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Mehr Sicherheit für Patienten und Mitarbeiter: Wie „Hal“ die medizinische Ausbildung in Oberösterreich verbessert

Tips Logo Karin Seyringer, 17.01.2024 21:31

OÖ/LINZ. „Das ist Hal Junior, sein Vater ist heute in Bad Ischl unterwegs. Als Frau, im Kreißsaal“. LH-Stellvertreterin, Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) stellte am Mittwoch in Linz einen ganz besonderen Gast vor: Simulator Hal. Anlass war der erste Geburtstag des medizinischen Simulations- und Trainingszentrums der OÖ Gesundheitsholding (OÖG), mittlerweile ausgerollt und in ganz Oberösterreich vor Ort im Einsatz.

  1 / 4   Simulationstraining Intensivstation - "Patient" Hal ermöglicht lernen für die Akutsituation. (Foto: OÖG/Dominik Derflinger)

Im KUK läutet das Telefon in der Unfallabteilung, die Rettungsleitzentrale kündigt einen Helikopter mit einem Skiunfall an – Verdacht auf schweres Schädel-Hirn-Trauma und Wirbelsäulenverletzung. Die Maschinerie läuft los …

Ein Szenario, das tagtäglich in den heimischen Spitälern vorkommt.

Um die Abläufe im Team, die Kommunikation, die richtigen Handgriffe zu trainieren, reist „Hal“ als Patient auch quer durch Oberösterreich an die OÖG-Spitäler. Er ist bedeutender Teil des OÖ. Simulations- und Trainingszentrums der OÖG in der Linzer Krankenhausstraße. Er ist auf den ersten Blick eine einfache, aber lebensgroße Puppe, auf den zweiten Blick ein hochtechnologisierter Computer. Er ist „humanoid, automatisiert, lernfähig“.

Wandlungsfähiger Hal

„Hal“ ist dabei sehr wandlungsfähig: Aktuell gibt es eine Junior- und eine Senior-Ausführung. Je nach Übungs-Szenario als Mann oder Frau und je nach Zielgruppe – Student, Pflegeschülerin, erfahrener Top-Chirurg – ist er an unterschiedliche Niveaus angepasst. Gesteuert wird Hal über ein Tablet. Auf Handlung folgt Reaktion – beispielsweise die Injektion eines Medikaments.

Abläufe im Kopf abrufen können

„Die Technik wird immer wesentlicher, besser und ausgereifter – und dient dazu, die Mitarbeiter umfassender und gezielter auszubilden, dadurch einen Mehrwert für die Patienten zu ermöglichen“, so LH-Stellvertreterin, Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander. „Das Simulationstraining ermöglicht es, in sicherer Umgebung zu lernen und zu üben, auszuprobieren, lernen, wo nichts passieren kann, um damit mehr Kompetenz für die Patienten zu haben.“ Mit dem mobilen Simulations- und Trainingszentrum sei die OÖG österreichweit Vorreiter und habe ein Alleinstellungsmerkmal.

Auch der Vorsitzende der OÖG-Geschäftsführung Franz Harnoncourt sieht eine Win-win-Situation für Mitarbeiter wie Patienten: „Der einzelne Patient, ungeplante Notfallsituationen – das sind immer große, individuelle Herausforderungen.“ Denn: „Ungewohnte oder Akutsituationen lösen Stress aus. Gerade hier ist es nötig, auf trainiertes Wissen und Abläufe zurückgreifen zu können. Mit dem Simulationszentrum wird Back-up geschaffen.“

So auch Harald Schöffl, Mitglied der OÖG-Geschäftsführung: „Wir wissen, was Patienten und Angehörige erwarten: in guten und sicheren Händen zu sein. Dafür müssen wir Tag für Tag neue Wege finden, um alle Mitarbeiter auf dieses Ziel hin optimal vorzubereiten.“

Ausbildung im Team

Schöffl unterstreicht, dass die Technologie gerade für die Arbeit im Team eine wertvolle Ergänzung ist. „Ziel ist es, möglichst effizient, ohne Umwege, in die richtige Richtung zu gehen. Es geht im Training nicht nur um Fachwissen, sondern um Schnittstellen: wie wird kommuniziert? Es geht um Prozesse.“

Die Trainings finden nicht nur in Linz, sondern vor Ort statt, Hal ist mobil und mit einem Simulation-Trainingsfahrzeug an den OÖG-Häusern in Oberösterreich unterwegs. „Wir kommen mit dem Simulator vorbei, zum Beispiel in den Schockraum. Dort gibt es erst ein Briefing, dann wird das jeweilige Szenario durchgespielt“, erläutert Gerlinde Luch, Geschäftsführerin des Zentrums. Zum Anschluss wird evaluiert, was besser, anders gemacht werden kann. Dabei gehe es oft um Kleinigkeiten – wie: sind alle benötigten Geräte da, wo sie sein sollen. Geschäftsführer Gerald Mayr bringt es auf den Punkt: „Kurzum: Es geht es darum, dass die Mitarbeiter in ruhiger Atmosphäre so geschult werden, dass sie es in der realen Krise können und Fehler nicht am Patienten passieren.“

Großes Interesse an Schulungen

Die Bilanz nach dem ersten Jahr ist erfreulich, die Mitarbeiter nehmen das Programm sehr gut an. Im ersten Jahr wurden 85 Kurse mit 710 Personen aus dem klinischen Alltag durchgeführt. 2024 will man die Zahl auf 120 Trainings und damit rund 1.000 Teilnehmern erhöhen. Ein sehr beliebtes Training sei es etwa, den ersten Nachtdienst zu simulieren.  

Auch im Studium im Einsatz

Über den Verein „Sinus - interdisziplinäre Notfallinitiative“ in Linz ist das Simulationszentrum mittlerweile auch für Studierende nutzbar. Künftig werde noch mehr Fokus darauf gelegt.

Die Kosten für „Hal“ belaufen sich laut Luch je nach Ausführung auf 100.000 bis 150.000 Euro, die Anschaffung eines zweiten Seniors sowie einer Kleinkind-Ausführung stehe auf der Agenda.

Drei Schwerpunkte im Simulationszentrum

Die OÖG hat mit 1. Jänner 2023 die Biomed Trainingszentrum GmbH als 100-prozentige Tochtergesellschaft des Kepler Uni Klinikums übernommen – damit in das OÖ. Simulations- und Trainingszentrum umbenannt. Standort ist in der Krankenhausstraße in Linz.

Schwerpunkte sind das Simulationstraining, der „Point of care Ultraschall“ – kurz „POCUS“, damit ortsunabhängig, etwa bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn, Ultraschall-Untersuchungen durchgeführt werden können, und weiterhin das Mikrochirurgische Ausbildungszentrum (MAZ). So wie bei diesem ist generell weiterer Ausbau und Weiterentwicklung mit Marktöffnung geplant. Eine erste Kooperation mit einem großen Wiener Klinikum sei bereits gestartet, so Schöffl.

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