Gemeinderat: Zwei Bauprojekte versprechen hitzige Diskussionen
LINZ. Im Gemeinderat am 3. Juli stehen zwei Beschlüsse auf der Agenda, die bereits im Vorfeld für Diskussionen sorgen. Konkret geht es um die Änderung zweier Bebauungspläne für „The Mozart“ und ein Projekt in der Stockhofstraße.
Investor Christian Lengauer plant bekanntlich ein 36 Meter hohes Gebäude an der Ecke Mozartstraße/Dametzstraße. Im unteren Teil sollen die Wirtschaftskammer und Lengauers „Weekend“-Verlag Platz finden, darüber ein fünfstöckiges Wohnhaus. Der Haupteingang liegt direkt an der Kreuzung und führt auch in den grünen Innenhof der Wirtschaftskammer (WKO). Wie berichtet, haben Anrainer eine Petition gegen das Projekt gestartet. Für den Bau ist eine Änderung des Bebauungsplanes erforderlich, der Planungsausschuss gab dafür bereits grünes Licht. Nun müsste noch der Gemeinderat mehrheitlich zustimmen.
Bürgermeister Dietmar Prammer (SP) sieht das Projekt positiv: „Die Erschließung dieses Grünraums ist ein bedeutender städtebaulicher Aspekt, der die Kreuzung deutlich aufwertet.“
Kritik von Grünen und LinzPlus: „Regelmäßige, anlassbezogene Änderung von Bebauungsplänen“
Der Planungssprecher der Grünen sieht das nicht so: „Dieses Bauvorhaben führt einmal mehr vor Augen, wie achtlos mit dem baukulturellen Erbe in unserer Stadt umgegangen wird. Hier wäre generell mehr Sensibilität und eine ressourcenschonendere Vorgehensweise mit dem Altbestand notwendig“, so Markus Rabengruber. Er kritisiert auch, dass regelmäßig Bebauungspläne geändert werden: „Ein rechtsgültiger Bebauungsplan ist als Rechtsgrundlage anzusehen und stellt auch für die die Nachbarschaft eine Rechtssicherheit dar. Diese gilt es zu schützen und nicht für die Interessen einzelner Projektwerber ständig zu ändern“
Auch LinzPlus-Gemeinderat Lorenz Potocnik sieht eine anlassbezogene Bebauungsplanänderung und erneuert seine Kritik: Der Gestaltungsbeirat werde häufig dazu missbraucht, Projekte mit fehlender städtebaulicher Grundlage zu legitimieren und so den Weg für Bebauungsplanänderungen zu ebnen. „Diese Arbeit muss schon im Vorfeld die Stadt machen. Deswegen gehören Projekte mit relevanten Bebauungsplan-Änderungen raus aus dem Beirat“, sagt Potocnik und kündigt dazu einen Antrag für die Gemeinderatssitzung im September an.
Wohnbau in der Stockhofstraße geplant
Auch für ein weiteres Projekt müsste der Gemeinderat einer Bebauungsplanänderung zustimmen: 2023 wurde die BP-Tankstelle in der Linzer Stockhofstraße von der GSA Wohnbauträger gekauft, mittlerweile wurde sie abgerissen. Ursprünglich geplant war dort ein Neubau mit sieben Geschoßen, der Gestaltungsbeirat entschied für eine Überarbeitung und eine Vorlage bei der Planungsvisite. Eine Anrainerinitiative lief Sturm gegen das Projekt, dann war es lange Zeit still. Mittlerweile gibt es grünes Licht vom Gestaltungsbeirat.
Die Linzer Grünen werden im Gemeinderat wohl nicht für den geänderten Bebauungsplan stimmen, Rabengruber übt auch hier scharfe Kritik. Im Gegensatz zu früheren Plänen nutze das Bauvorhaben das Grundstück fast zur Gänze aus. Damit sei aber eine früher gemachte Vorgabe vom Tisch, wonach die Hälfte des Grundstücks als öffentlicher Park zur Verfügung stehen müsse. Rabengruber verweist zudem auf eine Stellungnahme der Abteilung für Stadtklimatologie und Umwelt laut der „ein Planungsvorhaben dieser Dimension für den gewählten Standort ungeeignet ist, da nicht ausreichend Ausgleichsmaßnahmen gesetzt werden können, um lokale mikroklimatische Verschlechterungen zu vermeiden.“ Auch Gemeinderat Lorenz Potocnik kündigt eine Gegenstimme im Gemeinderat an.
Was den Park betrifft: Von Bürgermeister Dietmar Prammer, damals noch Planungsstadtrat,hieß es schon 2023, dass zuletzt kein Park geplant gewesen sei, sondern eine eingeschoßige Verbauung. Die Stadt hätte entschieden, „dass die Fläche zu klein für einen Park und auch zu klein für einen eingeschoßigen Bau“ sei. Hinzu komme der hohe Grünanteil in der Umgebung. Gemeint ist damit wohl der nahegelegene Bauernbergpark.
GSA-Geschäftsführer vom Mehrwert für die Nachbarschaft überzeugt
Christian Haidinger, Geschäftsführer der GSA Wohnbauträger GmbH kann die Kritik auf Tips-Nachfrage nicht nachvollziehen. Das Vorhaben sei eine innerstädtische Nachverdichtung anstatt ein Neubau auf der grünen Wiese. Der Baumbestand an der Stockhofstraße bleibe erhalten, Probegrabungen hätten gezeigt, dass keine Wurzeln beschädigt werden. Zudem werde ein Baumsachverständiger das Projekt begleiten. Geplant seien außerdem 300 Quadratmeter zusätzliche Grünfläche in der Wachreinergasse. Die Parkplätze am öffentlichen Gut bleiben laut Haidinger erhalten. Der gegenüberliegende Billa-Markt wird ins Erdgeschoss einziehen und weiterhin als Nahversorger dienen. Auch das „Linzer Modell“ kommt zur Anwendung – was bedeutet, dass ein Drittel der zusätzlichen Fläche geförderte Wohnungen sein müssen. Auch der Anrainerkritik sei Rechnung getragen worden, im Gegensatz zum Ursprungsplan wurde das Vorhaben um ein Stockwerk reduziert.
Haidinger ist vom Mehrwert für das Viertel überzeugt: „Wir betrachten bei unseren innerstädtischen Projekten stets das Gefüge im Grätzel. In der Stockhofstraße wäre es für uns viel leichter gewesen, unser Büro im Erdgeschoß anzusiedeln – der Nutzen für die Bewohner des Stockhofviertels wäre gering gewesen. Somit haben wir mit den Verantwortlichen von Billa Gespräche geführt, die positiv abgeschlossen werden konnten. Der sonst von der Schließung bedrohte Markt findet nun im Erdgeschoß einen schönen Platz, die Nebenräumlichkeiten werden im 1. Stock untergebracht. Durch die Begrünung der Wachreinergasse ist wesentlich mehr Grün vorhanden als zuvor.“
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