
LINZ. Am Dienstag wurde in Pichling das künftige Verkehrskonzept für den Linzer Süden präsentiert, am Donnerstag wird es in Ebelsberg vorgestellt. Die Bürgerinitiative Linz-Süd begrüßt die vorgestellten Maßnahmen, befürchtet jedoch weiterhin Stau und regen Durchzugsverkehr.
Das Mobilitätskonzept für den Linzer Süden wurde vom Planungsbüro Rosinak und Partner unter Beteiligung städtischer Mobilitätsexperten erarbeitet, die Bevölkerung war unter anderem in Form von Bürgerveranstaltungen und Umfragen eingebunden. Die Anregungen der Bürger seien auch eingearbeitet worden, sagt Gerald Ludwig von der Bürgerinitiative Linz-Süd gegenüber Tips, zudem habe es viel Raum für Fragen und zur Überprüfung der eingebrachten Maßnahmen gegeben.
Von 1000 Bewohnern des Linzer Südens nutzen 90 Prozent mehrmals pro Woche das Auto
In den Stadtteilen Pichling und Ebelsberg leben rund 21.000 Menschen. Im Zuge einer Umfrage von über 1000 Bewohnern durch Rosinak und Partner gaben 90 Prozent der Befragten an, mehrmals pro Woche das Auto zu benutzen. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass die Straßenbahn zu lange ins Stadtzentrum braucht und einen dichteren Takt bräuchte, um attraktiv zu sein. Der für den Verkehr zuständige Vizebürgermeister Martin Hajart erneuert daher seine Forderung nach einem rascheren viergleisigen Ausbau der Westbahnstrecke durch die ÖBB. Nur dann könne ein „schlagkräftiger“ S-Bahn-Takt etabliert werden, so Hajart. Derzeit ist der Ausbau für 2032 geplant.
Linzer Volkspartei will Bauprojekten künftig nur mit entsprechender Verkehrslösung zustimmen
Für essentiell hält Hajart auch die beiden neuen Buslinien 13 und 14. Letztere erschließt das Areal der ehemaligen Hillerkaserne, wo rund 3000 Wohnungen entstehen werden. „Durch die UVP-Pflicht der Bebauung des ehemaligen Kasernenareals entsteht ein Zeitfenster von rund zwei Jahren, das man nun nutzen muss. Die Planungen sollen nochmals auf den Prüfstand gestellt werden. Die verkehrlichen Auswirkungen gehören stärker berücksichtigt und es braucht einen zeitnahen Finanzierungsbeschluss für die Realisierung der so wichtigen Buslinien.“, so der Linzer Verkehrsreferent. Von Seiten der ÖVP werde es nur noch dann eine Zustimmung zu Bauprojekten geben, wenn auch eine entsprechende Verkehrslösung und deren Finanzierung vorliegt.
Mona-Lisa-Tunnel: „Nadelöhr“ sind die vorgelagerten Kreuzungen
Ein weiterer Punkt ist die Umfahrung Ebelsberg mit dem Mona-Lisa-Tunnel, den pro Tag im Schnitt 27.000 Fahrzeuge passieren. Dieser habe sich nach Analysen nicht als Nadelöhr herausgestellt, es seien eher die vorgelagerten Kreuzungen, die Stau verursachen würden. Speziell die Ampelanlagen an der Kreuzung mit der Lunzerstraße und der Traundorferstraße würden erheblich zu Staus beitragen. Die Kreuzung mit der Lunzerstraße könne durch einen Bypass in die voestalpine entlastet werden, eine Umsetzung sei bereits 2025 möglich. Bisher scheiterten diese Pläne an der Finanzierung.
Am südöstlichen Tunnelportal könne durch den Entfall der Linksabbiegespur nach Alt-Pichling Platz für einen Einfädelstreifen für Rechtseinbieger von Pichling in die Umfahrung Richtung Stadt genutzt werden. Dadurch könnte in Folge eine der drei Ampelphasen entfallen. Von Pichling kommend könnte die Linksabbiegemöglichkeit zur B1 entfallen, wodurch die Ampel obsolet wäre. Als Ersatz könnte der Verkehr rechts von der Traundorfer Straße abzweigend entlang der Busrouten der Linie 11 und 19 geführt werden.
Bürgerinitiative begrüßt Maßnahmen, befürchtet jedoch weiterhin Stau und Durchzugsverkehr
Zum Konzept gehört auch ein Ausbau des Radwegenetzes und eine Attraktivierung des Bahnhofes Ebelsberg. Auch sind „Wanderbäume“ also mobile Pflanzentröge als temporäre Durchfahrtssperren angedacht, um Durchgangsverkehr zu vermeiden und den Anliegerverkehr auf wenige Hauptrouten zu bündeln. Mögliche Pilotstandorte dafür wären der Biberweg und die Knollgutstraße.
Seitens der Bürgerinitiative Linz-Süd sei man froh, dass nach langem Drängen auf die Forderungen der Initiative eingegangen wurde, sagt Gerald Ludwig, eine gewisse Enttäuschung sei aber da. Die Erwartung vieler sei gewesen, dass das Verkehrskonzept die Stauproblematik lösen würde. Man werde sehen, ob die Verkehrsberuhigungs und -lenkungsmaßnahmen den gewünschten Effekt bringen würden. Wichtig sei nun ein konkreter Zeitplan und die entsprechende Finanzierung, damit erste Schritte rasch umgesetzt werden könnten, meint Ludwig. Ein Problem sei, dass die S-Bahn erst 2032 ein Thema sein wird. Als „gut gelungen“ bezeichnet er die vorgestellten Maßnahmen zum Thema Radverkehr.
Vizebürgermeister Martin Hajart: „Ausbau des öffentlichen Verkehrs hat allerhöchste Priorität“
Vom Ortszentrum Ebelsberg führt derzeit ein Radfahrstreifen auf der B1 zur Florianer Straße hinauf, mit Einmündung in den Geh- und Radweg Resselstraße. Dieser könnte laut Rosinak und Partner zur „Protected Bike Lane“ ausgebaut werden. In die Gegenrichtung könne man über den Schlossweg eine Fahrradstraße verordnen und eine Anknüpfung an die die Radverkehrsanlagen im Kreuzungsbereich Florianer Straße ausarbeiten. Gerald Ludwig meint, es sei wünschenswert, dass kleinere Schritte - also Verordnungen - rasch umgesetzt werden, damit sich überhaupt etwas tut.
Fest steht: In Pichling und Ebelsberg wird fleißig gebaut, mit „Sommerfeld Ebelsberg“ und weiteren Bauprojekten steigt der Druck auf die ohnehin schon stark belastete Verkehrsinfrastruktur weiter an. Für Hajart bedeutet das: „Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs hat allerhöchste Priorität – dabei sind alle Beteiligten, die Stadt Linz genauso wie der Bund, gefordert, rasch Lösungen umzusetzen“, so der Vizebürgermeister.