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OÖ. Die Weihnachtszeit ist für viele Menschen eine schöne und wertvolle Zeit, bei anderen ist sie wiederum mit ungeliebten Traditionen verbunden. Unabhängig davon wird Weihnachten in diesem Jahr von Einschränkungen und Einsamkeit begleitet werden, hält die Krisenhilfe Oberösterreich fest. Bei ihr melden sich derzeit - wie berichtet - zunehmend Menschen, weil sie sich einsam fühlen.

Bei der Krisenhilfe Oberösterreich melden sich derzeit zunehmend Menschen, weil sie sich einsam fühlen. Darunter sind auch mehr junge und Personen mit einem sozialen Netzwerk. (Foto: Thomas Hackl)
photo_library Bei der Krisenhilfe Oberösterreich melden sich derzeit zunehmend Menschen, weil sie sich einsam fühlen. Darunter sind auch mehr junge und Personen mit einem sozialen Netzwerk. (Foto: Thomas Hackl)

Laut einer Erhebung trafen sich sieben Prozent der Europäer bereits vor der Corona-Pandemie nicht ein einziges Mal im Jahr mit Freunden oder Verwandten. Einsamkeit ist kein neues Phänomen, wird aber in der Weihnachtszeit noch einmal spürbarer. In diesem Jahr kommt die Reduktion sozialer Kontakte hinzu. Besonders quälend wird Einsamkeit wahrgenommen, wenn zuvor ein vertrauensvolles Mitteilen möglich war und Menschen getrennt leben. „Weihnachten ist ein Fest der Nähe - auch der körperlichen Nähe. Das wird heuer voraussichtlich so nicht realisierbar sein. Liebgewordene Rituale können nicht abgehalten werden, viele Arten der Begegnungen sollten vermieden werden. Viele Menschen kämpfen daher mit Schuld- und Verantwortungsgefühlen: Soll ich meine Großeltern besuchen, darf ich mich mit Freunden treffen, die alleinstehend sind? Wie können wir zusammen im kleinen Rahmen feiern, ohne zum Beispiel die Oma, den Opa und andere Risikogruppen zu gefährden?“, sagt Sonja Hörmanseder, Leiterin der Krisenhilfe Oberösterreich.

„Energie ist langsam erschöpft“

Ein weiterer Aspekt in diesem Jahr ist, dass für Menschen ohne Familienanschluss möglicherweise auch wichtige Rituale wie Weihnachtsmessen oder Nachbarschaftsfeste wegfallen. „Unser Organismus ist seit März 2020 damit beschäftigt, sich immerzu auf etwas Neues einzustellen. Dies dauert nun schon sehr lange und eine Ende ist nicht in Sicht. Mit Weihnachten kommt eine emotional aufgeladene Zeit, die nochmals extrem viel Adaptierung benötigt: Das geht los mit Christkindlmärkten, Nikolausfeiern, bis hin zu Adventsingen, Weihnachten selbst, Sternsingen etc.. Unsere Energie für Neuanpassungsleistung ist langsam erschöpft, wir sind jetzt vulnerabler als wir es im März waren. Dies gilt auch für jene Menschen, die sonst ‚gut aufgestellt‘ sind und ein funktionierendes soziales Netzwerk haben“, führt Martin Schmid, Mitarbeiter der Krisenhilfe OÖ aus.

Beinahe alle Anrufe haben Corona-Kontext

Die Annahme, dass nur ältere Menschen einsam seien, ist falsch, ergänzt Hörmanseder. Derzeit melden sich auch viele junge Menschen bei der Krisenhilfe Oberösterreich. „Mittlerweile haben beinahe alle Anrufe, die bei der Krisenhilfe OÖ eintreffen, einen Corona-Kontext. Gerade das Thema Einsamkeit und die Überforderung mit der jetzigen Situation führen zu psychischen Krisen“, sagt Hörmanseder. Eine erste Corona-Studie im April zeigte einen Anstieg von Depressionen, Ängsten oder Schlafproblemen auf einen drei- bis fünffachen Wert im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Betroffen davon sind vor allem gesellschaftlich schwächere Menschen mit Personen mit Migrationshintergrund, arme und arbeitslose Menschen, Menschen mit Behinderungen, Alleinerziehende sowie ältere und pflegebedürftige Menschen (Quelle: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz).

„Einsame Menschen leiden häufiger an Erschöpfung, Entzündungen, Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen und Infektionskrankheiten. Vor allem leiden einsame Menschen aber auch häufiger an Angststörungen. 2019 verzeichnete die Krisenhilfe OÖ über 29.000 Kontakte, für 2020 gibt es noch keine finale Auswertung, es werden aber ähnlich viele sein. Die Zahlen befinden sich auf einem hohen Niveau“, sagt die Leiterin der Krisenhilfe Oberösterreich. Momentan seien auch mehr Einsätze aufgrund von Suiziden zu verzeichnen. Das bedeute jedoch nicht, dass die Zahl der Suizide insgesamt steige, wendet Schmid ein.

„Chance, sich auf das Wesentliche zu besinnen“

Was der psychischen Gesundheit helfen kann? „Es ist wichtig, unveränderbare Situationen so zu akzeptieren wie sie sind, um keine wertvollen Energien zu verschwenden. Versuchen Sie, positive Dinge und Erlebnisse, auch wenn sie noch so klein sind und unscheinbar wirken, besonders bewusst wahrzunehmen. Bleiben Sie auf jeden Fall in Kontakt mit anderen Menschen, das ist extrem wichtig“, empfiehlt Hörmanseder. Eventuell könne Weihnachten auch als Chance gesehen werden, sich auf das Wichtige zu besinnen, ergänzt Schmid. Stress und Konsum seien nicht alles.

Die Krisenhilfe Oberösterreich ist unter der Telefonnummer 0732/2177 rund um die Uhr zu erreichen. Bei Bedarf werden auch Hausbesuche gemacht und unter der Einhaltung der Schutzmaßnahmen persönliche Beratungen durchgeführt. Die Krisenhilfe OÖ ist ein Trägerverbund von pro mente Oberösterreich, Exit sozial, dem Roten Kreuz, der TelefonSeelsorge Oberösterreich und der Notfallseelsorge.

Zur Webseite der Krisenhilfe OÖ


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