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Linzer Kardiologe wird europäischer Präsident der Gesellschaft für Herzrhythmusstörungen

Nora Heindl, 15.04.2022 09:22

LINZ/ENGERWITZDORF/GRÜNBACH/. Helmut Pürerfellner, Kardiologe am Ordensklinikum Linz Elisabethinen, ist Experte auf dem Gebiet der Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Mit der Ernennung zum neuen Präsidenten der EHRA, der Europäischen Gesellschaft für Herzrhythmusstörungen, wurde ihm nun eine besondere Ehre zu Teil. Als erster Österreicher in dieser Funktion vertritt der Engerwitzdorfer 4.200 Rhythmologen in mehr als 60 Mitgliedstaaten.

Helmut Pürerfellner, Kardiologe am Ordensklinikum Linz Elisabethinen (Foto: Ordensklinikum Linz)
Helmut Pürerfellner, Kardiologe am Ordensklinikum Linz Elisabethinen (Foto: Ordensklinikum Linz)

„Mit dieser ehrenvollen Aufgabe ergibt sich für mich jetzt die Möglichkeit, die Demokratisierung der Medizin einen großen Schritt voranzutreiben“, erklärt der Engerwitzdorfer das Motiv für sein Engagement. „Eine der Hauptaufgaben einer medizinischen Gesellschaft sehe ich in der Ausbildung. Die ist derzeit in den verschiedenen Ländern für junge Ärztinnen und Ärzten nicht überall gleichermaßen zugänglich. Besonders in den osteuropäischen Staaten gibt es hier Aufholbedarf. Eine große Chance besteht dabei in der Digitalisierung, die uns die Möglichkeit gibt, das aktuellste Wissen in jeden Winkel der Welt zu bringen. An den hierfür notwendigen Technologien arbeiten wir hier in Linz schon länger und haben uns damit zu einem attraktiven Partner für Forschungseinrichtungen und Herstellern medizinischer Geräte (Schrittmacher, Defibrillatoren, Ablationssonden) gemacht.“

Ein zweites großes Anliegen für Pürerfellner ist es, die interventionelle Rhythmologie, ein Fachgebiet mit sehr langer Lernzeit, besser auf die Lebenssituationen von Ärzten abzustimmen. „Der Wunsch nach Teilzeitarbeit und Familienplanung junger Kollegen sollte kein Hindernisgrund sein, diesen interessanten Berufszweig zu wählen.“

EHRA European Heart Rhythm Association

Die Aufgaben der europaweit tätigen medizinischen Gesellschaft umfassen sowohl Ausbildungsschwerpunkte, als auch wissenschaftliche Tätigkeiten. Ziel ist es, die Behandlung von Herzrhythmusstörungen weiter zu verbessern und sicherzustellen, dass in Europa jedem Patienten die aktuellsten Behandlungskonzepte angeboten werden können. Dies setzt voraus, dass Studienergebnisse in offizielle Richtlinien und Empfehlungen münden, die den Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden, und dass überall eine ausreichende Zahl von gut ausgebildeten Ärzten verfügbar ist.

„Mit unserem breit gefächerten Portfolio und dem zuletzt sehr gut besuchten Jahreskongress in Kopenhagen (nahezu 5.000 Teilnehmer) habe ich es mir zum Ziel gesetzt, die EHRA zur führenden Gesellschaft für Herzrhythmusstörungen weltweit zu machen“, meint der aus Grünbach stammende Kardiologe.

Labor für Elektrophysiologie

Das Labor für Elektrophysiologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen ist der Arbeitsplatz von Pürerfellner. Er hat es zu Österreichs größtem Zentrum in der Behandlung von Herzrhythmusstörungen mittels Katheterablation ausgebaut.

Seit über 30 Jahren wird die Verödung bestimmter Areale des Herzens zur Beseitigung von Fehlströmen, die den Herzrhythmus negativ beeinflussen, durchgeführt und wurde in dieser Zeit permanent weiterentwickelt. Pürerfellner, der international exzellent vernetzt ist, hat viele Innovationen nach Linz geholt, und damit die Methode noch zuverlässiger und schonender gemacht. So kommen heute verschiedene 3-D-Ortungssysteme zum Einsatz, bei denen mit Hilfe eines Katheters, an dessen Spitze sich zahlreiche kleine (1-2mm) Elektroden befinden, präzise Bilder in höchster Auflösung aus dem Herzen auf den Monitor übertragen werden. Damit ist der Kardiologe in der Lage, auch komplexe Rhythmusstörungen aufzuspüren und zu beheben.

Durch die Weiterentwicklung der Hochfrequenzablation konnte die Gefahr einer Perforation der Herzwand verlässlich verhindert werden, seit eine neue Katheter-Generation mit verfeinerter Temperaturmessung bei Überschreiten von 65 Grad am Gewebe den Strom abschaltet.

Noch sicherer wird eine weitere Neuerung, die gepulste Feldablation. Hier wird an der Ablationssonde ein elektrisches Feld mit ca. 1500 Volt erzeugt, das durch eine sogenannte Elektroporation ausschließlich auf die Membran der Herzmuskelzellen wirkt und nicht durch thermische Einwirkung zusätzliches Gewebe schädigen kann. Durch die Zusammenarbeit mit französischen und amerikanischen Zentren stehen dem Kardiologen speziell nachbearbeitete 3-Dimensionale Bilder des Patientenherzens zur Verfügung, die komplexe Rhythmusstörungen sichtbar machen und der Eingriff dadurch besser planbar werden.

Die Aussichten für Patienten sind mittlerweile sehr erfreulich. Bei Vorhofflimmern, der häufigsten Rhythmusstörung im Erwachsenenalter beträgt die Heilungschance aktuell über 80 Prozent.

Herzrhythmusstörung

Eine Herzrhythmusstörung ist eine unregelmäßige Abfolge des Herzschlags, die durch unkoordinierte Impulse verursacht wird. Üblicherweise schlägt das menschliche Herz im Schnitt zwischen 50- und 100-mal pro Minute. Angetrieben wird es dabei durch Stromimpulse, die in einer Zellansammlung im rechten Vorhof, dem sogenannten Sinusknoten, erzeugt werden und dann über ein elektrisches Leitungssystem zu den Muskelzellen in den Vorhöfen und Herzkammern geleitet werden. Durch diese elektrische Stimulation ziehen sich die Muskelzellen zusammen und dehnen sich anschließend wieder aus, wodurch der Pumpeffekt des Herzens entsteht.

Bei einem gesunden Herzen erfolgt die Aktivierung der Muskelzellen aufeinander abgestimmt, und führt dadurch zu einem regelmäßigen Herzschlag. Herzrhythmusstörungen wie z.B. Vorhofflimmern entstehen durch Fehlströme, die unkoordiniert auftreten und den natürlichen Takt des Herzens stören. Daher ist es oberstes therapeutisches Ziel, diese Fehlströme zu neutralisieren, um primär die Entstehung eines Schlaganfalles oder einer Herzschwäche zu verhindern.


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