Sinkende Erlöse, höhere Produktionskosten - Schwierige Zeiten für Oberösterreichs Schweinebauern
OÖ. Es herrschen derzeit „durchaus turbulente Zeiten“ auf Österreichs Schweinemarkt, so Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Grund dafür sind die sinkenden Erlöse für ein Mastschwein beziehungsweise Ferkel. Außerdem sind die Produktionskosten in der Schweineproduktion gestiegen und der Wunsch nach Schweinefleisch aus noch tierfreundlicherer Haltung wird immer größer.
Auf rund 5.000 Höfen in Oberösterreich werden nach den Daten der letzten Viehzählung Schweine gehalten. Für rund 1.700 davon, die in Summe rund eine Million Schweine und damit gut 90 Prozent des oberösterreichischen Schweinebestandes halten, ist die Schweinehaltung die Haupt-Einkommensquelle. Damit ist Oberösterreich das führende Bundesland in der Schweinehaltung. „Daher ist eine nachhaltig positive Entwicklung dieser Sparte auch für uns als Landwirtschaftskammer von großer Bedeutung. Corona verursachte extreme Anspannungen auf den Märkten. Deshalb begrüßen wir den vor kurzem angekündigten Verlustersatz für die Schweinemast und die Ferkelerzeugung“, so Franz Waldenberger.
Erlöse gefallen - Produktionskosten gestiegen
Das vergangene Jahr mit den Auswirkungen der Coronapandemie und den Marktverwerfungen durch die afrikanische Schweinepest lassen die Bauern verzweifeln. Die aktuelle Einkommenssituation und vor allem die unsicheren Aussichten für das heurige Jahr bereiten größte Sorge. „Das geht nicht nur an die wirtschaftliche Substanz, sondern schwächt das Vertrauen in diese Produktionssparte nachhaltig. Und dabei bräuchten gerade die Ferkelerzeuger viele einkommensstarke Jahre, um die extrem hohen Umstellungskosten, die durch sich ändernde politische Rahmenbedingungen entstanden sind und noch entstehen werden, ausgleichen zu können“, erläutert Johann Stinglmayr, Leiter der Beratungsstelle Schweinehaltung. Der durchschnittliche Ferkelpreis ist mit 10 Euro um rund 15 Prozent gefallen. Die extrem gestiegenen Produktionskosten und stagnierende Preise machen die heimische Ferkelerzeugung unrentabel, sagt Stinglmayr. Für ein Mastschwein betragen die Erlöse derzeit 11 Euro. Die Auflagen und Zwänge, die man den Bauern in der letzten Zeit auferlegt habe, waren enorm, so Stinglmayr. Die Bauern brauchen jetzt einmal Ruhe, um diese auch umsetzen zu können, dann sehe er riesen Chancen.
Mit neuen Regeln zu mehr Tierwohl
Die Schweinebranche sei in einer ständigen Veränderung und Entwicklung. Auch im Bereich des Tierwohles, sei man bereit sich weiterzuentwickeln da hier der Wunsch immer größer wird. Die zusätzlichen Investitionen, die dafür nötig seien, sollen in den Preisen abgegolten werden, sagt Waldenberger.
Auf politischer Ebene stand die Schweinehaltung 2021 im Fokus wie selten zuvor. Tierschutzvolksbegehren und diverse Stalleinbrüche durch NGOs hielten die Interessensvertretungen der Schweinebauern auf Trab. Die vehemente Forderung nach mehr Tierwohl im Schweinestall führte letztlich zu zwei substanziellen Konsequenzen.
- Ein Upgrade beim AMA-Gütesiegel, das bedeutet ab 2022 zehn Prozent mehr Platz für die Schweine, zusätzliches Beschäftigungsmaterial, Teilnahme am Antibiotikamonitoring sowie verpflichtender Einbau von Ökospalten bei Neubaubetrieben.
- Auch auf Ebene der allgemein gültigen gesetzlichen Bedingungen wurde im Parlament gegen Jahresende der herkömmliche Vollspaltenboden zu einem Auslaufmodell. Demnach wird ab 2023 bei Neu- und Umbauten für alle Schweinemäster der Einbau von Ökospalten zur Pflicht. Dies ist ein Spaltenboden mit einem eigenen Liegebereich, der maximal zehn Prozent Lochanteil aufweist.
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