LINZ. Neben Forschung und Lehre gewinnt die sogenannte „dritte Mission“ der Universitäten zunehmend an Bedeutung. Dabei geht es darum, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen gesellschaftliche Entwicklungen aktiv mitzugestalten. Der Wissenstransfer hinein in die Gesellschaft und Wirtschaft soll dabei innovative Lösungen für Herausforderungen liefern. Diese „dritte Mission“ (Third Mission) war Thema beim 4. Crossing Art & Science Event von JKU, Kunstuni und Academia Superior.
„Entdeckungen und Erkenntnisse zu finden ist der Kern einer Universität. Gleichförmigkeit hilft da nicht“, zeigte sich JKU-Vizerektor Christopher Lindinger im Begrüßungs-Talk überzeugt: „Deshalb versuchen wir, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Welten auf dem Campus treffen können. Auch das Open Innovation Center dient als Kontaktpunkt für Unternehmen und Forschende“. Lindinger sieht selbstkritisch die Universitäten in der Verantwortung, dieses Wissen und Entdeckungen in die Gesellschaft hinaus zu diffundieren. „Da können wir nicht genug dafür machen,“ so der Innovations-Vizerektor.
„Eine Kunstuniversität ist von jeher auf enge Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen angewiesen, sonst könnten wir nicht arbeiten“, brachte die Kunstuniversität Linz-Vizerektorin Brigitte Vasicek die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit auf den Punkt. Ihr geht es darum, für Universitäten in Zukunft ein neues Bewertungssystem zu hinterlegen, das neben dem akademischen Output und der Lehre auch das Engagement und den Erfolg im Bereich der Third Mission sichtbar macht. Für sie gehören drei Dinge dazu, um den Wissenstransfer in Zukunft noch erfolgreicher zu machen: „Viel Engagement und Zeit für die Wissenschafter, Ressourcen und natürlich auch die Geldmittel“, betonte Vasicek.
Das Herzstück von Crossing Art & Science bildete wieder das einzigartige Format: Vier Forschende der JKU und der Kunstuniversität stellten ihre Projekte in sieben Bildern in sieben Minuten vor.
Wissenstransfer in der Geschichte
Herta Neiß vom Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der JKU zeigte am Beispiel der diesjährigen oö. Landesausstellung „Arbeit.Wohlstand.Macht“, wie man in den Geschichtswissenschaften Forschungserkenntnisse so gestaltet, dass sie eine breite Öffentlichkeit und alle Altersgruppen ansprechen. „Wie kann man Menschen in ein Thema hineinziehen? Diese Frage steht immer am Anfang einer erfolgreichen Wissensvermittlung, die nachhaltig sein will“, weiß die Wirtschaftswissenschafterin.
Wissenstransfer in der Kunst
Von der Kunstuniversität Linz stellte Katharina Weinberger-Lootsma die „Kulturtankstelle“ vor. Sie vernetzt seit 2018 Kunst und Wissenschaft und stellt niederschwellig die Frage, wie sich der Klimawandel auf den urbanen Raum auswirken wird. In verschiedenen Projekten werden Passanten aufgefordert, sich mit diesen Transformationen auseinanderzusetzen. „Unsere Streuobstwiese war eine Zeit lang der Selfie-Hotspot in Linz“, zeigt sich die Kulturmanagerin Weinberger-Lootsma erfreut über das rege Interesse der Öffentlichkeit für das Thema.
Gesetzgebung von Morgen
Über die rechtlichen Fragen und Visionen der digitalen Transformation sprach Thomas Bogner vom Law Lab des Linzer Institute of Technology an der JKU. Ziel seiner Forschungsarbeit ist es, rechtliche Auswirkungen der Digitalisierung möglichst frühzeitig zu erkennen. Die oft als „trocken” wahrgenommene Materie wird beispielsweise in Installationen beim Ars Electronica Festival einem breiten Publikum nähergebracht. „Mit unserer Forschung wollen wir der Zeit einen Schritt voraus sein, damit uns die Fortschritte der Digitalisierung nicht überraschen und diese nur zum Vorteil für die Menschen fortschreitet”, erklärte der Jurist.
Schnittstellen zwischen Kunst und Wissenschaft
Andre Zogholy von der Abteilung Kunst und Forschung der Kunstuniversität Linz entwickelt in seiner Arbeit andere „Erzählweisen“ von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ein Beispiel dafür sind international preisgekrönte Kurzfilme, in denen Patente von Wissenschaftern auf kreative Weise erklärt und so einem breiten Publikum verständlich gemacht werden. „Unser Anspruch ist es, auf wissenschaftlich korrekte Weise andere Narrative über wissenschaftliche Erkenntnisse zu finden und zu erzählen“, führte Zogholy aus.
In einer regen Diskussion, moderiert von Academia Superior Geschäftsführerin Claudia Schwarz, wurde die Bedeutung der interdisziplinären Auseinandersetzung mit Themen und Fragestellungen vertieft und weiter diskutiert. „Crossing Art & Science schlägt disziplinäre Brücken und bietet Raum für ergebnisoffenen Austausch. Hier erschließt sich die enorme gesellschaftliche Bedeutung von Wissenschaft, Forschung und Erschließung der Künste in besonderer Weise“, zeigt sich Schwarz begeistert.
Den Rahmen für das Event bot das Open Innovation Center am Linz Institute of Technology an der JKU. „Dieser Ort für Wissenstransfer bündelt Kompetenzen von Wissenschaft und Wirtschaft und 3 schafft ein Ökosystem für Innovation“, weiß die Leiterin Elisabeth Ulbrich, die Interessierten Besuchern vor der Veranstaltung einen Einblick in die Kompetenzen und Möglichkeiten des OIC gab.
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