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Optimale OP-Ergebnisse in Orthopädie und Unfallchirurgie durch Rauchpause

Nora Heindl, 12.10.2021 14:17

LINZ. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Raucher häufiger an Infekten und Knochenheilungsstörungen nach orthopädischen und unfallchirurgischen Operationen leiden. Eine Rauchpause von nur zwölf Wochen - beginnend sechs Wochen vor bis sechs Wochen nach der Operation - reduziert die Komplikationsrate um bis zu 50 Prozent. Am Kepler Universitätsklinikum wurde deshalb das „Rauchpause-Programm“ gestartet. Vor allem starken Rauchern wird der Gebrauch von Nikotinersatzprodukten angeboten.

 (Foto: rangizzz/Shutterstock.com)
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Rauchen nimmt wesentlich Einfluss auf die Ergebnisse vor, während und nach einer Operation. Die neueste wissenschaftliche Literatur zeigt, dass rauchende Personen bei orthopädischen und unfallchirurgischen Operationen, wie etwa bei Schulterprothesen- und Schultersehnenoperationen, Hüft-, Knieprothesen-, Hallux- und Vorfußoperationen, Knochenbrüchen oder Wirbelsäulenoperationen ein zwei- bis fünffach höheres Risiko einer Komplikation in der Wundheilung und besonders einer Infektion haben.

„Außerdem dauert die Knochenheilung nach Brüchen und Osteotomien durchschnittlich vier Wochen länger als bei Nichtraucherinnen und Nichtrauchern. Bei gewissen Sehnen- und Bandverletzungen kann das Risiko für Infektionen und eine verzögerte Wundheilung sogar um das Vierfache ansteigen“,

 

sagt

 

Tobias Gotterbarm, Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie am Kepler Universitätsklinikum.

Die erhöhte Komplikationsneigung bei Rauchern ergibt sich primär durch die Notwendigkeit einer optimalen Gewebsdurchblutung während des gesamten Operationsverlaufs und der Heilungsphase. Blut und Blutbestandteile verhindern Infektionen und bringen Aufbaustoffe in den verletzten Bereich. Durch das Rauchen wird die Durchblutung jedoch stark verringert, wodurch die Heilung der Knochen, Bänder und Sehnen verzögert oder gar verhindert wird.

Eine Rauchpause von zwölf Wochen - beginnend sechs Wochen vor der Operation bis sechs Wochen nach der Operation - kann aber dieses Risiko um 50 Prozent vermindern. Bei ungeplanten Eingriffen nach Unfällen ist natürlich eine präoperative Rauchpause zwar nicht möglich, jedoch bringt auch noch eine Rauchpause unmittelbar nach einem Unfall deutlich höhere Chancen auf ein besseres Heilungsergebnis.

Rauchverzicht für ein optimales Operationsergebnis

Das individuelle „Rauchpause-Programm“ am Kepler Universitätsklinikum verfolgt das Ziel, einen Rauchverzicht bei Patienten mit bevorstehenden Operationen im orthopädischen oder unfallchirurgischen Bereich anzuregen.

An der Klinik für Orthopädie und Traumatologie des Kepler Universitätsklinikums werden Patienten präoperativ vor geplanten endoprothetischen Eingriffen nach dem derzeitigen Raucherstatus befragt. Werden Tabakprodukte konsumiert, so werden diese Personen über den Einfluss des Rauchens bei operativen Eingriffen beraten, über die möglichen Chancen aufgeklärt und zur Teilnahme am „Rauchpause“-Programm eingeladen. Nikotinersatzprodukte werden dabei grundsätzlich mit angeboten.

„Rauchpause“-Ambulanz

In einem

 

ersten Schritt

 

erfolgt die Zuweisung zur „Rauchpause“-Ambulanz an der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie. Dort wird eine präoperative Raucherberatung hinsichtlich Rauchabstinenz durchgeführt.

