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Geldsorgen bremsen: Zehn Jahre Beisl Teifl’n – aber kein Perchtenlauf

Karin Seyringer, 15.04.2025 12:10

LINZ. Die Wogen gingen hoch auf der Tips-Facebook-Seite, nach der überraschenden Bekanntgabe der Urfahraner Beisl Teifl’n, heuer keinen Perchtenlauf durchzuführen. Die finanziellen Mittel könnten nicht mehr aufgebracht werden. Tips hat nachgefragt.

2024 fand der zweite Urfahraner Perchtenlauf, organisiert von den Urfahraner Beisl Teifl'n statt. 2025 wird es keinen geben. (Foto: Reinhard Eisenbauer)

„Mit schwerem Herzen müssen wir leider bekannt geben, dass der Urfahraner Perchtenlauf in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht, da wir ein einzigartiges Ereignis auf die Beine stellen konnten, das nicht nur uns, sondern auch rund 5.500 Besucher im letzten Jahr begeistert hat“, so der Beginn der Zeilen, die Tips Anfang vergangener Woche erreichten.

Auch lesen: Heuer kein Perchtenlauf am Urfahrmarktgelände

Auch wenn die Nachricht bereits im April kam, sie war kein Scherz. Für eine Veranstaltung in der Größenordnung dieses Perchtenlaufs, der 2023 seine Premiere feierte, braucht es monatelange Vorbereitungen der Beisl Teifl’n, 2023 zum beliebtesten Verein beim Tips-Sympathicus gewählt.

Finanzielle Belastung

2023 gab es von der Stadt Linz laut Tips vorliegender Abrechnung des Vereins noch keine Förderung, vom Land OÖ aber 600 Euro an Unterstützung. „Wir haben 2023 leider ein Minus von 8.000 Euro gemacht. Es war unser Risiko, der Verein hatte das noch auf der Seite“, so Andrea Mayrhofer, die die Läufe gemeinsam mit ihrem Mann Richard, Obmann der Beisl Teifl’n, hauptverantwortlich organisierte.

2024 nahm der Verein das Risiko nochmals auf sich. Die Kosten der Veranstaltung im Jahr 2024 beliefen sich laut Verein auf rund 13.000 Euro, finanziert durch Sponsoren und Verkauf an Punschständen. Zudem gab es 2024 von der Stadt Linz eine Förderung in Höhe von 1.000 Euro. Vom Land OÖ habe es vorab eine unverbindliche Förderzusage über 1.050 Euro gegeben. Da 2024 inklusive der bedingt zugesagten Förderung aber ein kleiner Gewinn zusammengekommen wäre, konnte diese nicht gewährt werden. Dem sozialen Gedanken folgend, wurde wie auch 2023 gespendet, in Höhe von 500 Euro.

„Hat uns sehr zermürbt“

Unterm Strich ergab sich laut Abrechnung 2024 ein Verlust von 192,99 Euro. „Das hat uns sehr zermürbt.“ Besonders enttäuschend: Mit einem etwaigen Überschuss wollten die Beisl Teifl'n – die heuer auch zehnjähriges Bestehen feiern – ein Sommerfest veranstalten, zu dem die 70 freiwilligen Helfer auf ein Essen plus Getränk eingeladen werden. „Dass nicht einmal die Summe übrig bleibt, Danke sagen zu können, war eigentlich der Ausschlag, warum wir gesagt haben, wir machen es nicht mehr“, schildert Andrea Mayrhofer.

Fehlende Wertschätzung?

Dem Verein ging es bei der mitgeteilten Absage nicht darum, jemandem den „Schwarzen Peter“ zuzuschieben. Dennoch stellt sich auch bei den Tips-Lesern auf Social Media die Frage nach der Wertschätzung seitens der öffentlichen Hand. Richard Mayrhofer: „Die Leute glauben ja, es ist eine Veranstaltung der Stadt und nicht eines kleinen Vereins für die Bevölkerung.“

Ein Problem für den Verein sind etwa die Kosten für die nötigen Absperrgitter. Der Verein hat – wie vom Büro des Bürgermeisters Dietmar Prammer (SPÖ) mitgeteilt wird – die Absperrgitter als Naturalsubvention erhalten, laut Verein aber nur 50 Prozent. Aufgewendet werden mussten 2024 so 1.405,62 Euro dafür.

Zudem schaffe es die Stadt zeitlich nicht, die Gitter erst am Freitag anzuliefern, „darum müssen wir das Jahrmarktgelände auch schon für Donnerstag mieten. Da kommen dann natürlich noch mehr Kosten dazu“, so Mayrhofer. „Vom Magistrat wurde uns letzte Saison auch mitgeteilt, dass sich die Kosten für die Miete des Jahrmarktgeländes erheblich erhöhen würden.“ 2024 wurden laut Abrechnung 941,68 Euro fürs Gelände bezahlt.

Eintritt kein Thema

Eintritt zu verlangen, wie von manchen Tips-Lesern vorgeschlagen, möchten die Vereinsverantwortlichen nicht: „Das ist bei Perchtenläufen nicht üblich, außerdem wollen wir, dass es jedem möglich ist, die Veranstaltung zu besuchen.“

Eigener Fördertopf sinnvoll?

Vom Büro des Bürgermeisters wie auch von Kultur-Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) heißt es auf Anfrage, dass grundsätzlich jeder Verein entsprechende Förderungen beantragen könne, über die Höhe werde bei Einlangen entschieden.

Der freiheitliche Stadtrat Michael Raml erneuert angesichts der Absage seine Kritik, dass Brauchtum in Linz benachteiligt werde. „Wenn für solche Veranstaltungen kein Geld da ist, läuft in dieser Stadt etwas grundsätzlich falsch.“ Er appelliert, einen eigenen Sondertopf für Brauchtumsveranstaltungen zu schaffen. Lang-Mayerhofer verweist zum Thema Brauchtumsförderung auf heuer erhöhte Basisförderungen im Volkskultur-Bereich. „Auch im neuen Linzer Kulturentwicklungsplan 'KEP 3' wird der Bereich Volkskultur und Brauchtum einen besonderen Schwerpunkt haben.“ Einen eigenen Fördertopf sieht sie aber nicht als sinnvoll: „Gerade bei den Jahresförderungen müssten dann Kulturvereine ihre verschiedenen Aktivitäten nach ‚Fördertöpfen‘ einreichen, was inhaltlich schwierig wäre, Förderansuchen für die Vereine auch bürokratischer mache.“

Gefeiert wird trotzdem

2025 pausiert der Perchtenlauf – doch ein Comeback ist nicht ausgeschlossen. „Wenn die Umstände passen, würden wir es 2026 mit neuer Kraft angehen“, so Richard Mayrhofer. Und auch wenn kein Geld übrig geblieben ist, das Sommerfest für die Helfer veranstalten er und seine Frau trotzdem, finanzieren es zumindest zwischenzeitlich aus eigener Tasche.


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