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Die Schulzeit des Philosophen Ludwig Wittgenstein in Linz

Baumgartner Anna, 14.10.2025 11:00

LINZ. Ludwig Wittgenstein, einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, verbrachte einen prägenden Abschnitt seiner Jugend in Linz. Hier legte er 1906 die Matura ab – ein wichtiger Schritt auf seinem Weg vom technikbegeisterten Schüler zum weltbekannten Denker. Heute erinnern eine Gedenktafel in der Fadingerstraße und der Steingasse an seinen Aufenthalt in der oberösterreichischen Landeshauptstadt.

Ludwig Wittgenstein verbrachte einen Teil seiner Jugend in Linz. (Foto: OÖN)
  1 / 2   Ludwig Wittgenstein verbrachte einen Teil seiner Jugend in Linz. (Foto: OÖN)

Ludwig Wittgenstein (1889-1951) war das jüngste von acht Kindern des Großindustriellen Karl Wittgenstein und seiner Ehefrau Leopoldine. Die in Wien lebende Familie hatte jüdische Wurzeln, war aber konvertiert und assimiliert. Der Vater stammte aus Deutschland, die Mutter kam aus Prag. Die Familie zählte dabei zu den reichsten der Hauptstadt, Wittgensteins Eltern waren sehr kunstsinnig und unterstützten zahlreiche Künstler. Was wenigen bekannt ist: auch in Linz wurden das Kind intellektuell gefördert.

Schulzeit in Linz

Mit 14 Jahren wurde Ludwig Wittgenstein von seinem Vater an die k. u. k. Staatsoberrealschule in Linz geschickt, nachdem er bis dahin nur Privatunterricht im elterlichen Haus genossen hatte. Dieser legte dort 1906 erfolgreich die Matura ab. Seiner technischen Begabung entsprechend studierte er im Anschluss Maschinenbau in Berlin-Charlottenburg und ging dann nach England, um auf dem Gebiet der Flugtechnik zu arbeiten, wandte sich dann jedoch in Cambridge der Philosophie zu.

Der Grund für die Wahl des angesichts des familiären Lebens nicht gerade naheliegenden Ortes sei gewesen, dass der Schüler aufgrund seiner mangelnden Vorbildung an einem Wiener Gymnasium keine Aufnahme gefunden hätte, heißt es in entsprechenden Biografien des Philosophen.

An Wittgenstein erinnert heute eine Gedenktafel an der Fadingerstraße 4, die den schlichten Satz trägt: „Ludwig Wittgenstein Philosoph 1889–1951 besuchte diese Schule. Matura 1906.“

Die Schule, an der die Granittafel angebracht ist, wurde allerdings erst 1908/09 errichtet – also nach Wittgensteins Schulzeit. Der tatsächliche Ort seiner Ausbildung war die damalige Realschule in der Steingasse, deren Gebäude noch heute steht und unter Denkmalschutz steht und heute ein Hotel beherbergt.

Realschule Steingasse

Das Schulhaus in der Steingasse 6 wurde 1837 ursprünglich als Privathaus von Baumeister Johann Metz erbaut und 1844 von den Linzer Ständen übernommen.

Schon 1851 begann hier der Betrieb als Realschule, mit dem Schriftsteller Adalbert Stifter als erstem Inspektor.

Im Laufe der Jahrzehnte erfuhr das Gebäude mehrere Umgestaltungen: 1888 wurde es durch Ignaz Scheck erweitert und erhielt eine Fassade in schlichten Neorenaissanceformen. 1927 gestaltete der Architekt Curt Kühne die Außenfront im Stil der Zwischenkriegszeit um. Heute ist es ein fünfgeschossiger Bau mit reduzierter Gliederung, zinnenförmiger Attika und klarer Linienführung – ein stilles, aber eindrucksvolles Zeugnis Linzer Schulgeschichte.


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