Weltkrebstag (4. Februar): Psychoonkologie als Stütze in der Krise
LINZ. Die Diagnose Krebs erleben Betroffene oft wie einen Schock. Ungläubigkeit und Benommenheit treffen auf Angst, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Selbiges gilt für die Angehörigen. Unterstützung bietet die Psychoonkologie
„Für viele Patient:innen fühlt es sich an, als würde ihnen plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen. Es entsteht ein Gefühl wie im freien Fall, ein Kontrollverlust über das eigene Leben“, erklärt Markus Hutterer, Neuroonkologe bei den Barmherzigen Brüdern und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychoonkologie (ÖGPO).
Besonders in der Anfangsphase herrscht eine große Orientierungslosigkeit: „Patient*innen fragen sich, was die Krebsdiagnose für sie, ihre Familie und ihr soziales bzw. berufliches Leben bedeutet“, so Hutterer. Hier setzt die Psychoonkologie an und bietet Unterstützung auf verschiedenen Ebenen.
Was ist Psychoonkologie?
Die Psychoonkologie beschäftigt sich mit den psychischen, emotionalen und sozialen Aspekten von Krebserkrankungen. Sie zielt darauf ab, die psychische Belastung von Krebspatienten und deren Angehörigen zu erfragen, zu verstehen und zu lindern und findet in der Regel parallel zur medizinischen Behandlung statt.
Ein zentrales Ziel der Psychoonkologie ist es, den Patienten zu helfen, mit ihren bio-psycho-sozialen Belastungen der Erkrankung besser umzugehen und ihre eigenen Resilienzfaktoren zu stärken. Dazu zählen die Erkrankung bzw. Veränderungen im Leben annehmen zu lernen, eigene Ressourcen und Fähigkeiten zu nutzen (Selbstwirksamkeit), erreichbare Ziele umzusetzen und optimistisch sinnstiftende Zukunftsperspektiven zu entwickeln. So kann die individuelle Lebensqualität nachhaltig verbessert werden.
In der Praxis umfasst die psychoonkologische Betreuung eine Vielzahl von Methoden und Techniken, darunter entlastende Gesprächstherapien, Stressbewältigungsübungen, Achtsamkeitstraining und Entspannungstechniken. Dabei wird nicht nur auf die emotionale Belastung eingegangen, sondern auch auf die körperlichen Auswirkungen der Krankheit und deren Behandlung, die das psychische Wohlbefinden weiter beeinträchtigen können.
„Ein zentraler Baustein ist, die Patient*innen individuell und empathisch wahrzunehmen – ihre Ressourcen, früheren Krisenerfahrungen und ihre Resilienzfaktoren zu erkennen“, erklärt Markus Hutterer: „Manche Betroffene können durch frühere Erlebnisse und Erfahrungen besser mit Schicksalsschlägen umgehen, andere müssen den Umgang mit der Ausnahmesituation erst erlernen.“
Auch die Familie wird einbezogen
Eine Krebserkrankung betrifft in der Regel das gesamte soziale Umfeld. Hutterer betont die Bedeutung, Angehörige frühzeitig in Gespräche einzubeziehen: „Angehörige sind eine extrem wichtige Stütze, aber auch sie können sich überfordert fühlen. Gemeinsame Gespräche helfen dabei, Belastungen aufzufangen und den Weg der gemeinsamen Bewältigung zu ebnen.“
Hutterer ruft deshalb dazu auf, noch mehr auf die psychischen Aspekte von Krebserkrankungen zu achten: „Ein gesundes Umfeld, professionelle Unterstützung und offene Gespräche tragen wesentlich dazu bei, dass Betroffene auch in schwierigen Zeiten Zuversicht und Lebensqualität bewahren.“
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