US Open 2024: Medvedev, Paul & Co. - diese Spieler könnten Jannik Sinner vom Titelgewinn stoppen
NEW YORK. Nach dem Ausscheiden von Wimbledon- und French-Open-Sieger Carlos Alcaraz sowie Titelverteidiger Novak Djokovic avanciert der italienische Australian-Open-Sieger und Weltranglistenerste Jannik Sinner zum klaren Titelfavoriten. Der 23-Jährige präsentiert sich in bestechender Form und Tennisfans stellen sich berechtigterweise die Frage: Wer kann Jannik Sinner überhaupt stoppen?
Die letzten Tage bei den US Open sorgten bei Tennisfans für überraschte Gesichter: Nach dem verblüffenden Dreisatz-Erfolg des niederländischen Athleten Botic van de Zandschulp über den Weltranglistendritten Carlos Alcaraz und der 1:3-Niederlage von Branchenprimus Novak Djokovic gegen den formstarken Australier Alexei Popyrin sind zwei Titelanwärter früh aus dem Bewerb ausgeschieden – wodurch Jannik Sinner zum klaren Favoriten auf den US-Open-Sieg 2024 avanciert.
Der Italiener, der zuletzt aufgrund eines positiven Dopingtests zu Jahresbeginn in die Kritik geraten war, ist mit klaren Siegen über die beiden US-Amerikaner Mackenzie McDonald und Alex Michelsen stark ins Turnier gestartet. Rechnet man auch seinen Lauf bei dem ATP-Turnier in Cincinnati hinzu, wo der 23-Jährige zuletzt den Titel gewinnen konnte, ist Sinner seit sieben Spielen ohne Niederlage – weswegen sich die Frage stellt, wer den Südtiroler überhaupt stoppen kann?
Medvedev und Zverev erweitern Favoritenfeld
Eine klare Antwort darauf gibt es nicht, der erste Impuls würde aber entweder Alexander Zverev oder Daniil Medvedev lauten, die dem Italiener in der Setzliste am nächsten kommen. Der 28-jährige Medvedev ist in Flushing Meadows an Position fünf gesetzt und konnte mit Dusan Lajovic und Fabian Maroszan schon zwei Brocken aus dem Weg räumen und dabei eine ansprechende Leistung zeigen. Skepsis erregt dabei allerdings, dass der Russe – der das Turnier 2021 für sich entscheiden konnte – bei den Hartplatz-Bewerben im August zuvor bereits früh ausschied. In Montreal setzte es eine Auftaktniederlage gegen Davidovich Fokina, in Cincinnati ein frühes Aus gegen Jiri Lehecka. Nun wartet mit Flavio Cobolli ein Landsmann Sinners, der nicht leicht zu bespielen sein wird.
Sinner mit vermeintlich leichteren Zweig
Zverev hingegen, der an Position vier gesetzt ist und sich im stärker einzuschätzenden Zweig von Novak Djokovic befindet, ist ein tiefer Turnierlauf zwar zuzutrauen, er müsste dafür aber zahlreiche Spitzenspieler aus dem Weg räumen. Zunächst wartet auf den Deutschen mit Lokalmatador Brandon Nakashima ein junger Spieler, der in diesem Turnier mit Holger Rune und Olympia-Bronzemedaillengewinner Lorenzo Musetti bereits zwei Topspieler aus dem Weg räumen könnte. Anschließend würde auf ihn entweder Casper Ruud oder US-Boy Taylor Fritz warten. Auch Andrey Rublev, Grigor Dimitrov, Frances Tiafoe sowie Djokovic-Bezwinger Popyrin befinden sich im Zweig von Zverev, dem dadurch ein Monsterprogramm droht.
Blickt man auf den Zweig von Jannik Sinner, so ließe sich der Weg des Italieners ins Finale vermeintlich durchaus besser zeichnen – auch, wenn bemerkt werden muss, dass an den Beispielen Djokovic und Alcaraz bereits gezeigt wurde, dass Überraschungen jederzeit möglich sind. In der dritten Runde erwartet Sinner mit dem Australier Christopher O“Connell zwar ein unangenehmer Gegner, allerdings kein Top-Spieler. Der 30-Jährige befindet sich an Position 87 der Weltrangliste und hat keine gute Hartplatz-Saison hinter sich. Mit einem Sieg über Nicolas Jarry konnte der bei den diesjährigen US Open allerdings einen Achtungserfolg feiern.
Paul erster Härtebrocken
In einem möglichen Achtelfinale würde Sinner gemäß der Setzliste auf Tommy Paul treffen und damit einen Gegner bekommen, der tatsächlich das Zeug hätte, Sinners Erfolgslauf zu stoppen. Der US-Amerikaner fühlt sich vor heimischem Publikum wohl und kann bereits eine Halbfinal-Teilnahme bei einem Grand-Slam vorweisen. Mit einem Erstrundensieg über Lorenzo Sonego konnte Paul zudem Selbstvertrauen tanken, in der Zweitrunden-Partie gegen Max Purcell Kräfte sparen – weil der Australier verletzungsbedingt aufgeben musste. Im Head-2-Head führt Sinner zwar mit 2:1, Paul bewies dabei allerdings, dass er dem Weltranglistenersten mit seinen Anlagen ins Schwitzen bekommen kann.
Sollte Sinner die Hürde allerdings nehmen, würde er im Viertelfinale mit Daniil Medvedev – sofern sich der Russe gegen das unangenehm zu bespielende Trio Cobolli, Mensik oder Borges durchsetzen kann – ein kleines Finale bestreiten. Im Head-2-Head führt Medvedev mit 7:5, auch das letzte Duell der beiden, das in Wimbledon stattfand, entschied der 28-Jährige für sich. Für ein Weiterkommen wird es daher eine Top-Leistung von beiden benötigen, die dann wohl ein Match auf Augenhöhe bestreiten werden, bei dem die Tagesform entscheidend ist.
Halbfinal-Überraschung fix
Sollte Sinner allerdings auch Medvedev aus dem Turnier kicken, wäre sein Halbfinal-Gegner schwer auszumachen und wohl eine Überraschung. Gemäß der Setzliste würde dann der Australier Alex de Minaur warten, ein Semifinal-Einzug des zuletzt länger verletzen 25-Jährigen ist aber nicht gewiss. Mit dem Tschechen Tomas Machac, Alcaraz-Bewzinger de Zandschulp, dem Italiener Matteo Arnaldi, Talent Jack Draper und nicht zuletzt dem unberechenbaren Australier Jordan Thompson werden wohl mehrere Spieler aus der zweiten Riege alles daransetzen, die durch das Djokovic-Aus riesige und neugewonnene Chance auf einen tiefen Turnierlauf zu nützen und sich das Halbfinal-Ticket zu krallen.
Ein mögliches Finale ist dann ohnehin nahezu unmöglich zu prognostizieren, auch der Verlauf und die Siegeschancen schwer auszumachen – weil solche Spiele immer Besonders sind. Egal wie das Turnier auch weiterverlaufen sollte, klar ist: Sinner stehen auch trotz des Ausscheidens von zwei Titelfavoriten noch mehrere Härtebrocken bevor. Und Spieler wie Alexander Zverev, Andrey Rublev, Taylor Fritz & Co. haben die riesige Chance, endlich den großen Coup zu landen und sich den langersehnten Traum vom Grand-Slam-Erfolg erfüllen.
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