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„Kinder ohne Smartphone gehören zur neuen Elite“

Yannik Bogensperger, 16.09.2021 15:22

LINZ. Sportpsychologe Fritz Weilharter möchte mit seinem Buch „Die neue Elite“ darauf aufmerksam machen, dass Kinder, die ohne Smartphone aufwachsen, kreativer sind und ihre Potenziale schneller erkennen.

  1 / 2   Der ehemalige Pädagoge Fritz Weilharter plädiert für ein Smartphone-freies Aufwachsen der Kinder. (Foto: privat)

In Zeiten der Digitalisierung wird viel davon gesprochen, dass Kinder mit digitalen Geräten lernen und die neuen Technologien in den Schulalltag integriert werden sollen. Das sieht jedoch Fritz Weilharter, der viele Jahre selbst als Lehrer unterrichtete, ganz und gar nicht so. Kindern, die ohne Smartphone aufwachsen, gehöre die Zukunft, davon ist der Autor felsenfest überzeugt. Diese Erkenntnis hat er in seinem Buch „Die neue Elite: Warum Kindern ohne Smartphone die Zukunft gehört“ mit konkreten Fakten und Beispielen aus der Praxis untermauert.

Weilharter führte viele Gespräche

Dafür führte er sowohl Gespräche mit Lehrern als auch mit Schülern und Studenten aus unterschiedlichen Schulstufen. Außerdem stellte er 60 Menschen im Alter zwischen 40 und 80 die Frage, was das essenziell Wichtige in ihrer Kindheit gewesen sei. Aus all diesen Konversationen fand der frühere Pädagoge heraus, dass jene Jugendlichen, die sehr spät mit Bildschirmen konfrontiert sind, besonders motiviert sind, ihre Begabungen und Potenziale auszuleben. Als Grund nennt er die sogenannte intrinsische Motivation. Diese werde hochgehalten, da man sie nicht mit digitalen Ablenkungen abtöte. Doch dafür seien aber auch die Eltern als Vorbilder – die nicht dauernd am Handy hängen – wichtig, wie Weilharter erklärt.

Reize abseits des Bildschirmes

Es gehe darum, Kindern Reize abseits des Bildschirmes zu ermöglichen. Denn: „Bei analogen Beschäftigungen entstehen wichtige neuronale Netzwerke“, sagt Weilharter. Die Frage „Was macht mein Kind gerne?“ kann dabei helfen, Beschäftigungen außerhalb der digitalen Welt zu finden. Mit gezieltem Lob unterstütze man das Kind dabei. Häufig kommen junge Menschen auch selbst drauf, dass die Reduktion von sozialen Netzwerken etwas Positives bewirken kann, wie der Therapeut aus Erzählungen weiß: „Ein Mädchen sagte mir, sie ist selber draufgekommen, dass die sozialen Netzwerke vergeudete Zeit seien, hat alles gelöscht und will nun Neurowissenschaftler werden.“ Und was zeichnet diese neue Elite eigentlich aus? „Das sind Jugendliche, die ihr Potenzial selber entdecken und das auch dürfen“, betont der 65-Jährige.

Tipps für Eltern

Doch Weilharter, selbst Vater von vier Töchtern, ist sich dessen bewusst, wie schwer es ist, die eigenen Kinder vom Smartphone wegzubekommen. Neben analogen Angeboten sei es wichtig, „nein zu sagen“. Weiters plädiert er für klare Linien innerhalb der Familie. „Regeln geben den Kindern Strukturen, allerdings gelten diese dann auch für die Erwachsenen.“ So könne man das gemeinsame Essen als Smartphone-freie Zeit definieren oder Bildschirm-Zeiten einführen. „Ab der Pubertät gilt dann stufenweise die Eigenverantwortung.“ Abschließend appelliert der Autor nochmal an die Eltern: „Seien Sie stark, denn es lohnt sich für Ihr Kind – es wird zur neuen Elite gehören.“


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