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Am Attersee entstehen neue Steinzeit-Einbäume aus Weißtannen

Thomas Leitner, 09.09.2025 13:42

SEEWALCHEN. Am Attersee werden derzeit zwei Boote nach steinzeitlichem Vorbild gebaut. Grundlage sind mächtige Weißtannen aus dem Forstrevier Loibichl.

Verantwortliche bei der Präsentation der Einbaum-Baustelle am Attersee (Foto: Tom Leitner)
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Am Attersee wird durch ein Regatte EU Leaderprojekt ein Stück Geschichte lebendig: Der Verein „Pfahlbau am Attersee“ baut gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) und dem Naturhistorischen Museum (NHM) zwei Einbäume. Die Boote entstehen nach jahrtausendealtem Vorbild der Pfahlbauer, die hier schon vor rund 8.000 Jahren über den See fuhren. Gefördert wird das Projekt

„Seit jeher zählt der Wald zu den wichtigsten Lebensgrundlagen des Menschen – Holz war schon in der Steinzeit als Bau- und Brennstoff unverzichtbar und ist es bis heute geblieben. Mit dem Einbaum-Projekt wird hier am Attersee ein Stück Geschichte lebendig gemacht“, erklärt Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der Bundesforste.

Weißtannen aus der Region

Für den Bau wurden zwei rund 130 Jahre alte Weißtannen ausgewählt, die im Forstrevier Loibichl gefällt wurden. Mit über 40 Metern Höhe und bis zu 3,5 Metern Umfang zählen sie zu den Baumriesen der Region. „Die Weißtanne ist eine für die Region typische Baumart mit langer Tradition. Sie ist stabil, gut zu bearbeiten und damit ideal für die Einbaum-Herstellung geeignet. Damit wird sichtbar, welche vielfältige Rolle unsere Wälder in der Region spielen“, sagt Laurenz Aschauer, Leiter des ÖBf-Forstbetriebs Traun-Innviertel.

Zwei Bauweisen – modern und steinzeitlich

Die Arbeiten finden derzeit an der Seewalchner Promenade statt. Ein Einbaum wird mit Motorsägen und modernen Werkzeugen gefertigt, beim zweiten setzen die Archäologen und Handwerker auf rekonstruiertes Steinzeit-Werkzeug aus Holz, Stein, Eisen oder Bronze.

„Insgesamt rund 600 Stunden Handarbeit stecken in einem Einbaum – vom Abflachen des Rumpfes bis zum Aushöhlen des Stammes. Uns geht es darum, diesen ursprünglichen Charakter wieder lebendig zu machen und für alle sichtbar und nachvollziehbar zu machen“, betont Gerald Egger vom Pfahlbauverein Attersee.

Fertigstellung bis Sommer 2026

Nach der ersten Bearbeitung werden die sogenannten „Prügel“ mehrere Monate im Attersee versenkt. Dadurch wird das Holz widerstandsfähiger gegen Sonne, Wind und Regen. Im Sommer 2026 sollen die Boote fertiggestellt werden. Geplant ist eine Einbaum-Regatta, die – wie bereits 2016 – zahlreiche Besucher an den Attersee locken soll.

Weltkulturerbe Pfahlbauten

Der Attersee gilt als ein Zentrum der Pfahlbau-Forschung. Mehr als 30 Fundstellen sind hier bislang bekannt. Unter Wasser konnten viele Überreste von Siedlungen, Werkzeugen und Alltagsgegenständen überdauern. 2011 wurden die Fundstellen am Attersee gemeinsam mit weiteren in sechs Ländern von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Mit den neuen Einbäumen knüpft der Verein „Pfahlbau am Attersee“ an diese Tradition an und macht Geschichte für Einheimische wie Besucher erlebbar.