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LINZ. In zwanzig Jahren hat die Stadt Linz 9.230.000 Quadratmeter an Grünland verloren, das entspricht 2,7 Mal der Fläche des Central Parks in New York City. Derzeit erhitzt die potenzielle Umwidmung von 10 Hektar Grünland in Urfahr die Gemüter, eine neue Bürgerinitiative hat sich deshalb gebildet. Ein kurzer Blick in die Geschichte umstrittener Umwidmungen und Projekte in Linz und was der Linzer Bürgermeister zur Kritik der Bürgerinitiative sagt.

Der Linzer Grüngürtel ist über die Jahrzehnte wesentlich kleiner geworden, stückchenweise wurden Grünflächen in Bauland umgewidmet und versiegelt. (Foto: Bürgerinitiative "Retten wir den Grüngürtel")

Der Linzer Grüngürtel verläuft wie ein grünes Band entlang der Stadtgrenzen. Unter anderem auf Basis des örtlichen Entwicklungskonzeptes verordnet das Land OÖ überregionale Grünzonen, die nicht verbaut werden dürfen, die Stadt Linz kann zusätzliche solcher Grünflächen definieren, die für Verbauung tabu sind.

Grundsteinlegung für viele Umwidmungen erfolgte 2018

Allerdings kann die Landesregierung Flächen auch wieder aus dem überregionalen Grünzug herausnehmen, so geschehen 2018 mit rund 106 Hektar Grünland in und rund um Linz. Davon betroffen war etwa das Minigolfplatz-Areal am Freinberg, rund 5.000 Quadratmeter wurden 2020 per Gemeinderatsbeschluss in Bauland umgewidmet, dieses Jahr soll der Baustart eines Stadtvillen-Projekts ebendort erfolgen. Gegen die Umwidmung protestierte damals erfolglos die Bürgerinitiative „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt“. Mehr dazu: Minigolfplatz am Freinberg hat wieder geöffnet, aber wie lange noch?

Bürgerinitiative kämpfte für Erhalt des Pichlinger Sees als Naherholungsgebiet

Erfolgreich war hingegen 2019 die Initiative gegen den Bau des LASK-Stadions am Pichlinger See – damals ging es um 180.000 Quadratmeter Grünland, die in Bauland hätten umgewidmet werden sollen. Bekanntlich wurde das neue Stadion gebaut, allerdings auf der Gugl und nicht in Pichling. Das hatte aber auch zur Folge, dass die dortigen Leichtathletik-Anlagen wegfielen. Zum Unmut mancher Anrainer wurde die Arena am bisherigen Sportplatz der Pädagogischen Hochschule errichtet, dafür wurden Bäume gefällt und Flächen versiegelt (laut LinzPlus-Gemeinderat Lorenz Potocnik 5000 Quadratmeter). Eine Umwidmung war in diesem Fall nicht notwendig, da die Fläche bereits für Sportanlagen ausgewiesen war. Mehr dazu: Leichtathletik-Baustelle am Linzer Freinberg bleibt Aufreger

Mengerstraße: Morgentaugärten mussten weichen

Sehr hitzig war im Gemeinderat im Jänner 2023 die Diskussion um die Umwidmung von Grünland in Bauland jener unmittelbar südlich der Mengerstraße anschließenden Flächen. Nach Umwidmung der Hälfte des rund 12.300 Quadratmeter großen Grundstücks ging die restliche Fläche in den Besitz der Stadt über, um einen öffentlichen Park zu schaffen. Mehr dazu: „Umwidmung von Grünfläche in der Mengerstraße ist ein schwerer Fehler“

Grünland und Waldflächen schrumpfen

2024 erhitzt die potenzielle Umwidmung von 100.000 Quadratmetern Grünland in Urfahr die Gemüter: die neue Universität IT:U braucht zwar nur etwa halb so viel Platz (ein 5,4 Hektar großes Areal, auf dem 2,5 Hektar unverbaut bleiben sollen), doch sollen dort künftige Betriebsansiedlungen ermöglicht werden. Vielen dieser Flächen ist eines gemein: laut Stadtklimaanalyse liegen sie in als Kaltluftschneisen bezeichneten Zonen, die für die Durchlüftung und Kühlung der Innenstadt sorgen.

2003 betrug die Zahl der Flächen, welche die Stadt als Grünland oder Wald zählt, noch 5.937 Hektar, was 61,86 Prozent der Gesamtfläche des Stadtgebietes entspricht. 2023 waren es dann laut einer Aussendung der Stadt Linz 5.014 Hektar, was 52 Prozent des Stadtareals entspricht. Das sind 9.230.000 Quadratmeter weniger (2,7 mal der Central Park). (Quelle: Linz in Zahlen,Medienservice Linz)

Neue Bürgerinitiative

Um für den Erhalt des Linzer Grüngürtels zu kämpfen, hat sich eine neue Bürgerinitiative „Retten wir den Grüngürtel“ gebildet. Die Mitglieder kritisieren die geplante Verbauung und fordern eine Prüfung alternativer Standorte für die IT:U, etwa am Areal der Post City oder im Bereich des Design Centers. Kritisiert wird auch, dass Luger im November in einem Interview mit der „Krone“ davon sprach, dass der Grüngürtel nicht angerührt werde: “Und es gibt Räume, die sakrosankt bleiben: Der Grüngürtel wird nicht verbaut, da werden Sie keinen Quadratmeter neuer Umwidmungen finden.“, so Luger damals. Mehr dazu: Bürgerinitiative „Retten wir den Grüngürtel“ bildet Menschenkette um das Alte Rathaus in Linz

Stellungnahme des Bürgermeisters

In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Tips meint der Bürgermeister: „Ein wesentlicher Fokus des Masterplanes (für das Universitätsviertel, Anm.d.Red.) liegt neben den Bereichen Bildung / Forschung und Arbeitswelten übrigens auch auf der Gestaltung des Grünraums. In diesem Zusammenhang bekräftige ich auch meine Haltung, die Sie einem Interview vom 7.11. 2023 entnommen haben, dass ich gegen weitere, über die 2021 erfolgte Aufhebung des überregionalen Grünzugs hinausgehende überregionalen Eingriffe bin.“ Der Entschluss für den Standort der IT:U sei mit Stimmen von ÖVP, FPÖ und Grünen in Bund und Land gefallen. Eine betriebliche Nutzung im Sinne traditioneller Produktionsbetriebe sei dort ausgeschlossen. „Abschließend sei erwähnt, dass neben unserer Stadtplanung zudem die Abteilungen Stadtklimatologie und Umwelt, Hochwasserschutz sowie Stadtgrün in die Erstellung dieses Masterplans involviert sind. Medial bisher kolportierte “Entwicklungsziele” sind einem laufenden Prozess entnommen, der erst noch finalisiert werden muss.


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