Denkmalpflege mit Pinsel und Schwamm am gotischen Flügelaltar in Kefermarkt
KEFERMARKT. Eingehüllt in einen weißen Schutzanzug, Maske und blaue Handschuhe, in der linken Hand einen Staubsaugerschlauch, rechts einen Ziegenhaarpinsel: So ausgerüstet, bearbeitet ein Restauratoren-Team derzeit den weltberühmten gotischen Kefermarkter Flügelaltar. Ein Tips-Lokalaugenschein.
Mit feinen Pinselstrichen säubern Ulrike Palm, akademische Restauratorin des Bundesdenkmalamts (Abteilung für Konservierung und Restaurierung), und ihr Team jedes kleinste Detail des Altars. Aus Lindenholz haben ihn unbekannte Meister Ende des 15. Jahrhunderts geschnitzt. „Staub und Vogelkot sind der ideale Nährboden für Schimmel und mikrobiellen Befall“, erklärt Palm. Was der weiche Ziegenhaarpinsel aufwirbelt, wird mit Spezialsaugern mit besonderen Filtern abgesaugt. Auch spezielle Schwämmchen kommen am ganzen Altar zum Einsatz. Drei Wochen lang haben die Restauratorinnen Zeit, die liebevoll ausgeführten Schnitzereien, bei denen keine Figur der anderen gleicht, zu bearbeiten und damit zu ihrem Erhalt beizutragen. Auch die Digitalisierung wird durchgeführt. Alle Arbeiten sind Teil eines Interreg-Projekts des Tourismusverbands Mühlviertel zur Wiederbelebung der Gotikstraße im Mühlviertel und in Südböhmen.
Letzte Maßnahme 2004
„Wir kontrollieren das Holz auf Stabilität und auf Schäden und reinigen die Oberfläche“, erklärt Ulrike Palm. 2004 war der 13,5 Meter hohe Flügelaltar zum letzten Mal bearbeitet worden. „Jetzt merkt man bereits eine deutliche Verschmutzung, die dem Holz auf Dauer schadet“, so die Restauratorin. Grundsätzlich sei die Konstruktion jedoch stabil und vom Holzwurm verschont. Ziel ist es, den Flügelaltar nicht wie neu, aber gepflegt ausschauen zu lassen. Dabei war seine Optik einmal eine andere.
Adalbert Stifter als Denkmalschützer
Mitte des 19. Jahrhunderts war es der Dichter Adalbert Stifter, der die Initiative zur Rettung des Flügelaltars setzte. Damals war die Holzsubstanz aufgrund von massivem Holzwurmbefall akut gefährdet. Zudem war der Altar farbig gefasst, die Farbfassung wies allerdings Schäden auf. Vor allem erschien sie damals aber nicht stilgerecht. Bei der Restaurierung wurden viele Teile nachgeschnitzt und die Farbe entfernt. Die Maßnahmen veränderten das Aussehen des Altars. „Die Entscheidungen von damals würde man heute nicht mehr in dieser Form fällen, doch wir haben Respekt davor“, betont Ulrike Palm.
Eine nicht alltägliche Tätigkeit
Aber nicht nur, weil sich Adalbert Stifter, Dichter und Mitbegründer der modernen Denkmalpflege, hier betätigt hat, ist die Arbeit in Kefermarkt für die Restauratorin etwas Besonderes: „Der Flügelaltar hat herausragende Qualität und kunsthistorisch einen großen Stellenwert. Es ist nicht alltäglich, hier zu arbeiten.“
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