Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Vorwürfe gegen freigestellten Brucknerhaus-Intendant: Prüfbericht im Kontrollausschuss vorgelegt

Marlis Schlatte, 09.07.2024 10:02

LINZ. Das städtische Kontrollamt berichtete in der gestrigen Sitzung des Kontrollausschusses, am 8. Juli, über die Sonderprüfung der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA). Diese würde die Vorwürfe gegen Dietmar Kerschbaum belegen und noch weiter offenlegen. Mitglieder des Kontrollausschusses und der Fraktionen fordern nun entsprechende Maßnahmen und Konsequenzen.

Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum wurde nach den Vorwürfen freigestellt. (Foto: Volker Weihbold)

Der Prüfbericht habe ergeben, dass sich der künstlerische Geschäftsführer nicht an die Vertragsgrundsätze der LIVA sowie an interne Vergaberichtlinien gehalten habe. Sogenannte In-Sich-Geschäfte stehen an der Spitze der Vorwürfe: Kerschbaum soll sich selbst und seiner Frau sowie Firmen und Vereinen, in denen er eine Funktion ausübt, lukrative Aufträge vermittelt haben.

Mehr lesen: Prüfbericht liegt vor - Linzer Bürgermeister will, dass Brucknerhaus-Chef geht

Nach der heutigen Sondersitzung des Aufsichtsrats der LIVA laufe dann eine dreimonatige Frist, in der arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen werden sollen. Ob und wer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft stellen wird, werde derzeit von den betroffenen Organen geprüft.

Redlhammer: „Ausschuss stellt keine eigenen Nachforschungen an“

Georg Redlhammer (Neos), Vorsitzender des Kontrollausschusses, zieht den Linzer Bürgermeister Klaus Luger in seine Verantwortung und fordert Konsequenzen. Er müsse die Struktur des Konstruktes LIVA-Brucknerhaus hinterfragen und auch seine eigene Rolle. Zudem kritisiert Redlhammer, dass Luger entgegen der Vereinbarung aller Fraktionen im Kontrollausschuss, den Bericht vor der Sitzung des Kontrollausschusses der Presse präsentierte und seine Meinung abgab.

„Der Kontrollausschuss, der den Bericht am Montag inhaltlich diskutierte, ist kein Tribunal und auch kein Untersuchungsausschuss. Der Ausschuss berät über den Bericht, stellt keine eigenen Nachforschungen an oder organisiert Befragungen. Er darf das auch nicht. Aus den vorgelegten Fakten bewerten die Fraktionen das Überprüfte nun politisch. Rechtlich sind die betroffenen Organe der Stadt am Zug“, so Redlhammer, der unter anderem darlegt, dass Kerschbaum sich und seiner Frau in den vergangenen fünf Jahren über 120.000 Euro aus dem Brucknerhaus Budget bezahlt habe.

SPÖ: Konsequent und strikt handeln

„Die vorliegenden Erkenntnisse des Prüfungsberichtes sind untragbar, die Liste der Verfehlungen endlos. Es zeugt von unkorrekten Management-Verhalten, welches für eine städtische Kultur- und Veranstaltungsinstitution nicht tragbar ist“, zeigt sich Thomas Gegenhuber (SP), Mitglied des Kontrollausschusses der LIVA, entrüstet. Es sei unumgänglich konsequent und strikt zu handeln. Eine Weiterbeschäftigung von Kerschbaum wäre nicht tragbar, so Gegenhuber.

Grüne fordern Befragung von Kerschbaum

Die Kontrollausschusssitzung sei aus Grüner Sicht aufgrund rechtlicher Hürden wenig zufriedenstellend verlaufen, so Gemeinderätin Ursula Roschger. Die Kontrollsprecherin der Grünen Linz hätte sich die Einladung des derzeit freigestellten Brucknerhaus-Intendanten in den Ausschuss gewünscht, was jedoch aufgrund juristischer Bedenken nicht möglich sei. „Die Begründung dafür ist schwer nachvollziehbar. Um hier Klarheit zu erlangen, habe ich in der heutigen Ausschusssitzung eine schriftliche Begründung für diese Rechtsansicht gefordert. Schließlich ist die Befragung des künstlerischen Leiters als zentrale Person in der Causa wichtig, um den Aufklärungsprozess vorantreiben zu können“, so Roschger, die außerdem Einsicht in das Gutachten der KPMG (Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft) für den Ausschuss fordert.

„Nachhaltigen Schaden abwenden“

„Wir Freiheitliche bedauern die Entwicklungen rund um das Brucknerhaus und die LIVA – ausgerechnet im Brucknerjahr und im 50. Jubiläumsjahr – zutiefst, denn am Ende bleibt ein Imageschaden. Ungeachtet dessen wiegen die Darstellungen im Kontrollamtsbericht schwer. Wir haben uns von Beginn an für eine umfassende und unbeeinflusste Aufklärung ausgesprochen. Mit der Sonderprüfung ist ein erster, wichtiger Schritt getan. Entscheidend wird weiters das Ergebnis der KPMG-Prüfung sein. Für uns ist klar, dass den Empfehlungen des Kontrollamts Folge zu leisten ist“, so FPÖ-Kontrollsprecher Gemeinderat Manuel Danner (FP).

Die Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit Kerschbaum sei unausweichlich, im Anschluss sollen gut überlegte Maßnahmen für die Zukunft getroffen werden. „Jedenfalls abgewendet werden muss ein nachhaltiger Schaden für diese zentrale Linzer Kultureinrichtung“, so Danner.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden