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Nahe Mauthausen war vor 45 Jahren ein Atomkraftwerk geplant

Margarete Frühwirth, 08.05.2018 17:25

MAUTHAUSEN/SANKT PANTALEON. In Stein, einem kleinen Dorf in der Gemeinde St. Pantaleon, hätte vor 45 Jahren ein Atomkraftwerk (AKW) gebaut werden sollen. Johann P. (Name ist der Redaktion bekannt) war damals elf Jahre alt und er erinnert sich noch gut daran.  

Johann P. mit Blick auf das Dorf Stein am anderen Ufer der Donau
Johann P. mit Blick auf das Dorf Stein am anderen Ufer der Donau

Es ist das Jahr 1973, seit einem Jahr steht das Atomkraftwerk Zwentendorf in Bau und P. bewohnt mit seiner zweifach verwitweten Mutter und seinen neun Geschwistern einen Bauernhof in der kleinen Gemeinde St. Pantaleon im Bezirk Amstetten, nur wenige Kilometer von Mauthausen und Perg entfernt. Nach dem Willen der damaligen Regierung sollte auch hier, an der Grenze zu Oberösterreich, ein AKW gebaut werden. Drei Kernkraftwerke waren in Österreich geplant: eines in Zwentendorf, eines bei Völkermarkt in Kärnten und eines in St. Pantaleon.

Widerstand gegen AKWs

„Die Kernkraftwerksgesellschaft kaufte vier von sieben Häusern im Dorf und wir mussten wegziehen“, sagt P. Obwohl AKWs in den 70er-Jahren als absolut saubere und sichere Energiequelle galten, mobilisierten sich Bürgerinitiativen und es kam zu ersten Kundgebungen. Umweltschützer führten eine Bürgerbefragung in der Gemeinde durch. Bei einer Beteiligung von 70 Prozent der Stimmberechtigten waren 90 Prozent gegen den Bau des AKW. St. Pantaleon wurde zurückgestellt und die Atomgegner konzentrierten sich auf Zwentendorf.

„Sicherheit gibt es nicht“

Eine Volksabstimmung 1978 brachte die knappe Mehrheit von 50,47 Prozent gegen die Inbetriebnahme. Wäre die Abstimmung anders ausgegangen, wäre wahrscheinlich der Reaktor in St. Pantaleon ebenfalls gebaut  worden. „Meine Mutter verkaufte noch vor der Abstimmung den Bauernhof und die Grundstücke an die Kernkraftwerksgesellschaft und wir zogen in ein neugebautes Haus nach Mauthausen und ich kam im Schuljahr 1975/76 in die vierte Klasse Hauptschule.“ Über sein Leben in St. Pantaleon und wie dieses in Mauthausen nach dem Umzug weiter verlaufen ist, darüber hat Johann P. ein Buch mit dem Titel „Sicherheit gibt es nicht!“ herausgebracht. Es ist im Verlag Österreichische Literaturgesellschaft erschienen und in jeder Buchhandlung erhältlich (ISBN 978-3-03886-002-09).

INFO

Atomabfall wird weiter produziert, obwohl dieses Problem keinesfalls gelöst ist. Das wurde auf der Nuclear Energy Conference 2018 in Prag erneut deutlich gemacht. „Atomkraft hat keine Zukunft, aber hinterlässt viele Hypotheken“, sagte Landesrat Rudi Anschober bei seiner Eröffnungsrede. Jan Haverkampf, Spezialist für Kernenergiewirtschaft, meinte, dass es bei der Entsorgung von Atomabfall keine hundertprozentige Sicherheit gibt. So wären auch die geplanten Deponien an der tschechischen Grenze nur eine Notlösung.


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