Andrea Gruber: "Die Trotzphase haben eigentlich die Eltern, nicht die Kinder"
Der erste „Trageraum“ Oberösterreichs hat seit Ende 2016 in Linz seine Pforten geöffnet. Informationen, Tipps und Tricks rund ums Baby, das richtige Tragen für Mama und Kind und ein breites Kursangebot von der Babymassage bis zur Zwergensprache warten bei Andrea Gruber.
„Es ist einfach so passiert und war nicht der Plan“, erzählt Franchise-Nehmerin Andrea Gruber von ihrer Geschäftseröffnung. Knapp zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Sophia hat sich die diplomierte Linzer Kinderkrankenschwester mit dem ersten „Trageraum“ Oberösterreichs selbstständig gemacht.
Trageberatung
Nicht nur der Trageberatung wird im neuen Geschäft große Aufmerksamkeit zuteil. Ein großes Personen-Netzwerk an Hebammen und Experten aus dem Gesundheitswesen wird vermittelt oder Babymassage-Kurse, Babyakupressur und Zwergensprache angeboten. „Ich versuche, alles was für Mama und Kind wichtig ist, selbst in Erfahrung zu bringen und mit Hilfe zur Seite zu stehen. Alles, was ich selber nicht beantworten kann, versuche ich mit Expertenwissen zu ergänzen“, erzählt die Wahl-Linzerin von ihrer Philosophie.
Trage-Vorteile
Andrea Gruber war sich schon lange vor der Geburt ihrer Tochter sicher, ihr Baby werde aus Überzeugung ein Tragekind, und so war es dann auch. Der Kinderwagen verstaubte im Keller, die Babytrage und das Tragetuch waren stattdessen im Dauereinsatz. „Für jedes Baby und für jede Mama gibt es die perfekte Trageform, man muss sich nur bewusst sein, dass es auch dauern kann, bis man die richtige Trageart für sich findet. Und man sollte unbedingt viel ausprobieren, schließlich gibt es über 90 verschiedene Marken. Mir hat die Tragehilfe viel Frust aus dem Alltag mit Baby genommen“, erzählt die gebürtige Grieskirchnerin. Nicht nur für Jungmamas, auch für Zwillingsmamas, oder wenn bereits größere Geschwisterkinder da sind, könne eine Tragehilfe helfen, dem Alltag gerecht zu werden: „Durch die Tragehilfe hatte ich meine Hände frei und konnte die Hausarbeit gut neben meinem Baby erledigen und Sophia konnte am Familienalltag schon früh teilhaben“, berichtet die 32-Jährige von den Vorteilen wie auch der Tatsache, dass sich durch die viele Nähe die Beziehung von Mama und Kind verbessere.
Zwergensprache
Sie selbst war, wie ihre Mutter sogar heute noch oft erzählt, ein Schreibaby. Vielleicht kommt auch daher unbewusst die intensive Beschäftigung mit dem Thema Tragen. „Meine Tochter Sophia habe ich von Anfang an viel getragen, sie war auch kein Baby das irgendwo anders geschlafen hätte. Durch das viele Tragen musste sie sich meine Nähe aber nie erschreien. Ich glaube, deshalb ist Sophia auch so entspannt“, schildert die seit elf Jahren ausgebildete Trageberaterin ihre Babyerfahrungen. Vor fünfeinhalb Jahren hat Gruber zudem mit der Zwergensprache in Oberösterreich begonnen, einer Babyzeichensprache, die aus England stammt und dort schon sehr weit verbreitet ist.
Babyzeichensprache
„Alleine schon durch meinen Beruf als Kinderkrankenschwester war es mir sehr wichtig, auch mit kleinen Kindern kommunizieren zu können. Die Babyzeichensprache bietet eine Möglichkeit, durch Sprechen, unterstützt von Gebärden, zu kommunizieren. Es ist eine Möglichkeit, sich zu verständigen, ohne dass die normale Sprache bereits funktioniert“, erklärt Gruber. Durch das Vorzeigen der Gebärden und das zeitgleiche Erklären dazu lernen selbst Babys ab einem halben Jahr sehr schnell, ihre Wünsche mit Zeigen einfacher Gebärden auszudrücken. Auch im Früherziehungsbereich, wo Kinder lange bevor sie überhaupt sprechen können, betreut werden, oder auch im Bereich der Integration wäre die Zwergensprache eine sinnvolle Möglichkeit, bedürfnisorientiert mit den Kleinkindern zu kommunizieren.
Geduld haben
„Eine der größten Hürden ist bestimmt das Dran-Bleiben und das Geduld-Haben“, weiß die Expertin. Selbst wenn zu Hause die Babyzeichensprache nicht gefördert werden würde, hingegen in einer öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtung schon, könnten Kinder sehr gut damit gut umgehen. „Kinder, die mit Zwergensprache aufwachsen, sind oft selbstbewusster, sie können sich besser mitteilen und werden verstanden, was sie natürlich sehr stolz macht. Sie können viel erreichen, obwohl man sie eigentlich noch unterschätzt. Ich habe bei meiner eigenen Tochter mit einem Jahr gemerkt, wie viel die Zwergensprache bringt“, so die Expertin. Und wenn Kinder dann genau wissen, was sie wollen und das auch mitteilen können, wie in der anschließenden Trotzphase, gibt Gruber noch einen Tipp: „Durchatmen, Ruhe bewahren und aufs Kind eingehen und nicht einfach drüber fahren. Die Trotzphase haben eigentlich die Eltern, die nicht damit umgehen können, dass ihre Kinder ein Stück weit selbstständiger sein wollen“, lacht Gruber.
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