LINZ. Seit über 25 Jahren kennt Kreuzschwester Ingrid Sturm aus Linz die Not in Rumänien. Sie hilft, wo sie kann, schaut nie weg. Dieser unermüdliche Einsatz mache manchmal mürbe, die Dankbarkeit der Menschen sei dafür umso größer.
„Wir tun, was wir tun können“, so Eva Maria Sturm, Ordensname Ingrid. Sie verbringt seit über 20 Jahren jeweils die Hälfte des Jahres in Rumänien, um dort die teils massive Not von Menschen, die von der Gesellschaft „vergessen“ wurden, zu lindern. In der Regel monatlich besucht die 73-Jährige Familien in größter Armut, kranke und behinderte Menschen, die keine zureichende medizinische Versorgung erfahren und unter mangelnden Sozialkontakten leiden. In Jasi unterstützt die Kreuzschwester, die in der Gemeinschaft in Linz lebt ein Waisenhaus, in Butea ein Altenheim.
Wenn die Ordensfrau in Österreich ist, sammelt sie Spenden bei Vorträgen, Filmabenden, Schul- und Pfarrbesuchen, bringt Statements bei Gottesdiensten ein, verkauft Kunstgegenstände, die in Rumänien hergestellt wurden, pflegt Kontakte zu ehrenamtlichen HelferInnen oder ermöglicht Ferienprogramme für Kinder und Jugendliche aus Rumänien in Österreich.
Haus der Begegnung
Ein aktuelles Projekt von Schwester Ingrid Sturm ist das Gemeindezentrum in Finate in der Region Maramures. Die Gemeinde ist geprägt von Arbeitslosigkeit und Armut. Junge Menschen haben wenig Perspektiven und alte Menschen vereinsamen.
Das „Haus der Begegnung“ ist als Sozialprojekt und soziales Zentrum gedacht und soll durch das Schaffen äußerer und innerer Lebensräume Lebensfreude erfahrbar werden lassen. Es soll Arbeitsplätze in der Region schaffen und soziale Kontakte aktivieren. Geplant sind ein Kinder- und Jugendtreff, Veranstaltungen für alte und vereinsamte Menschen, Familienfeiern, Veranstaltungen für Vereine und Organisationen sowie ein Second-Hand-Laden. Sieben Gästezimmer können für Urlaube, Geschäftsreisen oder im Rahmen von Feiern gemietet werden. Die Küche wird für Caterings, Nächtigungen und Feste zur Verfügung stehen. Durch die geplanten Begegnungsmöglichkeiten für verschiedene Generationen soll auch der „Landflucht“ von jungen Erwachsenen entgegengewirkt werden.
Durch die Corona-Pandemie sind viele Möglichkeiten, Spenden zu sammeln, ausgefallen und das Bauprojekt verzögerte sich nun um eineinhalb Jahre. Zwei Drittel des Projektes sind bis jetzt erfolgreich umgesetzt, die Finanzierung des letzten Drittels fehlt noch. „Nur nicht aufgeben, dranbleiben, koste es, was es wolle!“, betont Sr. Ingrid.
Schlüsselerlebnis
Die Kreuzschwester kam 1995 für ein Praktikum als Sozialarbeiterin erstmals nach Rumänien. 1996 begann sie ihre Sozialarbeit dann bereits mit dem Aufbau eines Pfarrkindergartens. Ein Schlüsselerlebnis für sie war der Besuch in einem Armenviertel, wo sie in einer desolaten Hütte ein neugeborenes Kind entdeckte. Diese Situation erinnerte sie an das Weihnachtsgeschehen: Christus zeigt sich als neugeborenes Kind am Rande der Stadt in einer armseligen Unterkunft. Sr. Ingrid: „Diese Erfahrung verlangte von mir eine Antwort – eine Lebensantwort, die ich bis heute ehrlich versuche zu geben.“
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