Weil Menschenwürde eine Rolle spielt: Benefizmatinee Linzer Musiktheater
LINZ. Vor den Vorhang geholt wurde das Engagement gegen Menschenhandel am 18. Oktober 2020 im Linzer Musiktheater. Der Erlös der Benefizmatinee kommt entwürdigten, traumatisierten Frauen zugute.
Menschenhandel gibt es auch in Oberösterreich. Extreme Armut und Notsituationen bewegen Frauen dazu, ihre Heimatländer zu verlassen. Mit falschen Versprechungen und der Hoffnung auf ein besseres Leben werden sie in eine fatale Falle gelockt: Sie geraten umgehend in finanzielle Abhängigkeit und sind mit ihren Ausweispapieren auch ihre Identität los. In Hilflosigkeit und Angst gefangen, sind sie der Androhung und Ausübung von psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt. Ausbeuterische Beziehungen und Arbeitsverhältnisse, in die sie hineingezwungen werden, berauben diese Frauen und Mädchen ihrer Freiheitsrechte und ihrer Würde. Hinter Zwangsprostitution steht ein kriminelles Netzwerk - Frauenhandel und Zwangsprostitution sind eine Verletzung der Menschenrechte.
„Menschenwürde“
Darauf aufmerksam machten die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in OÖ“ und das Linzer Landestheater mit einer gemeinsamen Benefiz-Matinee, anlässlich des 14. Europäischen Tages gegen Menschenhandel. Unter dem Titel „Menschenwürde – du spielst eine Rolle“ erlebten die Besucher ein berührendes Programm mit Musik, Tanz, Kurzfilm, Performance, Erzählungen von Frauen und Freiern, Resonanzen und Gesprächen. Daniela Dett und Christian Fröhlich (Musicalensemble), Michael Wahlmüller mit dem Ensemble Lentia Nova und die Dance Company Variable beeindruckten mit künstlerischen Umsetzungen des Themas, die unter die Haut gingen.
Der Erlös der Veranstaltung kommt entwürdigten, traumatisierten Frauen mit ihren Kindern zugute.
Aufklärung in Schulen gefordert
Gegründet wurde die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde in OÖ“ 2014 von Schwester Maria Schlackl vom Orden der Salvatorianerinnen. Mit der Initiative kämpft sie gegen Gewalt gegenüber Frauen, Zwangsprostitution und Menschenhandel.
Es brauche die Vernetzung im Engagement für ein würdevolles Menschsein, „für eine Gesellschaft, in der Frauen und Kinder nicht zur Ware degradiert und in der Sexbranche missbraucht werden dürfen“, so Schlackl. Sie fordert Aufklärung und Bewusstseinsbildung schon in den Schulen, aber auch Ausstiegshilfen und Perspektiven in Form von Alternativen für Frauen, die in Zwangsprostitution festgehalten und ausgebeutet werden.
Zahlreiche Gäste
Zahlreiche Gäste fanden sich bei der Benefizveranstaltung ein. Bundespräsident Alexander van der Bellen übermittelte eine Video-Botschaft, in der er Schwester Schlackl dankte. Das große, unsichtbare Geschäft mit der Ware Mensch sei Realität, so van der Bellen – eine Realität, an die man sich niemals gewöhnen dürfe: „Sonst kann es jenes Österreich, jenes Europa, das wir alle wollen, nicht geben: wo die Menschenrechte für alle gelten und wo die Menschenwürde unantastbar ist.“
Ebenfalls zu Gast waren Bischof Manfred Scheuer, Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer, Superintendent Gerold Lehner, Landtagsabgeordneter Christian Kolarik, Intendant Hermann Schneider und viele mehr.
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