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Bauprojekt Kapuzinercampus: Initiative "Zukunft Klostergarten" sieht unüberbrückbare Differenzen

Anna Fessler, 10.04.2024 17:10

LINZ. „Zukunft Klostergarten“ steigt aus dem kooperativen Verfahren aus, wie die Initiative via Aussendung am Mittwoch, 10. April, mitteilt. Das Fass zum Überlaufen brachte eine Rückkühlungsanlage, die an das Zentrum für Hör- und Sehbeeinträchtigte grenzt. Laut der Initiative habe die Anlage negative Auswirkungen auf Schüler mit Hörgeräten, laut dem Bauträger Arbor belegt die Stellungnahme eines Sachverständigen das Gegenteil. Man sei für Gespräche weiterhin offen. (Update 17.10 Uhr)

Diese Betonfläche sorgte für den Ausstieg der Initiative "Zukunft Klostergarten" aus dem kooperativen Verfahren. Die Rückkühlungsanlage sei hier nicht vereinbart gewesen und viel zu dicht an der Michael-Reitter-Schule für hör- und seebeeinträchtigte Kinder. (Foto: Zukunft Klostergarten)
  1 / 4   Diese Betonfläche sorgte für den Ausstieg der Initiative "Zukunft Klostergarten" aus dem kooperativen Verfahren. Die Rückkühlungsanlage sei hier nicht vereinbart gewesen und viel zu dicht an der Michael-Reitter-Schule für hör- und seebeeinträchtigte Kinder. (Foto: Zukunft Klostergarten)

Die Vorgeschichte ist lang und komplex, kurz zusammengefasst: 2017 stellte sich die Initiative „Zukunft Klostergarten“ gegen ein Hochhausprojekt im Klostergarten der Kapuziner. Bürgermeister Klaus Luger erteilte schließlich die Zusage, dass das Projekt so nicht umgesetzt wird. Im „kooperativen Verfahren“ wurde gemeinsam mit der Initiative eine langfristige Stadtentwicklung für das gesamte Areal beschlossen und dazu auch ein neues Architekturbüro mit ins Boot geholt.

Kooperatives Verfahren drohte schon einmal zu platzen

Bereits am ersten Tag der Umsetzung drohte das kooperative Verfahren jedoch zu scheitern: der Altbaumbestand im Klostergarten wurde gerodet, ein Teil der denkmalgeschützten Klostermauer für eine Zufahrt zur Baustelle aufgerissen. Bei den „Jour fixe“-Terminen mit dem Bauträger, den Architekten, Baufirmen, Vertretern der Schule und der Initiative „Zukunft Klostergarten“ konnten dann Missverständnisse aus dem Weg geräumt und die Gesprächsbasis wiederhergestellt werden. Immobilienentwickler Michael Ehrenfried sagte einen barrierefreien Spielplatz zu, Architekt Andreas Kleboth überzeugte sich vor Ort von der Umsetzbarkeit, die Initiative und auch die Vertreter der Michael-Reitter-Schule waren besänftigt.

Initiative schließt weitere Zusammenarbeit aus

Ende März äußerte „Zukunft Klostergarten“ dann erneut Unmut aufgrund von Bauarbeiten für eine Rückkühlungsanlage. Befürchtet wurden Abwärme- und vor allem eine künftige Lärmquelle, die sich negativ auf die gehörbeeinträchtigten Kinder der Michael-Reitter-Schule auswirkt. Ein Gesprächstermin mit dem Investor und dem Architekten sollte erneut Klärung bringen. Nun die überraschende Nachricht: die Initiative steigt aus dem kooperativen Verfahren aus.

Tips wollte von Erich Gusenbauer, Sprecher der Initiative, wissen, was dazu geführt hat. Am Telefon sagt er: man habe sich nach dem letzten Gesprächstermin bei verschiedenen Experten und Stellen erkundigt. Die Informationen, die man beim Gespräch bekommen habe, hätten sich nicht mit jenen der Experten gedeckt. Konkret: Hörgeräteakustiker hätten bestätigt, dass ein stetiger Dauerton von der Rückkühlungsanlage eine massive Beeinträchtigung für Kinder mit Hörgeraten darstellt. Vom Bauamt der Stadt Linz habe man die Auskunft erhalten, dass eine Montage der Anlage auch am Dach des Neubaus möglich gewesen wäre, auch Fernkälte sei eine Option. Weiters sei man nicht vorab informiert worden, dass die Anlage direkt bei der Schule errichtet werden soll, laut Gusenbauer war an jener Stelle ursprünglich der Weg zum inklusiven Spielplatz und zum Wald geplant.

„Habe es satt, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden“

Auch das kooperative Verfahren wird kritisiert: „Ich habe es satt, dass man uns ständig vor vollendete Tatsachen stellt und dann so tut, als könnten wir irgendwas mitentscheiden.“, sagt Pädagogin Michaela Lauth, die Mitinitiatorin von „Zukunft Klostergarten“ ist. Gusenbauer sagt: „Intransparente Entscheidungen und ständige Überraschungen ohne gemeinsame Absprache haben nun aber zu unüberbrückbaren Differenzen geführt. Eine weitere Zusammenarbeit ist für uns so nicht mehr tragbar!“

Anlage laut Sachverständigem in Betrieb nur so laut wie Kühlschrank, Bauträger weiterhin offen für Gespräche (Update 17.10 Uhr)

Investor Michael Ehrenfried und Architekt Andreas Kleboth wurden jeweils um Stellungnahme gebeten. Ehrenfried lässt über sein Büro der Arbor Liegenschaftsverwaltung ausrichten, dass die Anlage keine beeinträchtigende Lärmquelle darstelle und übermittelt dazu eine Stellungnahme eines technischen Sachverständigenbüros. Darin heißt es: „Der geplante Rückkühler weist in 10 Meter Entfernung ungefähr die Lautstärke eines Haushaltskühlschranks auf, wenn man direkt im Betrieb davorsteht.“ Zur Tageszeit wird von Immissionen im Bereich von 42 Dezibel ausgegangen, der Umgebungslärm sei auch während dem Schulbetrieb immer höher. Das die Schüler dadurch nicht beeinträchtigt werden, habe man auch beim gemeinsamen Gespräch am 19. März versichert, bei dem auch drei sachverständige Zivilingenieure anwesend waren. Man habe dort auch vereinbart, dass alle Beteiligten in den nächsten Tagen gemeinsam die Anlage im Betrieb besichtigen und sich davon überzeugen können, dass es zu keiner Beeinträchtigung der Schüler kommen wird. Der Bauträger halte auch weiterhin die Türe für sachliche Gespräche offen.

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