Die ersten Stimmen zum Rücktritt von VP-Bürgermeister Thomas Widrich
MELK. In der gestrigen Stadtratssitzung verkündete VP-Bürgermeister Thomas Widrich seinen Rücktritt. Seit 2004 stand er der Stadtgemeinde vor. „Ich war völlig von den Socken“, so der Grünen-Stadtrat Emmerich Weiderbauer. Auch SP-Stadtrat Jürgen Eder zeigte sich überrascht, wenngleich es für ihn nur eine Frage der Zeit gewesen sei. Ganz und gar nicht erstaunt gab sich erwartungsgemäß der fast designierte Nachfolger, VP-Stadtrat Patrick Strobl, über den Rückzug: “Wir haben das in der Vergangenheit strategisch ausgerichtet.“
Mehr als sieben Stunden lang hat die gestrige Stadtratssitzung gedauert. VP-Stadtchef Thomas Widrich, der seit 1995 in der Gemeindepolitik aktiv ist, gab im Zuge dieser seinen Rückzug bekannt. Seine Nachfolge scheint bereits geregelt. „Ich würde sehr gerne diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen“, zeigt sich der 31-jährige VP-Obmann bereit für das Bürgermeisteramt. Der Parteivorstand hat ihm dafür mit einem einstimmigen Beschluss den Weg geebnet. Am 12. Juli wird dann gewählt.
„Ich habe nichts davon gewusst oder geahnt“, reagiert Grünen-Stadtrat Emmerich Weiderbauer auf den Rückzug Widrichs völlig überrascht. „Mir persönlich tut es sehr leid. Ich hatte in den letzten Jahren eine super Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister. Er hat mir in meinen Agenden viel freie Hand gelassen. Es hat sehr gut funktioniert“, so Weiderbauer weiter. „Der designierte Nachfolger ist, soweit ich gehört habe, Patrick Strobl. Das werden wir auf uns zukommen lassen. Man wird sehen, ob die Zusammenarbeit in der Form fortgesetzt wird und es der gleiche Stil sein wird. Oder ob wir die menschenverachtende Politik von Türkis-Blau zu spüren bekommen. Wir schauen mal, was kommen wird und haben keine Vorbehalte“, lässt der Grüne verlauten.
„Überrascht waren wir alle“, meint SP-Stadtrat Jürgen Eder zu den gestrigen Geschehnissen. „Die Gerüchte [dass Widrich sein Amt an Strobl übergeben wird; Anm. d. Red“ haben sich aber schon lange hartnäckig gehalten. Für mich war es deshalb nur eine Frage der Zeit“, so der Sozialdemokrat weiter. „Dass sich Patrick Strobl jetzt so schnell durchgesetzt hat, liegt sicher auch daran, dass er gute Verbindungen zu weiter oben hat – zur Landes- und Bundes-VP. Ein zweite Vermutung von mir ist, dass dem Bürgermeister Widrich der Rücktritt nahe gelegt worden ist. Zuletzt hat die VP in der Stadt ja keine positive Werbung für sich gemacht – mit der Brückenmaut und anderem“, erklärt Eder. Für ihn müsse sich Strobl jetzt beweisen, denn jetzt werde er an seinen Taten gemessen: „Nur zu sagen 'Wir machen das miteinander' ist vorbei. Ich hoffe auf richtiges gemeinsames Arbeiten.“
Für Strobl war der Rückzug Widrichs keine Überraschung: „Das wurde über Wochen und Monate vorbereitet.“ Mit einer bestimmten Causa habe der Rückzug Widrichs nichts zu tun, betont der junge Politiker. „Es waren private Überlegungen. Thomas Widrich ist seit 1995 in der Gemeindepolitik“, will Strobl medial kolportierte Gerüchte entkräften. „Ich möchte mich für die Arbeit von Widrich bedanken, der sich zu 200 Prozent für die Stadtgemeinde eingesetzt hat“, fügt er an. Zu politischen Zielen und Themensetzungen wollte sich der wahrscheinlich künftige Bürgermeister noch nicht äußern – „dazu ist es noch zu früh“. Er sei mit 15 Jahren in die Politik gegangen und wolle etwas bewegen und mitgestalten. „Ich strecke allen meine Hand entgegen“, hofft er auf eine gute Zusammenarbeit im Gemeinderat.
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