
FREISTADT/LINZ. Tips-Redakteur Yannik Bogensperger durfte auf einer Teststrecke im Mühlviertel, in der Nähe von Freistadt, ein paar Runden als Beifahrer eines Jännerrallye-Teilnehmers in dessen Wagen drehen. Dabei hat er hautnah erlebt, was die Faszination dieses Motorsports ausmacht.
Bäume links und rechts, ein schneebedeckter Untergrund, unter dem sich spiegelglatte Eisplatten befinden, dazu ein vor Kraft strotzender und heulender 320-PS-Motor – und trotzdem fühlte ich mich als Beifahrer des Rallyewagens relativ sicher. Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass man von allen Seiten mit einem festgezerrten Gurt angeschnallt im Auto sitzt. Zudem ist man umgeben von einem Sicherheitsgitter in Form von Stangen, von denen die Sitze wie ein Käfig umschlossen sind. Das alles vermittelt einem im Großen und Ganzen eine gewisse Sicherheit. Das hatte ich so nicht erwartet.
Ich habe mich mit der Frage, was das Rallyefahren im Mühlviertel für so viele Menschen derart faszinierend macht, auf den Weg nach Freistadt begeben. Denn dort findet heuer von 25. bis 27. Februar – Pandemie-bedingt zum ersten Mal nicht im Jänner – die 36. Jännerrallye statt. Als ich ungefähr sieben Kilometer vom Startplatz des kommenden Rennens entfernt ankam, holte mich ein sichtlich entspannt wirkender Jännerrallye-Fahrer, Michael Lengauer, ab, um mich zur abgesperrten Teststrecke in einem sehr abgelegenen Mühlviertler Wald zu bringen. Auf dem Weg dorthin driftete er immer wieder mal ein wenig auf den schneebedeckten und abgelegenen Mühlviertler Waldstraßen. Ich spürte seine Lust am Fahren und am Spiel mit dem Untergrund in Verbindung mit der Geschwindigkeit. Doch was fasziniert ihn dabei so? Dass man auf verschiedensten Untergründen schnell Autofahren könne, das treibe ihn an, so Michael Lengauer, der 2020 Dritter im Gesamtranking der Jännerrallye wurde und auch heuer wieder an den Start gehen möchte. Michael gilt als eines der größten Talente Österreichs in seinem Metier, das bekommt man in der Freistädter Rallyeszene immer wieder zu hören.
Wenn Kindheitsträume wahr werden
Wir näherten uns immer mehr jenem Waldstück, wo ich erstmals in meinem Leben ein echtes Rallye-Auto betreten werde. Doch bevor es soweit war, erzählte mir Michael noch, wie er in diesen Motorsport reinrutschte: „Als kleiner Bub schaute ich bereits immer bei der Jännerrallye zu und wusste: Ich will selbst selbst einmal dieses Rennen fahren. Diesen Traum hatte ich immer. 2015 mietete ich mir das erste Mal ein – sehr billiges – Auto und fuhr in Zwettl mein erstes Rallye-Rennen. Ich wollte das einfach mal probieren, bevor ich ein schwieriges Event wie die Jännerrallye fahre.“ Schwierig sei diese deshalb, weil man dort auf allen möglichen Untergründen fahren müsse. Es sei oft eisig, was ich auch selbst bei meinem Hautnah-Erlebnis zu spüren bekam. Wir parkten in einem verschneiten Freistädter Waldstück. In diesem drehte ich mit einem Kollegen von Michael, dem Rallye-Teilnehmer Rudolf Leitner, ein paar Runden als Beifahrer in seinem Wagen. „Rudi“, wie er in seiner Heimat liebevoll genannt wird, betreibt ein Forst- und Erdbau-Unternehmen.
Teures Hobby
Er arbeitet viel – doch das habe es ihm ermöglicht, bei Rallye-Rennen mit einem eigenen Auto teilzunehmen, wie er mir erzählte. Denn schließich kostet das alles sehr viel Geld. Für ein Renn-Wochenende benötige das Jännerrallye-Urgestein zwischen 8.000 und 15.000 Euro. Zum Kaufpreis des Fahrzeuges kommen die hohen Ersatzteilkosten, die laufend anfallen sowie professionelle Mechaniker und vieles Weitere hinzu. Doch er habe sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. „Ich träumte als Zuschauer der Jännerrallye in meiner Kindheit davon, zumindest ein einziges Mal als Fahrer dabei zu sein.“ Doch dabei blieb es nicht, geworden sind es 18 Rennen, die er mittlerweile bereits bestritt. „Mit dem Rallye-Virus infizierst du dich schneller als mit dem Corona-Virus“, scherzt er über die Faszination seines Hobbys. Denn das ist es für die meisten, kaum jemand betreibt in Österreich Rallyesport hauptberuflich als Profi.
Fahrerlebnisse
Auch Michael Lengauer betreibt seinen geliebten Motorsport hobbymäßig, er finanziere das Ganze mittlerweile „großteils über Sponsoren. Wenngleich der 28-Jährige auch selbst immer wieder Geld in die Hand nehme, wie er ehrlich sagte. Das ist es ihm wert. Um Fahrerlebnisse zu sammeln, wie ich zum Abschluss meines Tages in Freistadt. Anfangs saß ich noch ziemlich angespannt im Wagen, doch nach kürzester Zeit habe ich mich an das Tempo und die vielen Kurven gewöhnt. Der Fahrer Rudi Leitner fragte mich nach jeder Runde per Helm-Headset, ob die Geschwindigkeit für mich passt. Ich bejahte seine Frage jedes Mal aufs Neue und genoss die Fahrt im Rallye-Wagen, die nach einigen Runden wiederum vorbei war. Es war ein spannendes Erlebnis. Ein wenig wurde auch ich mit dem „Rallye-Virus“ infiziert.