„Wir wollen den seelischen Hunger der Älteren stillen“
LUFTENBERG/OÖ. Normalerweise erreichen die Trainingsprogramme von „SelbA“ - Selbständig und Aktiv - jährlich 5.000 Menschen ab 55 Jahren in den Gemeinden. Wie mit den Ausgangsbeschränkungen und gegen die Einsamkeit gearbeitet wird, hat Tips mit der Leiterin Maria Hofstadler aus Luftenberg besprochen.
Tips: Selba wird digital. Eine Idee iniziert durch Corona oder war das schon vorher Thema?
Hofstadler: Wir haben schon vorher im SelbA-Bereich überlegt, in die Digitalisierung mit einzusteigen. Im Herbst haben wir Smartphone-Kurse angeboten. Ich finde es ist notwendig, und man muss auch diese Altersgruppe dazu motivieren online zu gehen. Manche sind der Meinung das kann man aussetzen, oder man benötigt es nicht mehr aber es ist die Zukunft und für alle wichtig. Dieser Kerngedanke wird momentan doppelt und dreifach bestätigt.
Tips: Wie kann man sich den Online-Auftritt nun vorstellen?
Hofstadler: Die Ausgangsbeschränkungen verschärfen das Thema Einsamkeit deutlich. Und Angst und Verzweiflung finden einen guten Nährboden. Daher haben wir aufgrund von Corona ganz schnell den Online-Talk ins Leben gerufen. Hier ist jeder eingeladen daran teilzunehmen. Bisher haben wir drei Videokonferenzen mit immer anderen Teilnehmern durchgeführt. Das wichtigste ist hier, dass man sich sieht. Mimik und Gestik sind so wichtig. Das erreicht man klarerweise beim Telefonieren nicht.
Tips: Zusätzlich wollen Sie die älteren Menschen auch fit halten?
Hofstadler: Genau, die SelbA-Trainerin kommt jetzt ins Haus. Viele von uns müssen in diesen Wochen ihren gewohnten Tagesablauf umstellen. Hilfreich kann dabei sein, den Tag einzuteilen, sich eine neue Struktur zu überlegen. Unsere SelbA-Aktiv-Angebote für zuhause können dabei unterstützend wirken. Mit diesen kann man sich körperlich und geistig fit halten. Die Übungen sind so aufgebaut, dass die Koordination immer eine wichtige Rolle spielt. Es ist ein Angebot für alle Menschen mit Mitmachvideos, Online-Talk, Übungsblätter und Mutmachvideos.
Tips: Wie sind bisher die Rückmeldungen?
Hofstadler: Es wird sehr gut angenommen, gerade die Übungsblätter zum Runterladen sind sehr beliebt. Momentan ist es auch wichtig, Personen zu erreichen, die sonst nicht in einer SelbA-Gruppe sind. Stichwort: Vereinsamung. Je länger es dauert, desto mehr kommt der Lagerkoller. Hier muss man entgegen steuern. Aber grundsätzlich hören wir nur positives: Insgesamt haben wir über 300 ehrenamtliche Trainerin in ganz Oberösterreich. Diese halten auch eben per Telefon Kontakt zu den älteren Personen, schicken Motivationsschreiben um durchzuhalten und bieten Seelensorge an. Alle üben das mit sehr großer Leidenschaft und sehr großem Engagement aus.
Tips: Ist sonst auch gerade noch etwas geplant?
Hofstadler: Es gehört ja eben nicht nur der körperliche Hunger, sondern auch der seelische gestillt. Daher bereiten wir gerade eine erweiterte Nachbarschaftshilfe vor. Wir werden uns an Organisationen wenden, die Besorgungen für die älteren Personen machen und sie bitten einen Zettel mit unseren Kontaktdaten zu dem Essenspaket zu geben. Das Ziel soll einfach weiterhin sein: „Mit Lebensfreude älter werden“.
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