Im Erstgespräch erfolgen detaillierte Infos zum Ablauf der Studie hinsichtlich Rauchpause und Nikotinersatztherapie. Ebenso werden Kontakte zum „Rauchfrei Telefon“, einer Initiative der Sozialversicherungsträger, der Bundesländer und des Bundesministeriums für Gesundheit, hergestellt. Eine Selbstbeurteilung des Rauchverhaltens wird erhoben. Ebenso wird sechs Wochen präoperativ der erste Atemtest zur Erhebung des CO-Gehalts in der Atemluft durchgeführt. Ein zweiter Atemtest erfolgt bei stationärer Aufnahme einen Tag vor Durchführung der geplanten Operation. Zwischen diesen beiden Tests kann eine Versorgung mit einem Nikotinersatz in Form eines Nikotinpflasters erfolgen. Zusätzlich findet eine Cotinin-Testung im Urin statt, um zu erheben, ob es unter einer Nikotinersatztherapie zu einer signifikanten Reduktion von Nikotin bzw. der Nikotinmetaboliten kommt.

Die Patienten sind aufgefordert, das Nichtrauchen bis mindestens sechs Wochen postoperativ einzuhalten. Dabei werden Stoffwechselprodukte und Giftstoffe des Rauchens im Körper bestimmt und überwacht. Eine geplante Abschlussuntersuchung ist nach einem Jahr vorgesehen. Außerdem werden sämtliche relevanten klinischen Fragen zur Gelenksfunktion und Lebensqualität zusätzlich erhoben. Die Nachbehandlung (Wundversorgung, Physiotherapie, Lymphdrainage, Rehabilitation, etc.) wird bei allen Patienten standardisiert nach einem festen Protokoll durchgeführt. Dieses Programm wird zunächst in der Orthopädie sowie Unfallchirurgie umgesetzt und bei Endoprothesen- und Schulteroperationen in Form einer Studie wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Raucherberatung

„Als

 

zweiter Schritt

 

ist spätestens acht Wochen vor der Operation bei Bedarf zusätzlich auch eine Beratung mit Expertinnen und Experten der Lungenheilkunde vorgesehen. Hier wird eine fachspezifische Unterstützung insbesondere in Hinblick auf eine Rauch-/Nikotinentwöhnung angeboten. Um die Entwöhnung zu erleichtern, können sowohl vor wie auch nach der Operation Nikotinersatzprodukte wie Kaugummis, Pflaster, Nasenspray oder sublinguale Tabletten zur Hilfe eingesetzt werden. Diese erhöhen die Rauchpausenrate um 50 bis 60 Prozent, unabhängig von der Art und Intensität des sonstigen Programms“,

 

erklärt

 

Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum.

Rauchverzicht für immer

„Wir sind uns im Klaren, dass ein Rauchstopp nicht einfach ist, aber ist nicht doch die Aussicht auf eine rasche Genesung den Versuch wert? Ein positiver Zusatzeffekt wäre, dass möglichst viele der Patientinnen und Patienten, die eine Rauchpause durchhalten, danach nicht mehr mit dem Rauchen anfangen. Rauchverzicht schafft somit nicht nur raschere Genesung, sondern unterstützt dauerhaft die Gesundheit und spart auch Geld“, sagt

 

Nikolaus Böhler, früherer Vorstand der

 

Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie am Kepler Universitätsklinikum und Initiator dieses „Rauchpause“-Programms.

25 Prozent der Österreicher rauchen

Nach den Europäischen Raucherdaten weist Österreich mit einem Anteil von 25 Prozent eine relativ hohe Raucherrate auf. Das Wissen, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist und das Risiko für zahlreiche Erkrankungen erhöht, ist bereits weit in der Bevölkerung verbreitet, allerdings findet das laut Ärzteschaft zu geringen Widerhall in der Reduktion des regelmäßigen Nikotinkonsums. Eine Zigarette beinhaltet über 600 verschiedene Inhaltsstoffe. Beim Verbrennen entstehen über 7000 chemische Verbindungen und ungefähr 70 kanzerogene Stoffe. Nikotin und Kohlenmonoxid (CO) und andere bei der Verbrennung entstehende Stoffe führen zu einem Sauerstoffmangel in den Geweben durch eine Gefäßverengung der in den äußeren Zonen liegenden Gefäße der Körperperipherie. Speziell durch Rauchen entstehendes Kohlenmonoxid führt zu einem Missverhältnis aus Sauerstoffaufnahme und Sauerstoffverfügbarkeit für jede einzelne Zelle.


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