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Traumjob Hebamme, denn „wer darf sonst schon am Beginn des Lebens dabei sein“

Nora Heindl, 06.04.2022 07:49

LINZ/OÖ. „Eine Geburt ist im Leben einer Frau einzigartig und wir dürfen dabei sein“, schwärmt Nicole Humer, Hebamme und Leiterin der Landesgeschäftsstelle OÖ des Österreichischen Hebammengremiums, doch „es bräuchte viel mehr von uns.“ Bewerber gäbe es genug, aber zu wenige Ausbildungsplätze. Deshalb legt Humer werdenden Müttern ans Herz, sich möglichst bald um eine Hebamme umzuschauen!

Hebammen sind für die Mütter von der Schwangerschaft weg bis nach der Geburt wesentliche Begleiterinnen. (Foto: Kzenon/stock.adobe.com)

„Hebamme zu sein ist ein erfüllender und wunderschöner Beruf, der einem aber auch viel abverlangt. Denn uns wird nicht nur großes Vertrauen geschenkt, sondern wir tragen auch eine große Verantwortung. Wir arbeiten selbstständig und eigenständig, das muss man mögen. Für mich selbst ist das ein ganz großer Pluspunkt“, erzählt Humer, die seit 2005 Hebamme ist.

Hebammenmangel in OÖ

So positiv besetzt der Beruf auch ist, herrscht ein österreichweiter Hebammenmangel, und das seit Jahren. Corona habe den Versorgungsengpass nur sichtbarer gemacht. Der Mangel ist auch in Oberösterreich spürbar: „Für die Frauen, die keine Hebamme zur Wochenbettbetreuung finden, und für die Hebammen, die im Kreißsaal bis zu fünf Frauen gleichzeitig betreuen müssen“, betont die Leiterin der Landesgeschäftsstelle OÖ.

Insgesamt gibt es in OÖ aktuell 463 Hebammen, davon 50 mit Kassenvertrag (Stand März 2022). Im Vergleich dazu kamen 2021 laut Statistik Austria über 15.000 Babys in OÖ zur Welt und bei jeder Geburt ist verpflichtend eine Hebamme beizuziehen. „Die Arbeit geht uns nicht aus“, so Humer.

Mehr Studienplätze

Dabei scheitere es nicht an der Attraktivität des Berufs, „denn wir haben eine ganze Flut an Bewerbern. Wir könnten ausbilden ohne Ende, tatsächlich liegt es an der Anzahl der Studienplätze und folgend an den Pflichtpraktikumsplätzen“, erklärt Humer.

Um dem steigenden Bedarf zu entsprechen, erhöhte etwa die FH Gesundheitsberufe OÖ in den vergangenen Jahren die verfügbaren Studienplätze sukzessive. Wurden in der Hebammenausbildung bis 2005 jedes dritte Jahr mit 24 Studienplätzen gestartet, so erfolgte mit dem Wintersemester 2021/22 eine Steigerung der Gesamtstudienplätze auf 81 Plätze pro Jahr (27 Erstsemestrige). Für das Wintersemester 2022/23 ist eine zusätzliche Erweiterung geplant. Diese umfasst eine Erhöhung der Studienplätze für Erstsemestrige auf 35 Plätze pro Jahr. Insgesamt stehen dann im Vollausbau 105 Hebammen-Studienplätze jährlich zur Verfügung.„Das ist ein wichtiger Schritt, um die Versorgungslücken zu schließen“, so Humer.

Suche ehest beginnen

Auch in der Nachbetreuung bis acht Wochen nach der Geburt macht sich der Mangel leider bemerkbar. „Frauen verlassen heutzutage das Krankenhaus sehr bald nach der Geburt und leider bleiben sie und ihre Neugeborenen dann zu Hause im Wochenbett oft unbetreut. Das gilt besonders für Frauen, die eine Kassenhebamme zur Betreuung suchen, und während der Ferienzeiten“, so die Leiterin der Landesgeschäftsstellen-Leiterin.

Humer legt deshalb allen werdenden Müttern ans Herz, sich frühestmöglich um eine Hebamme umzuschauen, etwa auf www.hebammen.at. Ein erster Kontakt mit einer Hebamme wird auch beim Mutter-Kind-Pass-Beratungsgespräch geknüpft. „Hier können schon viele Fragen gestellt werden und man kann sich auch um die Nachsorge kümmern“, betont Humer. Das Beratungsgespräch ist kostenlos, denn auch wenn das Gespräch bei einer Wahlhebamme 50 Euro kostet, bekommt man das Geld laut Humer zu 100 Prozent von der Krankenkasse rückerstattet.

„Finden immer eine Lösung“

Dass nicht jede Mutter zu Hause im Wochenbett betreut werden kann, nagt auch an den Hebammen. „Wir wollen die Frauen nicht alleine lassen, sondern für sie da sein. Aber manchmal geht es sich einfach nicht aus. Da tun wir uns selber emotional schwer, weil wir ja wissen, dass die Mütter uns brauchen. Deshalb sagen wir immer wieder: Bitte sucht euch möglichst bald eine Hebamme“, so Humer – denn auch sie müssen planen. „Ab der 37. bis zur 42. Woche kann das Baby auf die Welt kommen, das sind fünf Wochen, die ich im Vorhinein planen muss, sprich wie viel Kapazität habe ich und wie viele Frauen kann ich somit betreuen. Die Kolleginnen sind ganz oft ein halbes Jahr im Vorhinein ausgebucht.“

Kommt dennoch ein Spontananruf einer Mutter, zeigt sich eine weitere Stärke der Hebammen. „Die Kolleginnen sind untereinander sehr eng vernetzt und sprechen sich ab, wer übernehmen kann, vor allem wenn es ein Problem gibt, etwa wenn die Mutter ein Problem beim Stillen hat, die Brust rot ist oder das Baby nicht zunimmt“, betont Humer, der es ein echtes Anliegen ist, dass die Mütter wissen: „Wir finden immer eine Lösung, wenn der Hut brennt, wir lassen die Frauen nicht im Regen stehen. Aber es ist halt dann oftmals eine Notlösung und eigentlich hätten wir gerne, dass wir alle zufriedenstellen.“

So oder so hat Nicole Humer als Hebamme ihren Traumjob gefunden, „denn wer darf sonst schon beruflich am Beginn des Lebens dabei sein.“

Auf www.hebammen.at können sich werdende Mütter mit ihrer Postleitzahl auf Hebammensuche begeben.

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