel, wenn die Bemühungen der Waldeigentümer durch scharfe Skikanten wieder zunichte gemacht werden.“
  • Nimm besondere Rücksicht auf Wildtiere und meide ihre Futterstellen. Keine Störung bei Dämmerung oder in der Nacht. Nimm deinen Hund an die Leine.„Wir bitten darum, auf Touren in der Dämmerung zu verzichten. Der Hund muss an die Leine“, so Feßl.
  • Bringe deine Abfälle im Rucksack nach Hause retour. Im Frühjahr und Sommer sei der Müll zum größten Teil wieder ins Tal mitgenommen worden, „aber auch hier unser Appell, Sauberkeit zu bewahren“, so Johann Feßl, Obmann des Almvereins.
  • Nimm Rücksicht auf andere Freizeitsportler.

„Wenn jeder diese Punkte beachtet, wird es miteinander gut gehen. Wir freuen uns, wenn sich alle wohlfühlen – Tiere, Bewirtschafter und Freizeitsportler.“ 

 


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