Wo bei Bauprojekten in Linz die Meinungen auseinandergehen
LINZ. Das Studentenheim Haus Barbara erhält derzeit eine Photovoltaikfassade. Für die Ausführenden ist es ein „Leuchtturmprojekt“, die Bewohner sind empört und fordern Entschädigung. Auch bei anderen Bauprojekten in Linz gehen die Meinungen auseinander.
Das Haus Barbara nahe der JKU beherbergt rund 350 Studierende aus 140 Ländern. Weil die Eternitfassade aus den 70er-Jahren ohnehin saniert werden musste, nutzten die WIST OÖ und die Linz AG die Gelegenheit: Das Gebäude bekommt eine Photovoltaikfassade inklusive E-Ladestationen. Die Bauarbeiten laufen seit Herbst 2024, die Fertigstellung ist diesen Sommer geplant.
Während die einen von einem „Leuchtturmprojekt“ sprechen, spricht die Heimvertretung von Empörung bei den Bewohnern. So seien trotz andauernder Baustellen und massiver Beeinträchtigungen die Mietpreise erhöht worden – ohne nachvollziehbare Begründung. Eine Offenlegung der Kalkulation sei verweigert worden, obwohl das Studentenheimgesetz eine Anhörung der Heimvertretung vorsieht. Zudem würden die Bewohner seit Monaten unter Lärmbelästigung leiden. Hinzu komme massive Schimmelausbreitung in mehreren Wohnungen nach einem Wasserschaden im April. Unmut verursacht auch der Wegfall der seit 50 Jahren selbstverwalteten Heimbar. Diese wurde durch Wohnungen ersetzt. Den Bewohnern sei versprochen worden, dass die Heimbar in den Keller übersiedelt. Laut Experten sei dies aber nicht möglich.
„Wir sind nicht bereit, die steigenden Mieten und massiven Einschränkungen einfach hinzunehmen“, erklärt die Heimvertretung. Die Forderungen und eine Petition wurden bereits im Dezember der Geschäftsführung vorgelegt. Diese habe sich bisher geweigert, die Forderungen zu erfüllen.
„Jede Erhöhung wohl überlegt“
WIST OÖ-Geschäftsführer Michael Cetinkan reagiert auf Tips-Anfrage: „Uns ist bewusst, dass es in den letzten Jahren, aufgrund von steigenden Kosten, zu Mietpreissteigerungen gekommen ist und dies für alle Betroffenen eine Belastung darstellt. Ich kann versichern, dass jede Erhöhung wohl überlegt und genau kalkuliert wurde und unsere Preise moderat sind. So gab es auch während der Corona-Zeit keine Mieterhöhungen. Wir sind ein leistbarer und günstiger Studierendenheimträger, der auch wirtschaftlich professionell arbeitet. Während der Umbauphase ist die Nutzbarkeit des Objekts uneingeschränkt gewährleistet und daher sehen wir keine Grundlage für eine Mietreduktion – die Funktionalität und Zugänglichkeit des Gebäudes bleiben zu jedem Zeitpunkt erhalten. Aufgrund des Wasserschadens wird natürlich eine Mietreduktion gewährt.“ Dass eine Baustelle in diesem Ausmaß nicht unbemerkt vorübergehe, sei allen bewusst, jedoch „sind wir sehr bemüht, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten“. Die Eröffnung der WIST Heimbar werde so bald wie möglich erfolgen: „Aufgrund komplexer baulicher und brandschutztechnischer Anforderungen sehen wir uns derzeit mit Herausforderungen konfrontiert.“
Dem Wunsch nach mehr Information komme man gerne nach und lade die Bewohner sowie die Heimvertretung zu Gesprächen ein.
Freinberg vor Verwaltungsgericht
Sechs Jahre schon stemmt sich die Bürgerinitiative „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt.“ gegen ein geplantes Bauprojekt am Areal des Minigolfplatzes am Freinberg. Der Verfassungsgerichtshof hatte zwar eine Klage gegen die Umwidmung der Fläche abgewiesen, die Initiative nimmt das aber nicht hin. Sie wendet sich mit einer außerordentlichen Revision an den Bundesverwaltungsgerichtshof. „Unser Vorwurf bleibt aufrecht: eine Anlasswidmung ohne jedes öffentliche Interesse. Das können wir nicht einfach hinnehmen, das sollte rückgängig gemacht werden“, so Sprecherin Renate Ortner. Vertreten werden die Revisionsbewerber von Rechtsanwalt Helmut Blum: „Mit der Revision bitten wir den Verwaltungsgerichtshof um eine Prüfung des Urteils des Verfassungsgerichts.“ Für die Dauer des Verfahrens werde außerdem die aufschiebende Wirkung beantragt, „um irreversible Bauschritte zu verhindern.“
Teilerfolg am Pöstlingberg
Die Bewohner der Merkur-Siedlung am Pöstlingberg freuen sich hingegen über einen „ersten Teilerfolg“ für sie – auch wenn die Sache noch nicht vom Tisch ist: Die Augenscheinsverhandlung rund um den Bau einer Tiefgarage mit 42 Stellplätzen und 22 weiteren an der Oberfläche wurde im letzten Moment abgesagt und auf Pause gestellt. Die Petition „Grüne Oase am Pöstlingberg schützen – Investoren Tiefgarage stoppen!“ steht bei über 670 Unterschriften. Auch wurden rund 50 Einwände eingebracht, die geprüft werden.
Protestaktion gegen Antragsablehnung
Weil die Stadt Linz den Antrag zur Volksbefragung „Ja! zum Grüngürtel“ abgelehnt hat – „über 7.000 Wahlberechtigte und der nachhaltige Schutz des Grüngürtels sind anscheinend egal“ –, will das Bündnis aus über 20 Bürgerinitiativen selbst den Dialog mit den Gemeinderäten suchen, vor der nächsten Sitzung am 5. Juni. Die Protestaktion findet um 13 Uhr vor dem Alten Rathaus statt. Bereits am 30. Mai findet die Trassenbegehung der „Ostdurchfahrung“, statt: Start: 17 Uhr am Hauptplatz, per Rad geht’s zur Hartheimerstraße.
Petitionen laufen auch etwa gegen das geplante 36 Meter hohe Haus an der Ecke Mozart-/Dametzstraße und zur Bewahrung des Römerbergs.
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