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Sabrina Fleisch: „Angst ist angeboren und wichtig“

Jürgen Affenzeller, 23.02.2022 11:08

LINZ. Die ausgebildete Angst- und Stressbewältigungstrainerin Sabrina Fleisch aus Linz widmet sich in ihrem neuen Buch „Sei stärker als die Angst“, das am 24. Februar erscheint, der Frage, wie man mit den eigenen Ängsten am besten umgehen kann.

  1 / 2   Sabrina Fleisch ist ausgebildete Angst- und Stressbewältigungstrainerin und tätig in Linz. (Foto: Privat)

Speziell Corona hat sich auf das Thema der Angst in den vergangenen beiden Jahren ausgewirkt, wie Sabrina Fleisch berichtet: „Unsicherheit macht Angst, Neues macht Angst. Die Ablenkungen sind weggefallen, gepaart mit der Unsicherheit über die eigene Zukunft schürt das die Angst. Zeitgleich hat man wieder mehr Platz zum Nachdenken“, betont die Linzerin, dass Angst nicht unbedingt schlecht sein muss: „Angst und auch Stress sind biologisch sinnvolle Reaktionen des Körpers, um sich zu schützen. Angst ist angeboren und wichtig, die Menschheit wäre ohne Angst längst ausgestorben. Angst zu haben zeigt also, dass wir psychisch gesund sind und dass uns unser Leben wichtig ist. Es geht also nicht darum, keine Angst mehr zu haben, sondern wir sollten vielmehr lernen, dieses Gefühl anzunehmen, zu schätzen, die Botschaft dahinter zu erkennen und dann auch wieder loslassen zu können.“

Gedanken an die Zukunft lösen die meisten Ängste aus

Neben der evolutionär bedingten Überlebensangst geht es dabei vor allem um die Zukunftsangst. „Im Hier und Jetzt gibt es keine Angst. Wenn wir in der Situation selbst sind, ist die Angst verschwunden, also, wenn etwa ein Tiger vor uns steht, dann müssen wir weglaufen oder kämpfen, aber Zeit für Angst bleibt nicht. Im Moment selbst müssen wir liefern, leisten und unser Kopf ist beschäftigt, daher ist kein Platz für die Angstgedanken. Es sind die Gedanken an die Zukunft, an das, was passieren könnte, was die Angst auslöst. Wird diese Angst aber belastend, beeinflusst sie unser Leben und trifft Entscheidungen für uns, dann wird es Zeit, daran zu arbeiten.“

Kinder und Jugendliche haben vermehrt Ängste

Das neue Buch „Sei stärker als die Angst“ (Ullstein Verlag) entstand nicht zuletzt durch die steigende Angsttendenz seit Corona. Dabei bemerkt Sabrina Fleisch, die erfolgreich die Lernwerkstatt Linz leitet, dass immer mehr Kinder und Jugendliche an Ängsten leiden: „Kinder lernen von ihren Eltern wovor sie Angst haben müssen. Sie bekommen mit, was in den Medien kursiert und spüren die Angst in ihrem Umfeld. Und dass die Schule ausfällt bzw. online stattfindet impliziert, dass dieser Virus gefährlich ist, denn das wissen sie, gab es vorher noch nie. Eine Maske tragen, kein Kontakt mehr, kein Besuch bei Oma - all das belastete zusätzlich. Doch gerade Kinder benötigen Sicherheit, ein stabiles, angstfreies Umfeld, um sich entwickeln zu können. Zusätzlich fehlen die wichtigen sozialen Kontakte, die den Kindern auch ganz viel lernen lassen und Halt geben könnten.“ 

5 Tipps der Expertin im Umgang mit (Prüfungs)-Angst und der Nervosität, zu versagen:

  • Angst lebt in der Zukunft – weniger bei möglichen Zukunftsvorstellungen sein und mehr im Hier und Jetzt. Das schaffen wir durch unserer 5 Sinne: sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken. Mehr genießen und versuchen im Moment zu sein.
  • Dankbarkeit – Dankbar zu sein heißt, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Nicht sich zu vergleichen, nicht zu kritisieren und sich selbst und andere nicht zu verurteilen. Weniger Bewerten und mehr annehmen. Dankbar sein heißt, sich nicht zu wünschen, es wäre anders, sondern sich in Akzeptanz und loslassen zu üben.
  • Atmen – das machen wir zu wenig, zu selten intensiv und tief. Sauerstoff brauchen wir zum Überleben. Bewusst zu atmen und wirklich tief, bis sich die Lungen füllen, tun wir selten. Bewusst den Atem verlangsamen – dadurch entspannt sich der Körper, wenn der Körper entspannt ist, fällt es dem Kopf schwerer, sich Sorgen zu machen.
  • Lachen – dasselbe Konzept funktioniert auch beim Lächeln. Wenn wir Lächeln können wir uns keine Sorgen machen – versuche es! Setze dein schönstes Lächeln auf und versuche zeitgleich Angst zu haben – es klappt nicht! Lächeln entspannt – beim Lachen drücken die Muskeln im Gesicht auf bestimmte Nerven, die wiederum vermitteln dem Gehirn das Signal, Glückshormone auszuschütten, da wir offensichtlich – nach unserer Mimik zu urteilen – ja glücklich sind. Nach 30 Sekunden Mundwinkel nach oben ziehen, verbessert sich nachweislich die Laune und der Stresspegel sinkt – simpel aber effektiv.
  • Ängste niederschreiben – welche Gedanken lösen diese Gefühle aus? Wie spreche ich mit mir? Wie viel bin ich in der Zukunft? Tun mir diese Gedanken gut?

Über den Autor:

Sabrina Fleisch ist ausgebildete Angst- und Stressbewältigungstrainerin und tätig in Linz. Neben zahlreichen Workshops und Seminaren in Schulen, Unternehmen und Vereinen hilft sie auch in Einzelgesprächen bei den Themen Stressmanagement, Burnout-Prävention, Entspannung, Ängste überwinden, Selbstzweifel ablegen, Gewohnheiten ändern sowie glücklich und zufrieden leben. Sie leitet sehr erfolgreich die Lernwerkstatt Linz.

Sabrina Fleisch: „Sei stärker als die Angst“
240 Seiten€ 19,99 ISBN: 978-3-7934-2443-7
Erscheint am 24.02.2022

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