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"Meine Erfahrungen können die Kinder motivieren und einen Anstoß geben, an sich zu glauben"

Nora Heindl, 17.12.2021 14:05

LINZ. Anlässlich des Internationalen Tages der Migranten (18. Dezember) hebt Teach For Austria das Potenzial hervor, das entstehen kann, wenn man den Menschen hinter „dem Fremden“, „der Anderen“, „dem Flüchtling“ sieht und ihm mit Wertschätzung begegnet. So wie etwa bei Banu Yakisan. Als Fellow an der MS5 in Linz, möchte sie ihren Schülern dieselben Chancen ermöglichen, die sie bekommen hatte. Denn zunächst hatten ihre Lehrkräfte ihr vom Abitur abgeraten.

Banu Yakisan, Fellow an der MS5 in Linz (Foto: TFAOÖ David Blacher)
Banu Yakisan, Fellow an der MS5 in Linz (Foto: TFAOÖ David Blacher)

„Ich wollte immer mit Kindern arbeiten. Das ist eine Berufung für mich und es erfüllt mich, wenn ich benachteiligte Kinder unterstützen und eine Veränderung bewirken kann. Deshalb habe ich mich auch für Teach For Austria entschieden. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass meine Lehrkräfte mir gesagt haben, ich solle kein Abitur machen. Aber ich habe es geschafft! Meine Erfahrungen können die Kinder motivieren und einen Anstoß geben, an sich zu glauben. Wenn Schüler kein Vertrauen in sich und ihre Fähigkeiten haben, muss man als Lehrkraft erst einmal Vorarbeit leisten und ihnen helfen zu entdecken, welche Fähigkeiten sie überhaupt haben. Ich möchte ihre Motivation zum Lernen fördern, um ihnen dieselben Chancen zu ermöglichen, die ich hatte, und sie bestärken und ihnen die Wege zeigen, die für sie offen sind“, erklärt die Junglehrerin und Mutter eines Sohnes, die ihre interkulturelle Kompetenz nun im Unterricht einbringt.

Banu Yakisans Großeltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland, sie selbst ist in Duisburg geboren und aufgewachsen. Vor sechs Jahren zog die Erziehungswissenschafterin nach Linz und absolvierte an der FH OÖ ihren Master in Soziale Arbeit. Die 27-Jährige ist mit drei Sprachen aufgewachsen – Deutsch, Türkisch und Kurdisch – und hat sich als Flüchtlingsbetreuerin bei der Caritas für Menschen in Not und im Frauenbildungszentrum MINA engagiert.

„Lehrkräfte können einen großen Unterschied machen“

Die Bildungsinitiative Teach For Austria setzt sich seit 2011 in Österreich für Chancenfairness ein und unterstützt mit ihren Fellows Schülern in Ballungszentren bei der Entfaltung ihrer Potenziale, indem sie unter anderem ihre Motivation zum Lernen fördert und ihr Selbstvertrauen stärkt. In diesen zehn Jahren konnten 440 qualifizierte Jungakademiker für rund 45.000 Kinder in 114 sozial hoch belasteten Schulen und seit 2019 an 29 Wiener Kindergärten wirksam werden. In Oberösterreich waren bzw. sind seit 2018 inklusive des aktuell vierten Jahrgangs 40 junge Frauen und Männer in insgesamt 94 Lehrverpflichtungen für gerechtere Bildungschancen wirksam.

„Wir von Teach for Austria wollen, dass jedes Kind die Chance auf ein gutes Leben hat – unabhängig vom Einkommen der Eltern. Bildung kann viel kompensieren und ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben. Und Lehrkräfte können einen großen Unterschied machen, wenn sie die Kinder mit einem potenzialfokussierten Blick sehen. Vor allem im urbanen Bereich brechen zu viele Jugendliche ihren Bildungsweg früh ab. Dort fehlen faire Chancen besonders stark. Schon. 2019 gab es 12 Prozent frühe Bildungsabbrecher, das sind 120.000 Jugendliche mit Armutsgefährdung und ohne Chance, ihre Lebensträume zu verwirklichen. Gerade in einer Zeit, in der die Zahl der Bildungsabbrüche durch Corona wieder steigt, sind der Einsatz unserer Fellows und die vielen Projekte unserer Alumni essenziell für Chancenfairness. Denn jeder Mensch ist einzigartig und hat Talente, die man entdecken und fördern kann, damit er oder sie sich selbst verwirklichen und ein erfülltes Leben führen kann“, erklärt Christiane Steinlechner, Regionalleiterin von Teach For Austria Oberösterreich.

Über Teach For Austria

2050: Jedes Kind hat die Chance auf ein gutes Leben - egal, wie viel Geld oder Bildung seine Eltern haben. Das ist die Vision der gemeinnützigen Organisation Teach For Austria. Pädagogen sind ein wichtiger Schlüssel, um dorthin zu kommen. Kern der Arbeit von Teach For Austria ist deshalb das sogenannte Fellowprogramm. Dieses zweijährige Leadership-Programm bringt engagierte Hochschulabsolventen unterschiedlichster Fachrichtungen als Vollzeit-Lehrkräfte an herausfordernde Schulen und seit Herbst 2019 auch als Pädagogen an Kindergärten. Hier arbeiten sie mit Kindern und Jugendlichen aus sozio-ökonomisch benachteiligten Familien, die ein hohes Risiko für einen frühen Ausbildungsabbruch haben. Alle, die am Programm teilnehmen, sind Quereinsteiger - sie werden von Teach For Austria ausgewählt, auf den Einsatz in der Schule und im Kindergarten vorbereitet und über zwei Jahre begleitet. Teach For Austria nennt die Programmteilnehmer Fellows und versteht sie als Impulsgeber, die durch ihre diversen Studienhintergründe und Berufserfahrungen den Schul- und Kindergartenalltag bereichern und ihre Kids dabei unterstützen, weiterführende Bildungswege zu gehen.


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