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Rauchverbot stößt Wirten und Trafikanten sauer auf

Leserartikel Ronald Baireder, 16.04.2015 10:40

MELK. Das kürzlich von der Regierung präsentierte Rauchverbot in der Gastronomie ab Mai 2018 drückt auf die Stimmung der Wirte und Trafikanten. Sie wehren sich gegen die „Bevormundung der Bürger durch die Politik“ und befürchten, dass zahlreiche Betriebe vor dem Aus stehen. 

Erich Steindl: „Viele kleine Trafiken werden zusperren müssen.“
  1 / 2   Erich Steindl: „Viele kleine Trafiken werden zusperren müssen.“
Markus Madar betreibt sieben Cafés in Melk, Loosdorf, Krems, Grein und St. Pölten. Im Jahr 2009 musste der Gastronom 90.000 Euro für Glaswände investieren, um in seinen Lokalen Nichtraucherbereiche zu schaffen. Damals hatte die Regierung ein Gesetz beschlossen, das die Wirte zur Einrichtung von Nichtraucherzonen zwang. „Diese 90.000 Euro waren eigentlich umsonst“, ärgert sich Madar, „ich gehe aber davon aus, dass mir dieser Betrag ersetzt wird.“ Der finanzielle Ersatz für die Wirte ist ebenfalls gesetzlich geregelt: Betriebe, die freiwillig bereits bis zum Juli 2016 auf rauchfrei umstellen, können als besonderen Anreiz eine Prämie erhalten. Zehn Prozent des Restwerts dessen, was investiert worden ist, wird es geben. Geschätzte Kosten für den Staat: „Bis zu 20 Millionen Euro“, sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (VP). Für die Gastronomen sind die zehn Prozent aber zu wenig. Der Wirtschaftsbund NÖ kündigte bereits an, das Verbot mit allen Mitteln zu bekämpfen.   „Viele werden zusperren“ In seinen sieben Lokalen erwartet Markus Madar enorme Umsatzeinbußen: „Ich gehe davon aus, dass die Umsätze stark sinken werden, weil die Aufenthaltsdauer der rauchenden Gäste viel kürzer wird.“ Die Konsequenz könnte sein, dass viele Betriebe zusperren müssen: „In Deutschland hat nach der Einführung des generellen Rauchverbotes in der Gastronomie 2009 jedes dritte Lokal zugesperrt. Ähnlich könnte es in Österreich sein.“ Neben den Gastronomen könnte das generelle Rauchverbot ab Mai 2018 auch die Zulieferindustrien treffen: „Auch andere Betriebe wie Winzer, Brauereien und Trafiken werden von diesem Gesetz betroffen sein“, sagt Madar.   Trafikant fürchtet Gesetz Auch die Trafikanten im Bezirk machen keinen Hehl daraus, dass sie das Rauchverbot hart treffen wird. Für die Trafiken werde das angestrebte Rauchverbot in der Gastronomie kurzfristig Umsatzeinbußen von bis zu 15 Prozent bringen, zeigten die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern. Erich Steindl betreibt die kleine Trafik am Melker Hauptplatz und ist sich sicher, dass „ich auf einen Schlag einiges weniger an Umsatz haben werde. Die Gastronomen werden sich keine Zigaretten mehr holen, wenn sie keine mehr verkaufen dürfen. Ich befürchte, dass das viele kleine Trafiken zum Aufhören veranlassen wird. Immerhin gibt es genug, die jetzt schon am Limit sind.“   Regierung freut sich über „historischen Beitrag“ “Das neu geregelte Rauchverbot ist ein historischer Beitrag zur Steigerung der Gesundheit der Menschen in Österreich“, meinte Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), „wir sind beim Nichtraucherschutz endlich in Europa angekommen.“ Mit ihrem Gesetzesentwurf stößt die Regierung auf eine breite Front der Ablehnung. Während sich viele Bürger vom Staat bevormundet fühlen, hat die Wirtschaftskammer mit einer Verfassungsklage gedroht. Eine Wirte-Initiative hat den Ministern Mitterlehner und Oberhauser Lokalverbot erteilt, und auch eine Online-Petition gegen das Rauchverbot gibt es schon.

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