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"Die Frauen sind verständlicherweise wütend"

Karin Seyringer, 28.12.2020 14:45

OÖ. Durch die Corona-Krise hätten sich Ungerechtigkeiten noch weiter verschärft, die Corona-Krise treffe Frauen besonders hart, so Oberösterreichs SPÖ-Vorsitzende Birgit Gerstorfer und die SPÖ-Frauenvorsitzende Renate Heitz. 

SPÖ Vorsitzende Birgit Gerstorfer (Foto: Volker Weihbold)
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Schon vor Corona sei die Situation für Frauen nicht rosig gewesen, in der Corona-Krise sei Gewalt an Frauen aber weiter gestiegen. „Mit Isolation, Homeoffice und Lockdown steigt für Frauen und Kinder die Gefahr an häuslicher Gewalt, dass darf nicht bagatellisiert werden“, so SPÖ OÖ-Chefin Birgit Gerstorfer.

Wichtig sei es auch, erneut auf das Beratungs- und Unterstützungsangebot bei Gewalt an Frauen hinzuweisen. Dort gebe es die Möglichkeit, sich in allen Situationen, egal ob psychische oder physische Gewalt, Unterstützung zu holen. Gewalt in der Familie sei kein populäres Thema, gerade deswegen sei es auch so wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, das Thema in der Öffentlichkeit zu diskutieren und klar zu machen, welches Angebot da ist, so Gerstorfer.

Mehr Mittel für Beratungsstellen gefordert 

Aber: Die Frauenberatungsstellen bräuchten mehr finanzielle Mittel und Personal, „durch die Krise sind sie umso mehr am Limit der Leistungsfähigkeit“. Beim autonomen Frauenzentrum etwa habe es einen Zuwachs von 20 Prozent bei der Zahl an Beratungen gegeben. 4.462 Beratungen gab es im Jahr 2019, 2020 wurde diese Zahl schon im Oktober überschritten.

Im Gewaltschutzzentrum registriert man ein rasantes Ansteigen von Betretungs- und Annäherungsverboten. 2019 wurden Österreichweit gesamt 8.748 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen. Am 31. August 2020 waren es bereits 8.063 und bis Ende Oktober habe sich die Anzahl solcher Verbote im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel erhöht. In manchen Monaten habe die Steigerung sogar bis zu 45 Prozent betragen.

„Ungerechtigkeiten“ durch Corona noch verstärkt

„Wir sehen durch die Corona-Krise die Ungerechtigkeiten noch deutlicher, diese haben sich verschärft. Das Jahr 2020 war auch politisch kein gutes für Frauen. In vielen Bereichen gab es ein Missmanagement der Bundesregierung, das die Frauen ausbaden mussten. Das darf 2021 nicht so weiter gehen“, so Gerstorfer.

Sie fordert daher ein Soforthilfepaket zum Schutz von Frauen und Kindern gegen Gewalt, bessere finanzielle und personelle Ausstattung der Frauenberatungsstellen, denn diese sei in den letzten Jahren nicht erhöht worden. Zudem müssten diese Einrichtungen in die Bewältigung der Corona-Krise stärker miteinbezogen werden.

Gerstorfer fordert auch einen Ausbau der Frauenhäuser und Frauen-Übergangswohnungen. „Ich habe angekündigt, dass wir die Frauenhäuser ausbauen werden: Das dauert aber noch etwas, 18 zusätzliche Plätze in Frauenhäusern werden aber kommen. Übergangswohnungen sind mir ein wichtiges Anliegen, hier habe ich aber leider keine finanziellen Ressourcen, das fordere ich massiv von Finanzreferent Landeshautpmann Stelzer ein“, so Gerstorfer.

„Frauen sind wütend“

Auf die generell belastende Situation durch die Corona-Krise für Frauen weist auch die frisch gewählte Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Frauen Renate Heitz, Logopädin und auch Vizebürgermeisterin von Ansfelden, hin.

„In den meisten Fällen sind es die Frauen, die rund um die Uhr versuchen, alles Mögliche zu bewältigen – vom Beruf über die Hausarbeit, die Kinderbetreuung bis zur Pflege und jetzt auch Unterricht zu Hause. Der Druck auf die Eltern steigt massiv, meist sind es die Frauen, die diesen tragen müssen“, verweist Heitz auch auf Studien.

„Die Frauen sind daher verständlicherweise wütend. Wir fordern Rahmenbedingungen, die die Frauen unterstützen.“

 Konkret fordern die SPÖ OÖ-Frauen

  • Arbeitszeitverkürzung, diese hätte positive Auswirkungen auf die Arbeitslosenquote und auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • einen Rettungsschirm für Familien und vor allem Alleinerzieherinnen und eine massive Aufstockung des Familienhärteausgleichsfonds
  • Rechtsanspruch auf Sonderurlaub, solange Bildungseinrichtungen geschlossen sind.
  • Einen Krisenplan, der Frauen tatsächlich unterstütze
  • Beschäftigungs-, Ausbildungs- und Umschulungsinitiativen für Frauen
  • Ausbau ganztägiger Kinderbetreuung, kostenlose und ganzjährige Kinderbetreuung

SPÖ Frauen – Auch Wechsel in Geschäftsführung

Neben Renate Heitz als neue Landesvorsitzende hat es bei den SPÖ Frauen auch einen Wechsel in der Geschäftsführung gegeben: Laura Wiednig ist seit 1. Dezember als  neue Geschäftsführerin im Amt. „Mit ihr gemeinsam bereiten wir die kommenden Aktivitäten der SPÖ OÖ Frauen vor, darunter wieder eine Protestaktion gegen die Kindergartengebühren vor dem Landhaus“, so Heitz.

„Wir müssen politische Veränderung und Verbesserung für Frauen schaffen und alles tun, um die am meist Betroffenen in und nach der Krise zu unterstützen. Gemeinsam mit unserer Frauenorganisation werden wir die kommenden Tage, Wochen und Monate dafür kämpfen, dass Ungerechtigkeiten beseitigt werden“, so auch Gerstorfer zum Arbeitsschwerpunkt 2021.


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